Anzeige
Boris Lurie

logo art-in-berlin.de
Berlin Daily 19.04.2024
Performance von WILD ACCESS

21 Uhr: im Rahmen der Ausstellung »in mir draußen« mit Rike Scheffler | Nail Do?an Bärenzwinger | Im Köllnischen Park | Rungestr. 30 | 10179 Berlin

Inge Mahn "Baustellen/Construction Sites"

von Julia Schmidt (20.09.2011)


Inge Mahn "Baustellen/Construction Sites"

„In Museen ging es mir in der Zeit so wie manchen Museumsbesuchern, ich umkreiste Plastiken und suchte den Eingang und fand keinen Zugang.“ sagte Inge Mahn einmal. Um dieser Situation entgegenzuwirken, versucht die Künstlerin in ihren orts- und zeitgebundene Werken eine Distanz zum Betrachter und zum Raum zu vermeiden. Nun findet ihr bisheriges Oevre eine wunderbare dokumentarische Präsentation im Wieland Verlag Köln erschienenen Band „Inge Mahn, Baustellen/Construction Sites“. In Deutsch und Englisch bietet das Buch eine ausführliche Fotodokumentation ihres bisherigen bildhauerischen Schaffens, so wie Essays u.a. von Sabine Schütz, Angelika Stepken, Stephan von Wiese und Ausführungen der Künstlerin selbst in Essay- und Interviewform.

Inge Mahn, 1943 in Teschen (Polen) geboren, studierte als Meisterschülerin bei Joseph Beuys an der Kunstakademie Düsseldorf. Ihre erfolgreiche Abschlussarbeit, „Schulklasse“ (1970), zehn Schulbänke mit Schreibpulten aus Gips, führte sie zur documenta V und somit auf den internationalen Kunstmarkt. Der Maßstab der Schulbänke, leicht verkleinert, bewirkte ebenso eine emotionale „Verkleinerung“ des Betrachters und vermittelte durch den Gips starre Disziplin, Ordnung und Regeln. Später bekleidete Mahn mehrere Professuren, als letztes an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Auch seit Antritt ihres Ruhestandes 2009 lebt die Künstlerin nach wie vor in Berlin und Groß Fredenwalde und widmet sich diversen künstlerischen Projekten. Ihre Arbeiten umfassen Skulpturen, Installationen und Performances. Die Zugänglichkeit zum Werk, der Bezug zum Betrachter spielt eine essentielle Rolle. In plastischer Form setzt sich Inge Mahn mit Alltagsgegenständen auseinander und greift in vorhandene architektonische Strukturen ein. Die sich daraus entwickelnden Arbeiten können lediglich die Wiedergabe einer Situation sein oder aus jener herausgerissen, ihrem ursprünglichen Zweck entgegengesetzt werden.
In ihrer Entwicklung hatte sich die Raumkünstlerin schnell von Figuren gelöst, sie schienen zu austauschbar. Die Betonung liegt auf dem Material. Aus Gips, Stoff, Pappe und Schnüren verändern nachgebildete Gebrauchsgegenstände und banale Objekte das Raumgefühl des Betrachters. Dies kann vordergründig, aber auch subtil und kaum merkbar geschehen – durch Erweiterung, Vervielfachung oder Teilung bestehender Raumstrukturen. Die Installationen sind immer auf den Ort mit seiner spezifischen Architektur, Nutzung und dem dazugehörigen Publikum gerichtet und werden teilweise auch zerstört, was ein dokumentarisches Festhalten der Arbeiten umso notwendiger macht.

