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Die Joshua Light Show - Kosmische Verbündete

von Verena Straub (10.02.2012)


Die Joshua Light Show - Kosmische Verbündete

Gäbe es ein Epochengemälde der 68er, wären es die flüssigen Lichter von Joshua White. Als das Computerzeitalter noch ein ferner, futuristischer Traum war, verwandelte die Joshua Light Show mit ihrem hypnotischen Farbenfluss die Bühnen legendärer Rockmusiker wie Jimi Hendrix oder The Doors in bewusstseinserweiternde Experimentierfelder. Während heute meist nur noch digitale Pixel über die Bühne huschen, arbeiteten die alten Pioniere mit Overhead- und Diaprojektoren, Farbrädern, Filmprojektionen sowie verschiedenen reflektierenden Objekten. Aus eingefärbtem Öl und Wasser, buntem Zellophan, sowie mit Spiegel und Prismen wurden Bildwelten auf die Leinwand projiziert, die an drogenumnebelte Expeditionen in ferne Galaxien und mikroskopische Zellstrukturen erinnern.

Mittlerweile arbeitet Joshua White mit Computern, wie alle anderen auch. Allerdings kombiniert er die digitalen Bilder mit seinen weiterhin analog erzeugten Formen und bleibt so der psychedelischen Ästhetik der Hippie-Ära treu. Im Rahmen der Transmediale war die Joshua Light Show dieses Jahr zum allerersten Mal in Berlin zu sehen, unter anderem gemeinsam mit Manuel Göttsching, der mit seiner Band Ash Ra Tempel zu den wichtigsten Vertretern der Krautrock-Szene gehört. In den 70er Jahren arbeiteten diese an einer Entrockung der Rockmusik und betraten mit ihren elektronischen Synthesizer-Klängen Neuland. Auch die Generation, die Woodstock nur noch aus fernen Erzählungen kennt, hat Manuel Göttsching als “Vater des Techno” längst wiederentdeckt und in Clubs tanzbar gemacht.

Dass die Zusammenführung mit der Joshua Light Show nicht nur nahe liegt, sondern geradezu kosmisch ist, wird schnell deutlich. Auch Göttsching gelingt der Spagat zwischen analog und digital auf einzigartige Weise. Über die psychedelischen Synthesizer-Landschaften legt er immer wieder endlos lange Gitarren-Riffs oder transzendente Akkorde aus dem Keyboard. Fast körperlos schweben diese Sphärenklänge im Raum, wo sie sich mit den Ornamenten auf der Leinwand zu einem synästhetischen Trance-Erlebnis verbinden. Während Manuel Göttsching in seine Instrumente vertieft die Zeit zum Stillstand bringt, wuchert hinter ihm eine bunte Mikrobenzucht in der überdimensionalen Petrischale. Wie zähflüssige Zellkulturen schieben sich die pinken, gelben und blauen Öltropfen übereinander, blubbern und vermehren sich, als entstehe vor unseren Augen gerade eine neue Welt. Und schon im nächsten Moment verwandelt sich der illustre Mikrokosmos in einen ätherischen Makrokosmos. Digitale Sternschweife flimmern über die Leinwand und pulsieren zu Göttschings blechernen Minimal-Rhythmen.

Wer hier an die bunten Visuals des Windows Media Players zum Klang einer Ambient-Meditations-CD denkt, ist jedoch auf der falschen Spur. Was man am letzten Samstag erleben konnte, war weder sentimentales Hippie-Revival noch esoterische Meditationsstunde. Auch jenseits des „Summer of Love“ sind die Pionierleistungen der beiden Künstler bis heute eindrucksvoll zu spüren und schaffen es, uns in einen Rausch aus Farben, Rhythmen und Klängen zu katapultieren. Wozu noch Drogen? Konsumiert Kunst!

Die Joshua Light Show featuring Manuel Göttsching fand am 4. Februar im Rahmen der Transmediale 2012 statt

Fotos: copyright Verena Straub
transmediale.de

Verena Straub

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