Eine Überraschung ist es nicht. Viele haben bereits im Vorfeld geahnt, dass Cyprien Gaillard den Preis der Nationalgalerie für junge Kunst in diesem Jahr gewinnen wird.

In der Jurybegründung heit es: "Cyprien Gaillards Film „Artefacts“ ist eine eindrückliche Reflexion über den Mythos Babylon, der durch den Bezug zum Krieg im Irak eine besondere Aktualisierung erfährt. Die kraftvollen, betörenden Bilder sind bewusst so ineinander geschnitten, dass eine hypernervöse, fast hypnotische Wirkung entsteht, die unsere Aufmerksamkeit auf unsere eigene kulturelle Befindlichkeit lenkt. Cyprien Gaillard verfolgt keinen dokumentarischen Ansatz, sondern wirft durch das offene Prinzip der Montage eher Fragen auf über den Verbleib und die Erhaltung unserer Kulturen. Im Mittelpunkt seines Filmes steht die Erosion von Artefakten. Mit der von ihm gewählten stark ästhetischen Form ist der Wille verbunden, eine Tonlage und Sprache zu finden, die außerhalb der konventionellen Berichterstattung in den Medien steht und die damit unsere Wahrnehmung für andere emotionale Räume eröffnet. Cyprien Gaillard hat ein Werk aus suggestiven Bildern geschaffen, in dem das Politische das Kulturelle untrennbar verbunden ist."

Seine noch bis 8. Januar 20012 im Hamburger Bahnhof ausgestellte Arbeit "Artefakte" zeigt eine raumgreifende Videoinstallation. Der Film wurde ursprünglich mit dem I-Phone gedreht und dann in 35mm umkopiert. Die Kopie verschleißt sich im Laufe der Zeit selbst und wird schließlich verfallen. Die Idee der Bewahrung der Kunstwerke scheint obsolet, stattdessen rückt der Moment des Erlebens und die bleibende Erinnerung ins Zentrum. Cyprien Gaillard war erst kürzlich in der Ausstellung based in berlin mit seinem Neon Indian zu sehen und mit seiner Einzelausstellung "The Recovery of Discovery" in den KW Berlin

(hier das dazu von art-in-berlin erstellte VIDEO).
Thematisch widmet sich der französische Künstler (* 1980 in Paris) auch in seinem im Hamburger Bahnhof gezeigten Film dem Verweis auf kulturelle Identitäten, deren Umbrüche, Krieg und Verfall, der Zerstörung, dem Bewahren und der Rekonstruktion von Kultur. In schnellen Schnitten und Rhythmen folgen u.a. Aufnahmen des Ischtar-Tors aus dem Pergamon Museum Bildern von archäologischen Funden im Irak oder Kultstätten in der Wüste und Neubauschluchten. Dazu ertönt fortlaufend ein kurzer Ausschnitt des Babylon-Songs von David Grey, der das Bildgeschehen eindringlich unterstreicht. Die durch die technische Handhabung vom I-Phone zum 35mm Filmformat hervorgerufenen "Fehler" wie Farbstiche, Rasterungen oder Bildrauschen verstärken die Flüchtigkeit der Bilder und führen zurück auf Kultur als sich ständig verändernder Prozess.