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Gregor Hildebrandt - Der Himmel im Raum, Berlinische Galerie

von Verena Straub (10.06.2009)


Gregor Hildebrandt - Der Himmel im Raum, Berlinische Galerie

Als wäre man ins Innere einer Kassette eingespult, eingewickelt und umgeben von schwarz glänzenden Tonbändern: So fühlt man sich in Gregor Hildebrandts Rauminstallation, die derzeit in der Berlinischen Galerie zu sehen ist.
Die Materialien, mit denen Hildebrandt arbeitet, sind Audio- oder Videobänder, Kassetten und Schallplatten. Er nimmt Songs auf Tonbänder auf, um diese anschließend zu abstrakten Tableaus anzuordnen. Was uns umgibt, ist jedoch keine Musik, sondern „weißes Rauschen“, oder besser gesagt: schwarz glänzendes Rauschen.

Auf dem Boden formieren sich einzelne Kassettentape-Streifen zu einem „Holzimitationsparkett“ (2009), das eine eher bürgerlich-spießige Wohnzimmeratmosphäre mit jugendlicher Pop-Kultur vermischt (wenngleich das Kassettentape an sich schon antiquiert wirkt und eher als Retro-Welle wieder angesagt ist). Auch in seinen Tableaus ordnet Hildebrandt die Tonbänder akribisch genau Zeile für Zeile nebeneinander an und klebt sie auf Leinwand. Innerhalb der einzelnen Bänder ergeben sich Unterschiede in Form feiner Farbnuancen, sowie weiß abgerubbelte Spuren oder kleine weiße Rechtecke, die Tonband-Enden markieren. Auf diese Weise entstehen Strukturen, die manchmal geradezu malerisch wirken und einen Gegensatz zum industriellen Material und dessen mechanischer Anordnung bilden.

So kühl und reduziert die synthetisch glänzenden Oberflächen zunächst scheinen, hinter ihnen verbirgt sich eine zutiefst poetische Seite.
Allein die Titel verweisen auf die Songs, die sich im Schwarz der Bänder verbergen, so etwa „Fremder Tag (strange day [cure])“ von 2009. Anwesend ist die Musik jedoch einzig in der Imagination des Betrachters, der das Lied vielleicht kennt und es in seiner Erinnerung vergegenwärtigt. Immer hat man dabei das Gefühl, der eigentliche Inhalt entziehe sich der Wahrnehmung – als würde man an der Spiegelfläche der reflektierenden Tonbänder abprallen. Das Verlangen „dahinter“ zu blicken, auf das was verborgen im Tonband “gespeichert” ist, wird fortwährend enttäuscht.
„Held for one moment I remember a song/ An impression of sound/ Then everything is gone/ Forever/ A strange day...“ Die Schlusszeilen des Songs von The Cure scheinen diesen Eindruck auf den Punkt zu bringen und gleichzeitig ein Thema des Songs mit dem Thema des Bildes zu verknüpfen.

Verhüllend und Verbergend funktioniert auch der „Vorhang“ aus nebeneinander aufgespanntem Kassettentape, der den breiten Eingang zum Ausstellungsraum versperrt und als flirrende Membran frei im Raum montiert ist. Ähnlich wie bei den Tableaus scheint das, was im Raum dahinter verborgen ist, schemenhaft hindurch, gleichzeitig versperrt das Material die Sicht und verweigert die Wahrnehmung.
Sowohl die “Song-Tableaus“ als auch der “Tape-Vorhang” funktionieren verhüllend, zugleich aber auch als Verweis auf das Verhüllte.
Und so steht man als Besucher inmitten der Tonbänder, sieht viel und hört nichts, sucht nach Verweisen und befindet sich irgendwo im Dazwischen – zwischen einem reduzierten Formenvokabular und poetischen Andeutungen, zwischen monochrom spiegelnden Farbfeldern und melancholischer Musik, die man in leisen Tönen zu vernehmen meint... A Strange Day.

Abbildung:
- GREGOR HILDEBRANDT
Porträt des Künstlers mit der Arbeit "Holzimitationsparkett", 2009
© Gregor Hildebrandt
CourtesyGalerie Wentrup, Berlin
Foto: Martin Gehrlein
- GREGOR HILDEBRANDT
Art Basel Statement, 2008
© Gregor Hildebrandt
CourtesyGalerie Wentrup, Berlin

Ausstellung: 7. Juni - 31. August 2009
Öffnungszeiten: täglich (außer Dienstag) 10 - 18 Uhr

Berlinische Galerie
Alte Jabkobstr. 124-128
10969 Berlin

berlinischegalerie.de

Verena Straub

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