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Kunst vom Sofa aus kaufen. Die Online-Expansion des Kunsthandels 2. Teil

von Inka Humann (14.02.2013)
vorher Abb. Kunst vom Sofa aus kaufen. Die Online-Expansion des Kunsthandels 2. Teil



2010 startete die Seite VIP Art (vipart.com) als erste internationale zeitgenössische Online-Messe. Inzwischen wurde sie zum ständigen Kunstportal und versteht sich als eine internationale Gemeinschaft von Händlern, Sammlern und Galeristen. Auch VIP Art bietet online ein vielfältiges, allerdings nicht ganz so umfangreiches Sortiment wie Artsy an. Features, wie die Erstellung einer eigenen Tour mit Lieblingskunstwerken, die auf Facebook oder Twitter geteilt werden können, oder die Teilnahme an den von Kuratoren und Sammlern zusammengestellten “Insider Touren” bereichern den Besuch. Interessant ist auch die Film-Rubrik der Seite, die kleine Informationsvideos über vertretene Galerien oder Sammler präsentiert und kurze Filme zum Thema Kunstmarkt oder bspw. zu Konservierungstechniken bereithält. VIP Art scheint hier neben dem Verkauf zusätzlich Wert auf Informationsvermittlung zu legen.

Der einfachste und schnellste Weg zum Kauf ist sicherlich ein einziger Klick im Internet. Doch ist dies auch der sinnvollste? Nicht jeder Galerist oder Kunsthändler fühlt sich mit dieser Variante wohl. So bietet VIP Art E-Commerce als freiwillige Option an. Denn ohne den Einbezug in das Verkaufsgeschäft kann der Händler keine neuen Beziehungen zu Käufern oder zukünftigen Sammlern aufbauen. Als Gründe könnten zudem auch die Geheimhaltung des Preises sowie die Kontrolle über den Käufer eine Rolle spielen. Letztendlich wirkt sich dies auch für die Künstler negativ aus, besonders für jüngere Künstler, die sich erst noch entwickeln sollen.

Im Gesamtvergleich (siehe Teil 1) kristallisieren sich im Wesentlichen drei Business- und Finanzmodelle für den Online-Handel heraus: Seiten wie 20x200 setzen auf E-Commerce: Der Kunde kann direkt per Klick ein Objekt kaufen und die Plattform bekommt eine vom Verkaufspreis abhängige Provision. VIP Art dagegen berechnet eine monatliche Gebühr dafür, dass die Kunstwerke der Verkäufer und Galerien auf ihrer Seite online gelistet werden. Bei der dritten Variante, die Artsy nutzt, übt die Seite eine Mittlerfunktion aus und verbindet den potentiellen Käufer auf Anfrage mit der zuständigen Galerie. In diesem Fall erhält die Plattform nur dann eine Provision, wenn die Vermittlung in einem bestimmten Zeitrahmen in einen Verkauf mündet.

Als Begründung für die Online-Expansion des Kunsthandels ist neben der allgemein fortschreitenden Digitalisierung der Welt die topografische Lage anzuführen. Jeder Ort ist im Netz mühelos erreichbar. Nicht jeder Kunstinteressierte findet in unmittelbarer Nähe erstklassige Galerien oder Museen vor. Nicht jeder hat Zeit oder Lust, sich auf den oft ausufernden Messerummel einzulassen oder durch die Welt zu jetten. Gerade in solchen Regionen, die abseits der Kunstmetropolen dieser Welt liegen, wächst der Kunstmarkt beachtlich schnell. So verzeichnet VIP Art auf ihrer Seite einen erstaunlichen Anstieg von Besuchern aus aufkommenden Märkten bspw. aus der Türkei oder aus Indien.

Eine andere mögliche Stärke der virtuellen Welt ist, dass ein Teil der Plattformen Künstlern die Möglichkeit zur professionellen Selbstvermarktung bieten. Ohne Galeristen gelangen die Künstler direkt an den potentiellen Käufer. Dieses Verfahren unterstützt vor allem 20x200. Doch sagt der erfolgreiche Verkauf im Internet tatsächlich etwas über den Erfolg des Künstlers am Kunstmarkt aus? Schließlich kann man hier, im Vergleich zum Musikbusiness, immer noch von einem elitären Geschäft sprechen, in dem es in erster Linie nicht auf die Masse ankommt. Die Karriere hängt vielmehr meist von einem kleinen Kreis mächtiger Leute ab. Wer die richtigen Leute kennt, den richtigen Galeristen und Sammler findet, hat hohe Chancen auf dem Kunstmarkt Popularität zu erlangen und langfristig erfolgreich zu sein. Doch das Internet mit seinen Kunstportalen könnte genau hierfür als Sprungbrett dienen und auf lange Sicht sogar Auswirkungen auf die bisherigen Marktmechanismen haben.

Die neuen Formen des Kunstverkaufs bieten im Vergleich zum traditionellen Kunsthandel vor allem einem jüngeren Publikum ein Forum, einem Publikum, das mit dem Internet vertraut ist. Doch gekauft wird nur, was man sich leisten kann. Dies wirft die Frage auf, ob sich langfristiger Erfolg nicht nur bei erschwinglicher Kunst und Editionen in mehrfacher Auflage einstellen wird. Die meisten Sammler kaufen bisher nur im Internet, wenn sie das Werk bereits kennen. In der Regel werden traditionelle Sammler vermutlich also auch in Zukunft vorrangig beim Galeristen Kunst erwerben.
Doch was ist überhaupt ein Sammler? Letzten Endes wirft der Online-Markt auch die bisherigen Begriffsdefinitionen durcheinander. Die Internetportale mit ihrem vielfältigen Angebot an erschwinglicher Kunst für jedermann ebnen somit vielmehr einem neuen Sammlertum den Weg.

In diesem Sinne lässt sich der "virtuelle" Markt vielleicht am ehesten als eine spannende Erweiterung im gegenwärtigen digitalen Zeitalter ansehen, der für jedermann zugänglich ist und für mehr Transparenz in der Kunstszene sorgt.

Teil 1

Inka Humann

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