20 Uhr: Eröffnungskonzert: u.a. Alvin Lucier: Music for Solo Performer (Performer: David Behrman, Soundregie: Hauke Harder) Parochialkirche | Klosterstr. 67 | 10179 Berlin
Draußen graues Novemberwetter – Pfützen auf dem Asphalt. Drinnen spiegelt sich diese Tristesse: Ein überdimensionales Foto zeigt den Palast der Republik, aufgenommen an einem ebenso trostlosen Regentag. „Zweifel“ prangt in großen Lettern auf dem Dach des ehemaligen Sitzes der DDR-Volkskammer – eine Installation des Norwegers Lars Ø Ramberg aus dem Jahr 2005.
Doch längst ist der „Palast“ abgerissen, ebenso wie die DDR nur noch ein Kapitel der Geschichte. Als überdimensionaler Linolschnitt verfremdet Claas Gutsche das Interieur des symbolträchtigen Gebäudes, das für ein gescheitertes politisches System steht.
Ein Vielzahl weiterer Arten des Scheiterns vermittelt uns die Gruppenausstellung „Scheitern - so many ways to fail“, die bis zum 18. Januar 2014 in der Galerie Wagner + Partner am Strausberger Platz zu sehen ist. „Wir haben uns dem Scheitern von möglichst vielen Blickwinkeln genähert“, erklärt die Kuratorin Stefanie Ippendorf. Zu leicht verflache die Thematik sonst und reduziere sich auf Slapstick.
Altmeister Marcel Broodthaers lässt das Scheitern erst gar nicht zu. In dem Film „La Pluie (Projet pour un texte)“ von 1969 arbeitet er unermüdlich an einem Skript, während strömender Regen das Unterfangen ad absurdum führt. Die Tinte zerfließt, doch der Künstler gibt nicht auf. Ebenso wenig wie die Düsseldorfer Fotografen Anna und Bernhard Blume, die „de-konstruktiv“ in ihrer Serie wörtlich nehmen. Ein defekter Piet Mondrian –„Mondrian-Kaputt“ von 2004 – soll rekonstruiert werden.
Das Scheitern der Wissenschaft ist der Fokus von Eckart Hahns surreal anmutendem Gemälde „Wallpaper“, das ein Wesen - halb Katze halb Hund – zeigt und damit die Frage nach dem (Un-)Sinn von Tierversuchen aufwirft.
Von subtiler Poesie hingegen sind zwei Arbeiten des finnischen Fotografen Miklos Gaál. Eines der Bilder zeigt einen ramponierten Gartenzaun, provisorisch geflickt durch eine Wäscheleine, ein weiteres eine Pfütze mit flüssiger Seife auf einem Tisch – ein Anblick von abstrakter Schönheit.
Um das Scheitern einer Kinderpsychologie, die nach starren Rastern verfährt, ging es dem 2012 verstorbenen Mike Kelley in der Serie „We communicate only through our shared dismissal oft he pre-linguistic fourteen analyses.“ Kelley, der während seines Kunststudiums mit Kindergartenkindern gearbeitet hatte, wählte außergewöhnliche Bilder aus, fotografierte diese und „analysierte“ sie dann entsprechend der gängigen Lehrmeinung. So auch bei „Laura“, die kurzarmige gehörnte Figuren gemalt hatte. Laut Kelleys fingierter Expertise als „Therapeut“ lege dies nahe, dass Laura sich nutzlos fühle - und dass sie missbraucht worden sei.
Tatsächliches, persönlich als solches empfundenes Scheitern schließlich spiegeln die bemerkenswerten Fotos von Natascha Stellmach. In einer Happening-Aktion „Letting go“, die dieses Jahr in der Galerie Wagner + Partner stattfand und weitergeführt wird, hatte die Australierin Besucher aufgefordert, seelischen Ballast hinter sich zu lassen.
In einem Gespräch ließ die Künstlerin die betreffende Person je einen zentralen Begriff auswählen, den sie dieser dann mit tintenlosen Tattoos auf den Körper tätowierte. „Drama“ und „Yesterday“ sind die Begriffe der beiden in der Ausstellung gezeigten Frauen. Mit dem Abheilen der Schrift soll auch das Trauma überwunden werden – ein Prozess der Selbsterkenntnis und Transformation. Und eine Arbeit, die in ihrer psychologischen Dimension sprichwörtlich unter die Haut geht.
Galerie Wagner + Partner
Strausberger Platz 8
10243 Berlin
22.11.2013 – 18.01.2014
Öffnungszeiten Di-Sa 13-18 Uhr und nach Verabredung
galerie-wagner-partner.com
Titel zum Thema Scheitern:
Scheitern – so many ways to fail
Ausstellungsbesprechung: Draußen graues Novemberwetter – Pfützen auf dem Asphalt. Drinnen spiegelt sich diese Tristesse: Ein überdimensionales Foto zeigt den Palast der Republik, ...
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