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Vera Mercer "Porträts und Stillleben" in der Kommunalen Galerie Berlin

von Teresa Köster (08.03.2010)


Vera Mercer "Porträts und Stillleben" in der Kommunalen Galerie Berlin

Seit dem 7. März präsentiert die Kommunale Galerie Berlin die deutschlandweit erste Einzelausstellung der 1936 in Berlin geborenen Fotografin Vera Mercer. Gezeigt werden ihre seit den sechziger Jahren entstandenen Porträtaufnahmen und Stillleben.

Der erste Blick in die obere Etage der Kommunalen Galerie, in der die Fotografien gezeigt werden, überrascht: Weiß eingerahmt und von Passepartouts umschlossen, wurde für die kleinformatigen Schwarz-Weiß-Porträts eine klassisch-unprätentiöse Präsentationsweise gewählt. Die zum Teil angrenzenden, zum Teil in einem weiteren Raum untergebrachten Stillleben wurden hingegen großformatig auf Büttenpapier gedruckt. Durch sichtbare Metallklammern wird bei den Stillleben auf jegliche Rahmung oder Verglasung verzichtet, sodass ihre Farbintensität dem Betrachter förmlich ins Auge springt. Bereits visuell werden auf diese Weise die verschiedenen Stationen in Vera Mercers fotografischem Werk unterschieden.

Der Beginn von Mercers fotografischer Arbeit liegt in den ausklingenden fünfziger Jahren. Als sie 1958 mit ihrem damaligen Ehemann Daniel Spoerri nach Paris übersiedelte, wurden sie schnell aktiver Teil der dortigen Künstleravantgarde. In dieser Zeit entstanden die ersten Porträtaufnahmen. Sie fotografierte befreundete Künstler wie Marcel Duchamp, Niki de Saint Phalle, Jean Tinguely, Eva Aeppli und immer wieder Daniel Spoerri. Spätere Aufnahmen zeigen auch amerikanische Künstler wie Andy Warhol und Robert Rauschenberg. Vertrautheit und Freundschaft zu den Künstlern ermöglichen einen breitgefächerten Einblick in deren Leben und Werk. So finden sich in der Ausstellung neben dokumentarisch anmutenden Fotografien, die die Künstler im Zusammenhang mit ihren Arbeiten zeigen, auch Momentaufnahmen in alltäglichen Situationen: Daniel Spoerri wird mit seinen bereits Installationen abgelichtet, Robert Rauschenberg auf dem Boden kniend, in seine Arbeit versunken, Marcel Duchamp nebst seinem bekannten Readymade „Fahrrad-Rad“ im Sessel sitzend und lesend, aber ebenso Eva Aeppli und Niki de Saint Phalle in ungezwungener Pose in einem Café.

Bereits während ihrer Zeit in Paris begann Mercer, sich einem weiteren Sujet zu widmen: der Nahrung in all ihrer Vielfalt. Die frühen Aufnahmen in den alten Pariser Markthallen „Les Halles“ bilden den Anfang der Inszenierung von Lebensmitteln, die ihr Werk seitdem bestimmt. Obwohl noch in Schwarz-Weiß gehalten, wird beispielsweise Fleisch im ganzen Stück oder in Teilen nüchtern abgelichtet. Die späteren farbigen Stillleben, die nach dem Umzug der Künstlerin in die amerikanische Stadt Omaha in Nebraska entstanden, zeichnen sich durch immer aufwendiger werdende Bildkompositionen und eine große Farbintensität aus. Dem Betrachter meist aus einem frontalen Blickwinkel gezeigt, werden Früchte, Gemüse, Blumen, Fisch sowie Fleisch neben- und hintereinander platziert. In Bildern wie dem ausgestellten „Naked Deer Head“ sind die Übergänge von Gemüse, Knochen und Blumenblättern unscharf; verschiedene Grade der Vergänglichkeit existieren nebeneinander.

Trotz des unausweichlichen Bezuges auf kunstgeschichtliche Traditionen durch die Sujetwahl spricht aus den Stillleben ein moderner Geist: Die malerische Wiedergabe wurde durch das Medium Fotografie ersetzt; in einem Zwischenschritt werden die Bilder teilweise am Computer bearbeitet. Wie in klassischen Stillleben sind die einzelnen Elemente zwar inszeniert und symbolisch aufgeladen, doch ihre Gesamtwirkung ist verändert. Klassische Vanitas-Motive erinnern an die eigene Sterblichkeit und doch stehen gleichberechtigt neben ihnen Schönheit und Lebenslust. Durch die satte Farbgebung und die Sinnlichkeit der Oberflächen erhalten sowohl tote als auch lebendige Materie eine überraschende Räumlichkeit und Lebendigkeit. Selbst die toten Tiere wollen nicht leblos oder gar beängstigend aussehen. Auf manchen der ausgestellten Fotografien scheinen die toten Tierteile sogar lebendiger als eigentlich Lebendiges. So schillern in „Salmon Head“ die Schuppen des Fischkopfes in voller Farbenpracht, während die dahinter befindlichen Blumen, die noch in voller Blüte stehen, bereits fahl und tot aussehen.

Die Nähe zur Essenszubereitung spielt in ihren Stillleben eine große Rolle, denn zuvor für ihre Bilder Arrangiertes verwendet sie danach oft als Zutaten für ihre Gerichte. Die bis zum 25. April laufende Ausstellung macht deutlich, wie eng Leben und Werk Vera Mercers ineinander verwoben sind. Sie vereint die frühen Pariser Künstlerporträts mit den großformatigen Stillleben und mit ihnen eine große Zeitspanne im Leben der Künstlerin. Ihre Faszination für das Essen führte zur Gründung eigener Restaurants in ihrer neuen Heimat, die mit ihren Arbeiten bestückt werden.

Abbildungen:
1. Vera Mercer: Eva Aeppli und Niki de Saint-Phalle, Paris, um 1960. © Vera Mercer
2. Vera Mercer: Naked Deer Head. Omaha, 2008. © Vera Mercer

Ausstellungsdauer: 7. März - 25. April 2010

Öffnungszeiten:
Di – Fr 10 – 17 Uhr
Mi 10 – 19 Uhr
So 11 – 17 Uhr

Kommunale Galerie Berlin
Hohenzollerndamm 176
10713 Berlin

kommunalegalerie-berlin.de/

Teresa Köster

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Daten zu Vera Mercer:


- Biennale der Künstler, München 2013


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Titel zum Thema Vera Mercer:

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Ausstellungsbesprechung: Seit dem 7. März präsentiert die Kommunale Galerie Berlin die deutschlandweit erste Einzelausstellung der 1936 in Berlin geborenen Fotografin Vera Mercer. Gezeigt werden ihre seit den sechziger Jahren entstandenen Porträtaufnahmen und Stillleben.

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