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Fotografien von Stephan Erfurt und Toninstallation im Mauer-Mahnmal des Deutschen Bundestags

von Julia Schmidt (15.08.2011)


Fotografien von Stephan Erfurt und Toninstallation im Mauer-Mahnmal des Deutschen Bundestags

Anlässlich des 50. Jahrestags des Mauerbaus ist im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus des Deutschen Bundestags seit dem 13.08.2011 ganztägig eine Toninstallation im öffentlich zugänglichen Mauer-Mahnmal zu hören. Von Wolfgang Thierse gelesen, beinhaltet diese 14 ausgewählte Biografien von Menschen, die zwischen 1969 und 1989 an der Berliner Mauer gestorben sind. Darüber hinaus wird parallel die Ausstellung „Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen – Fotografien von Stephan Erfurt“ gezeigt.

Im Zusammenhang mit dem Mauer-Bau am 13.08.1961 kam eine Vielzahl von Menschen ums Leben. Laut heutigen Erkenntnissen waren es 136 Todesopfer an der Berliner Mauer. Darüber hinaus starben Menschen bei Fluchtversuchen an der innerdeutschen und außerdeutschen Grenze. Zusammengetragene Informationen und Forschungsergebnisse von Einzelpersonen, privaten und öffentlichen Institutionen bilden die Grundlage für das Mauer-Mahnmal und die Toninstallation.
Das Mauer-Mahnmal, am Ostufer der Spree, zeichnet den ehemaligen Verlauf der Mauer nach. Von dem Berliner Künstler Ben Wagin wurden verbliebene Segmente gesichert und mit den Zahlen der Mauertoten für jedes einzelne Jahr in chronologischer Reihenfolge versehen. Einschneidend ragen diese Mauersegmente, von dem Architekten des Hauses Stephan Braunfels, in die Innenarchitektur des von grauem Beton und Glas gezeichneten Raums, integriert.
Basierend auf einem Mauertoten-Gedenkbuch vom Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam und der Stiftung Berliner Mauer, welches das Mal informativ ergänzen soll, liest in der Toninstallation Vizepräsident des Deutschen Bundestags Dr. Wolfgang Thierse 14 ausgewählte, kurz gefasste Biografien der 136 Menschen, die im unmittelbaren Umfeld des Mahnmals zu Tode kamen.

Das Buch zum Gedenken an die Todesopfer erscheint unter dem Titel „Die Todesopfer an der Berliner Mauer 1961-1989. Ein biografisches Handbuch“. Mit klarer, nüchterner Stimme sind Texte über Lautsprecher zu hören, die einen kurzen Lebensumriss der jeweiligen Person und deren Todesumstände beinhalten. Sachlich und distanziert, aber bedingt durch die Lebensgeschichte und deren Schicksal gleichzeitig emotional und ergreifend, wirkt der fast monotone Vortrag.
Einen weiteren Bestandteil der Raumsituation bildet noch bis 11.09.2011 die Ausstellung des Fotografen und C/O-Mitbegründers Stephan Erfurt „Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen“. Fotografische Arbeiten in nahezu gleichem Format leiten den Besucher rechts an den Mauersegmenten durch einen schmalen dunkleren Gang in den hinteren Bereich des Kunst-Raums. Dokumentarisch nüchtern zeigen die Fotografien Außenansichten des Gefängnisses. In winterlich grauer und trister Umgebung wechseln sich perspektivische Ansichten mit Detailaufnahmen und Ausblicken durch Gitterstäbe ab. Metall, Rost, Stacheldraht, Mauerfragmente und Ziegelsteine vermitteln eine unbehagliche, graue und kühle Stimmung. Ebenso nüchtern und distanziert wirken auch die Innenaufnahmen der einzelnen Räume und Gänge des Gebäudekomplexes. Jedoch erzeugt die Farbgebung der Inneneinrichtung, trotz minimalistischer und zweckentfremdeter Ausstattung, in angenehmen, warmen Tonwerten ironischerweise einen fast wohnlichen Eindruck, v.a. durch Details wie Kaffeetasse, Fernseher, Gardinen in den Arbeitsräumen. Im Kontrast dazu stehen die Kellerkorridore mit schweren, verschlossenen Metalltüren, so wie Einblicke in einzelne Gefängnisräume. Dokumentarisch festgehalten, vermittelt die Ausstellung einen Eindruck ohne jegliche Verklärung, Beschönigung oder Überdramatisierung und stellt ein Zeugnis der allgemeinen Umstände fern von einzelnen Schicksalen dar.

Das Mauer-Mahnmal, die Ausstellung „Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen“ von Stephan Erfurt sowie die Toninstallation bieten ein sich gegenseitig ergänzendes Zusammenspiel zum Gedenken an die Zeit 1961-1989 unter Berücksichtigung allgemeiner dokumentarischer Aufzeichnung, einzelner persönlicher Schicksale, so wie Tatsachen in Zahlen und Fakten im Kunstkontext. Fern von Kitsch und Touristenattraktion ist es möglich, sich dem Thema in künstlerischer Auseinandersetzung ebenso wie auf Informationsebene zu nähern und dabei den in diesem Zusammenhang oft vorherrschenden Hype und die Verklärung auszublenden.

Abbildungen:
- Stephan Erfurt, aus der Serie: "Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen"

Stephan Erfurt - Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen
Ausstellungsdauer: 6.07-11.09.2011
Öffnungszeiten: Freitag bis Sonntag 11-17 Uhr

Mauer-Mahnmal
Marie-Elisabeth-Lüders Haus
Schiffbauerdamm gegenüber dem Reichstagsgebäude
mauer-mahnmal.de

Julia Schmidt

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Fotografien von Stephan Erfurt und Toninstallation im Mauer-Mahnmal des Deutschen Bundestags
Ausstellungsbesprechung: Anlässlich des 50. Jahrestags des Mauerbaus ist im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus des Deutschen Bundestags seit dem 13.08.2011 ganztägig eine Toninstallation im öffentlich zugänglichen Mauer-Mahnmal zu hören.

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