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Timo Kahlen: Staubrauschen

von Julia Schmidt (04.08.2011)


Timo Kahlen: Staubrauschen

Digitale Kunst im Internet bildet schon seit geraumer Zeit einen festen Bestandteil im Bereich der zeitgenössischen Kunst. Bereits seit 2005 gibt es den d.velop digital art award [ddaa] und erst kürzlich wurde zum ersten Mal der AppArtAward des ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe verliehen.
Eine der experimentellsten Tendenzen der digitalen Kunst - sowohl inhaltlich als auch formal - spielt sicher die unmittelbare Interaktion mit dem Betrachter bzw. dem User. Um Interaktion geht es auch bei dem Klang- und Medienkünstler Timo Kahlen. Auf seiner Internetpräsenz staubrauschen.de sind gerade fünf neue Klangarbeiten zu erleben.

Die aktuellen Arbeiten, im Netz einfach zugänglich und abrufbar, erfordern Kopfhörer oder Lautsprecher. Sie sind so konzipiert, dass sie sich durch den aktiven Einsatz des Mauszeigers entwickeln. In Folge auf das Darüberführen, Klicken, Ändern der Bewegungsrichtung und -geschwindigkeit, so wie der Verweildauer auf der Oberfläche, reagiert der zusätzlich optisch ansprechende Hintergrund mit Klängen und Geräuschen. Zu hören sind Klänge, die von leicht verfremdeten Naturklängen, über alltägliche Geräusche bis hin zu undefinierbaren Störfrequenzen reichen. Innerhalb der Arbeiten unterscheidet sich der optische Aspekt der Klangoberfläche. „From Scratch“ zeigt beispielsweise ein inaktives Hintergrundbild auf dem sich lärmende Geräusche kaskadenartig entwickeln. Andere Arbeiten hingegen bieten unterschiedlich bewegliche Elemente, reagierend auf den Mauszeiger.

Die Arbeit „Audio Dust“ zeigt ein rundes, graues, an ein Fellknäuel erinnerndes Objekt, aus dessen Mitte sich wilde Striche in verschiedenen Graustufen nach außen ziehen. Willkürlich fahren graue Flecken in verschiedenen Größen über das Knäuel, die von einem beweglichen, verwobenen Konstrukt aus Linien in der Mitte gesteuert zu werden scheinen. Als Folge der Mauszeigerbewegung entfalten sich unterschiedlich starke Knistergeräusche, die an Störgeräusche im Radio erinnern. Einzelne Linien flackern wie Blitze auf und verursachen einen Klang ähnlich Stromüberladungen. Zwischendurch erschallt ein lautes Donnern, während konstantes Rauschen von einer leicht verzerrten Stimme unterbrochen wird: „Test.“. „Audio Dust“ entwickelt sich, eben so wie die anderen Arbeiten, jedes Mal anders. Die Dauer der Inbetriebnahme ist ebenso entscheidend, wie das Einwirken auf die Klangoberfläche.

Mit diesen interaktiven Klangarbeiten eröffnet Timo Kahlen mehrere Möglichkeiten der Wahrnehmung, des Erlebens von immaterieller Kunst. Flüchtig, nicht greifbar, vergänglich fordern die Arbeiten die Vorstellungskraft des Nutzers heraus. Jenseits der optischen Reize lässt sich in so etwas wie Lärm, Krach und Störgeräusch, was gewöhnlich als unangenehm empfundenen wird, paradoxerweise Schönheit entdecken. Die komplexen Werke erschaffen eine mediale Wirklichkeit und ermöglichen individuelles Wahrnehmen der Arbeiten aus immer wieder neuen Perspektiven. Der Verlauf ist niemals vorhersehbar und niemals gleich. Erzeugt wird ein abstrakter, virtueller und vor allem individueller Dialog. Unterschiedliche Assoziationen des Nutzers mit diversen Klängen kreieren die Bilder vor dem geistigen Auge. Sie sind persönlich, einmalig, öffnen Räume für Gedanken und Gefühle.
Die fünf neuen Arbeiten, die durch ein ein Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds, Bonn 2010 gefördert wurden, stehen dem vielschichtigen Werk Kahlens in nichts nach. So bietet die Website Staubrauschen einen gut strukturierten Überblick über die unterschiedlichen Genres und Medien, deren sich der Künstler bedient. Dokumentiert sind ausgewählte Wind-, Licht-, Klanginstallationen, Foto-, Video- und interaktive Netzkunst-Arbeiten.
In Berlin 1966 geboren, absolvierte Timo Kahlen ein Studium an der Hochschule der Künste Berlin. Er arbeitet an dem Berliner Projekt „Ruine der Künste“ mit und wurde 2006 für den Deutschen Klangkunstpreis nominiert. Im Mittelpunkt seiner Arbeit stehen immaterielle Phänomene. Kahlen nutzt vermehrt nicht fassbare Materialien wie Wind, Licht, Dampf, Strahlung und Geräusche. Mit Hilfe der Technik transformiert er natürliche Prozesse in mediale Bilder und sieht somit über Grenzen künstlerischer Gattungen hinweg.

Siehe staubrauschen.de/audiodust
- Timo Kahlen: Carpe Diem, 2011. Interaktives Klangobjekt. Copyright: Timo Kahlen / VG Bild-Kunst, Bonn 2011. Siehe staubrauschen.de/carpe
- Timo Kahlen: From Scratch, 2011. Interaktive Klangoberfläche. Copyright: Timo Kahlen / VG Bild-Kunst, Bonn 2011. Siehe staubrauschen.de/fromscratch

Julia Schmidt

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Daten zu Timo Kahlen:


- Manifesta 7
- Mediations Biennale,2012
- Sammlung DZ Bank Frankfurt


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