„Inge Mahn, Baustellen/Construction Sites“ ist ein Resümee Jahrzehnte langer Arbeit. Ein Dokument, eine Erinnerung mit autobiografischem und historischem Kontext. Der Band besteht aus einem ersten chronologischen und einem zweiten thematischen Teil. Eingeleitet von einem Essay über die biografische und künstlerische Entwicklung Inge Mahns, gegliedert in einzelne Schaffensperioden, folgen Fotografien von Werken mit ausführlichen Kommentaren. Diese Fotografien sind das Herzstück des Buches. Aufgenommen von der Künstlerin selbst, halten sie über Jahrzehnte erschaffene und zum Teil nicht mehr existierende Arbeiten fest und kreieren damit einen persönlicheren Bezug. Der Titel „Baustellen“ ist zurückzuführen auf die Arbeit „1m³ Nachbarschaft“ (1976). Aufgeschichtete Steine wurden auf der, für die Ausstellung „Nachbarschaft“, vorgegebenen Größe von 1m³ von Baustellenabsperrbändern umzäunt. Mit dem Thematisieren der Größennorm spielt die Künstlerin mit den Kunstregeln. Darüber hinaus ist eine Baustelle etwas, was stets in Bewegung ist. Fern von Sicherheit und unter einer Vielzahl an Möglichkeiten ist sie im ständigen Wandel und einem Prozess der Entwicklung unterworfen. Täglich anders wirkt sie auf die Wahrnehmung des Betrachters, so wie die Arbeiten Inge Mahns Räume immer wieder neu erfahrbar machen.

„Baustellen/Construction Sites“ offeriert einen umfassenden Überblick über das beeindruckende Gesamtwerk Inge Mahns. In einem ausgewogenen Dialog zwischen Bildern und Erläuterungen zu einzelnen Werken wird der Leser in die Materie eingeführt, so dass die Monografie einem Publikum den Zugang erlaubt, welches sich zuvor noch nicht mit der Künstlerin auseinander gesetzt haben muss. Kleine Skizzen und der autobiografische Kontext der Dokumentationsarbeit sprechen persönlich an. Besonders intensiv kommt der raum- und zeitgebundene Aspekt zum Vorschein, allein durch die Tatsache, dass einige Werke nur in fotografischer Form in diesem Band existieren.

Abbildung
- Buchcover
- Copyright Inge Mahn. Geweihe, 1995,
Malmö Kunstmuseum, Berätta,
Blick in die Ausstellung, Museum I.M. Groß Fredenwalde

Inge Mahn, Baustellen Construction Sites
2011, 184 Seiten, mit Schwarz-Weiß-Abbildungen
Deutsch/Englisch
Wienand Verlag, Köln
ISBN 978-3-86832-044-2
wienand-verlag.de/

Julia Schmidt

weitere Artikel von Julia Schmidt

Newsletter bestellen

Daten zu Inge Mahn:


- Art Basel 2016
- art berlin 2017
- artbasel2021
- artbasel2021
- BKV Brandenburgischer Kunstverein Potsdam e.V. 2017
- Frieze London 2022
- Frieze London 2022
- Kunstverein Braunschweig 2017
- Sammlung Deutsche Bank 2020


top

Titel zum Thema Inge Mahn:

Inge Mahn "Baustellen/Construction Sites"
Buchbesprechung: „In Museen ging es mir in der Zeit so wie manchen Museumsbesuchern, ich umkreiste Plastiken und suchte den Eingang und fand keinen Zugang.“ sagte Inge Mahn einmal. Um dieser Situation entgegenzuwirken, versucht die Künstlerin in ihren orts- und zeitgebundene Werken ...

top

zur Startseite

Anzeige
Magdeburg unverschämt REBELLISCH

Anzeige
Alles zur KI Bildgenese

Anzeige
SPREEPARK ARTSPACE

Anzeige
artspring berlin 2024

Anzeige
Responsive image

Anzeige Galerie Berlin

Responsive image
Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e.V.




Anzeige Galerie Berlin

Responsive image
GEDOK-Berlin e.V.




Anzeige Galerie Berlin

Responsive image
Schloss Biesdorf




Anzeige Galerie Berlin

Responsive image
Japanisch-Deutsches Zentrum Berlin




Anzeige Galerie Berlin

Responsive image
Kommunale Galerie Berlin




© 1999 - 2023, art-in-berlin.de Kunstagentur Thomessen Hartlieb-Kühn GbR.