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Ostzeit – Haus der Kulturen der Welt (13.8.-13.9.09)

von Verena Straub (27.08.2009)


Ostzeit – Haus der Kulturen der Welt (13.8.-13.9.09)

Haus der Kulturen der Welt
Haus der Kulturen der Welt (hkw), Außenansicht

Pünktlich zum zwanzigsten Jahrestag des Mauerfalls ist es auf einmal wieder präsent: das Jahr 1989 und damit die Erinnerung an ein vergangenes Land, die DDR.
Während die beiden Fotoausstellungen „Kunst und Revolte ´89“ in der Akademie der Künste und „In Grenzen frei“ im Kunstgewerbemuseum den künstlerisch-bohemistischen Underground dokumentieren, zeigt die Ausstellung „Ostzeit “ im Haus der Kulturen der Welt einen eher alltäglichen Blick auf die DDR.
In insgesamt 13 verschiedenen Serien sind Fotografien von Sibylle Bergemann, Ute und Werner Mahler, Harald Hauswald und Maurice Weiss zu sehen. Sie wollen “Geschichten aus einem vergangenen Land“ erzählen, eine möglichst facettenreiche Landkarte der Erinnerung verzeichnen. Dies mag anlässlich des zwanzigsten Jahrestages passend sein, vielleicht manchmal zu passend.
Anhand von Schwarz-Weiß-Aufnahmen der bekanntesten Fotografen der DDR wird ein möglichst vielseitiges Spektrum dieses “vergangenen” Landes entworfen – von Sibylle Bergemanns Modefotografie und Zeitschriften-Cover, über Werner Mahlers Dokumentationen von Steinkohlearbeitern bis hin zu Harald Hauswalds Serie “Alltag”. Dieses Prinzip des Von-allem-ein-bißchen, wirkt bisweilen beliebig, aus aktuellen Anlass ein wenig aufgewärmt und lau. An manchen Stellen scheinen die einzelnen Serien lediglich durch den Stempel “DDR-Fotografie” miteinander in Verbindung zu treten, was den Bildern nicht gerecht wird.

Blickt man über diese – etwas ermüdenden – Rahmenbedingungen hinweg, lohnt es sich jedoch, diese zum Teil großartigen Bilder wiederzusehen:
In seiner Serie „Die Abiturienten“ begleitete Werner Mahler ehemalige Schüler einer Oberschule aus Oranienburg mit seiner Kamera über mehrere Jahre hinweg. Im Abstand von jeweils fünf Jahren entstanden Bilder, die sich zu einer ganz persönlichen Zeitreise zusammenfügen. Kleidung, Mode, Einrichtung und Gesichter verändern sich, zeigen Entwicklungen auf. Im Kontext des Mauerfalls möchte man aus den Bildern herauslesen: Wie hat sich das Leben der Einzelnen seither verändert?
Auch Ute Mahler dokumentiert über Jahre hinweg das Zusammenleben der Menschen in der DDR. Zirkusartisten, Ehepaare, Familien, die Frage lautet stets: Wie leben die Menschen hier miteinander? Vieles scheint auch dem westlichen Blick vertraut und bekannt. Nur manchmal „stolpert“ man über einzelne Details oder Geschichten, die heute fremd erscheinen und irritieren. So zeigt etwa eine Fotografie von Ute Mahler ein Brautpaar, das sich die eigenen vier Wände mit den Versprechungen westlicher Konsumgüter tapeziert hat: leere Waschmittelpackungen und Pralinenschachteln hängen wie Postkarten aus einem vielversprechenden Paradies an der Wand und erzählen von (unerfüllten) Träumen und idealisierten Wunschvorstellungen.
Mit seinen Porträts von Arbeitern, die in einer Grube bei Zwickau Steinkohle noch von Hand abbauten, dokumentiert Werner Mahler im Jahr 1975 eine Arbeit, die wie aus einer anderen Zeit zu stammen scheint. Schwarzverschmierte, vom Schweiß glänzende Körper und vor Anstrengung verzerrte Gesichter zeugen von einer Arbeit jenseits der mechanisierten Maschinenwelt.

Vor zwanzig Jahren – im Jahr des Mauerfalls – wurde auch das Haus der Kulturen der Welt gegründet, als Gegenentwurf zum Osten und im Selbstverständnis der Weltoffenheit. Die aktuelle Ausstellung wirft einen Blick auf das „andere“, nun nicht mehr existierende Land, das nur 200 m jenseits der Grenzen lag und gleichzeitig doch so fremd war. Es ist ein Blick, der sich bisweilen in der Breite verliert, nicht aufregt, in seiner Konzeption nichts provozierend Neues eröffnet – aber vielleicht muss er das ja auch gar nicht.

Abbildung:
- Marx-Engels-Platz (heute Schlossplatz) vor dem Außenministerium der DDR, Berlin, 1984, Maße: 30 x 40 cm, Silbergelatineprint
Fotograf: Harald Hauswald, copyright Harald Hauswald/OSTKREUZ
- Modefoto für Sibylle, Berlin Prenzlauer Berg, 1978, 50 x 60 cm, Silbergelatineprint
Fotograf: Ute Mahler, copyright Ute Mahler/OSTKREUZ

Öffnungszeiten: Mi - Mo 11 - 19 Uhr

Haus der Kulturen der Welt
John-Foster-Dulles-Allee 10
10557 Berlin

Verena Straub

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Ostzeit – Haus der Kulturen der Welt (13.8.-13.9.09)
Ausstellungsbesprechung: Pünktlich zum zwanzigsten Jahrestag des Mauerfalls ist es auf einmal wieder präsent: das Jahr 1989 und damit die Erinnerung an ein vergangenes Land, die DDR. Während die beiden Fotoausstellungen „Kunst und Revolte ´89“ in der Akademie der Künste und „In Grenzen frei“ im ...

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