Mitwirkende von dem Projektraum Hip Hop Stützpunkt bei der Entgegennahme der Urkunde von Staatssekretär für kulturelle Angelegenheit André Schmitz

Über 180 Projekträume und –initiativen bereichern mit ihren oft innovativen und zumeist interdisziplinären Ansätzen aktuell die Berliner Kunstszene. Neue Formate werden ausprobiert, kuratorische Konzepte offen gehandhabt oder künstlerische Positionen, unabhängig vom Kunstmarkt, experimentell erarbeitet. Ein für Berlin wichtiger Bereich, der eine kulturelle Vielfalt gewährleistet und in seiner Experimentierfreude über die Grenzen der Stadt hinaus strahlt.
Letztes Jahr wurde dieses Engagement erstmals durch den Berliner Senat mit einem Preis gewürdigt. 7 Projekträume erhielten ein Preisgeld von jeweils 30.000 EUR (wir haben auf art-in-berlin die Preisträger einzeln vorgestellt.). Letzte Woche wurde nun zum zweiten Mal ein Preisgeld in einer Gesamthöhe von 210.000 EUR vom Berliner Senat auf Vorschlag einer Jury an wiederum 7 verschiedene Einrichtungen vergeben. Zur Jury gehörten Ingo Arendt (Kulturjournalist), Oliver Baurhenn (General Public / DISK-Initiative Bild&Ton e.V.), Pablo Hermann (OKK), Meike Jansen (taz)

Die Preisträger sind: Altes Finanzamt - Kreuzberg Pavillon - KUNSTrePUBLIK - LEAP - Hip Hop Stützpunkt mit From Here To Fame Common Ground Gallery - uqbar e.V.- Walden Kunstausstellungen e.V.
Anlässlich dieser Auszeichnung stellen wir wieder in einer 3-teiligen Serie die 7 Preisträger näher vor, die wir im Rahmen der Preisverleihung auf einer durch das Berliner Netzwerk freier Projekträume und -initiativen organisierten Rundfahrt besucht haben.

Berliner Projektraeume
Außenansicht uqbar

Wir beginnen mit dem 2007 gegründeten Projektraum uqbar im Berliner Wedding. Der Schwerpunkt des Projektraumes liegt auf gesellschaftpolitischen Themen, die eine ästhetische Umsetzung finden wie bsp. in der aktuellen Ausstellung von Aykan Safoglu, der sich in seiner Filmarbeit mit dem Leben des US-amerikanischen Schriftstellers James Baldwin und seinem selbstgewählten Exil in der Türkei auseinandersetzt.

Berliner Projektraeume
Innenansicht uqbar

Inhaltliche Themen, die sich als roter Faden durch die Arbeit von uqbar ziehen, sind u.a. Migration und Mobilitätsdiskurse oder Identitätskonstruktion und kulturelles Gedächtnis. Antje Weitzel - Kuratorin und eine der Gründerinnen - betont jedoch, dass die gezeigten Ausstellungen immer nur Teil eines Ganzen sind und keineswegs den Abschluss eines Projektes bilden müssen. Vielmehr steht ein oft langjähriger, interdisziplinäre Entwicklungsprozess und eine komplexe Recherchearbeit im Vordergrund. Neben den Ausstellungen gibt es als Bausteine der Vermittlungsarbeit und Partizipation Präsentationen, Seminare, Vorträge, Film- und Videovorführungen und Workshops.

uqbar
Schwedenstr. 16
13357 Berlin
uqbar-ev.de

Ganz anders konzipiert ist der 2007 von rund 30 Künstlern gegründete Hip Hop Stützpunkt mit From Here To Fame Common Ground Gallery. Der Projektraum, der sich als Netzwerk versteht, agiert weltweit und siedelt seine Projekte in verschiedenen Ländern Europas, dem nahen Osten, China, Indien, Indonesien, dem Senegal, Argentinien und Russland an. So bereitet Don Karl - einer der Mitwirkenden - gerade ein Streetartfestival sowie eine Buchveröffentlichung zu diesem Thema in Äqypten vor. Wer also davon ausgeht, dass Hip Hop nichts mit bildender Kunst zu tun hat und ausschließlich in den Sektor Jugendkultur gehört, liegt falsch. Zumindest weisen Akim Walta und Don Karl daraufhin, dass Hip Hop sich auf die Säulen von Musik / Tanz / Sprache und eben auf Streetart stützt und mittlerweile generationenübergreifend sei. Entsprechend wirken in dem Netzwerk verschieden ausgerichtete Gruppierungen zusammen, wie bspw. das Arabic Graffiti Forschungs- und Künstlerprojekt oder der Kunstbuchverlag From Here To Fame Publishing. Bewusst arbeitet die internationale Gruppe öffentlichkeitswirksam und meidet den Galeriebetrieb, man will nicht auf den Kunstmarkt angewiesen sein. Ein großes Ziel ist es, eine Art "Museum" zu etablieren, dass sich interdisziplinär mit der Kunst der Straße und urbanen Strukturen beschäftigt.

Hip Hop Stützpunkt
Marienburger Str. 16 A
10405 Berlin
commongroundgallery.de/ (leider gibt es bisher noch keine übergreifende Website, kommt aber noch ...)