Im Rahmen dieses Tages bieten viele Berliner Moscheen Führungen, Vorträge, Ausstellungen, Folklore, Informationsmaterialien und Begegnungsmöglichkeiten an.
Die niedliche Katze leuchtet grün. Neben Dolly, dem Schaf, und Toppy, der Labrador-Retriever-Mischung, hat die Künstlerin Lynn Hershman Leeson insgesamt achtzig Resultate der Genmanipulation auf einem Plakat arrangiert. Dolly, Toppy und die Katze werden ergänzt von einer formvollendeten Zucchinizüchtung namens „Freedom II“ sowie Bakterien, die Öl zersetzen u. a. Doch warum ist die Katze grün? An ihr haben amerikanische Wissenschaftler die Wirkung von GFP, fluoreszierenden Proteinen, erforscht.
Das Thema der Identität – und der Verlust derselben - durchläuft die Arbeit der Künstlerin wie ein roter Faden. „How To disappear“ lautet nicht von ungefähr der Titel ihrer Berliner Ausstellung, die noch bis zum 6. September 2014 in der Galerie Aanant & Zoo zu sehen ist.
Zu den ersten Arbeiten von Hershman Leeson zählt die Dokumentation sich selbst zerstörender Wachsfiguren in den sechziger Jahren. Die Kalifornierin war fasziniert von Erfahrungen der Auslöschung, Wiedergeburt und Reinigung. In „Burning Woman“ (1964) etwa oder „Burned Bride“ (1966) lösen sich Frauen sprichwörtlich auf.
Auch die Künstlerin selber, damals jung und unglücklich verheiratet in San Francisco, wollte Mitte der 70er ihre Identität hinter sich lassen – und erfand zu diesem Zweck Roberta Breitmore. Mit Nylons, dunkler Sonnenbrille und blonder Perücke nahm Lynn die Identität von Roberta an. Roberta schaltete Kontaktanzeigen, organisierte Dates und besuchte einen Psychiater, um ihre schmerzvollen Erfahrungen mit männlicher Gewalt zu verarbeiten.
Doch die Künstlerin trieb ihr Spiel der Identitäten noch einen Schritt weiter. Teilweise waren neben Roberta/ Lynn noch zwei bis drei weitere „Robertas“ in der Stadt unterwegs und hinterließen Spuren – damals stand der Datenschutz einer solchen Aktion nicht im Wege. 1979 wurde Lynn der Roberta Breitmore dann überdrüssig. In Florenz am Grab der Lucrezia Borgia wurde diese feierlich exorziert.
Seit Jahrzehnten reflektiert Hershman Leeson den männlichen Blick auf die Frau. In „Reproductive Rights“ (2014) etwa kniet eine attraktive Frau im kurzen Kleid mit tiefem Dekolletee in Kätzchenpose. Anstelle eines Kopfes trägt die Frau einen Bildschirm auf den Schultern, aus dem uns samtbraune Augen anschauen. Ist die Pose lustvoll oder erniedrigend? Der Blick unschuldig oder frech? Auffällig in dieser Arbeit wie auch in „Seduction“ von 1985 ist der schmale gerahmte Gesichtsausschnitt, der spontan an die Verhüllung arabischer Frauen durch eine Burka denken lässt.
In „Biological Clock“ (1987) bildet eine Uhr den Oberkörper. Sie steht auf schönen Beinen in schwarzen Nylons und High Heels. Einem Katzenschwänzchen gleich baumelt der Stecker herunter. Die attraktive Frau wird hier mit bitterer Ironie als potentielle Gebärende porträtiert, deren innere Uhr tickt.
In dem monumentalen digitalen Archivabzug „Water Woman Red“ von 2004 spielt die Künstlerin nicht nur mit dem Feuer, sondern zudem mit dem Wasser. Während der Großteil eines Frauenaktes, der dem Betrachter die Hände in Ergebenheitshaltung entgegen hält, mit Tropfen bedeckt ist, brennen Haare und Gesicht. Ein inneres Feuer? Eine Auslöschung? Eine Transformation?
Längst hat Hershman Leeson durch ihr Spiel mit Identitäten die internationale Kunstwelt überzeugt. Für den Herbst ist eine Retrospektive am ZKM in Karlsruhe geplant. Und die grüne Katze vom Plakat soll auch noch ihren großen Auftritt haben. Niemand geringeres als die Oskar-Preisträgerin Tilda Swinton wird sie in Hershman Leesons nächstem Film verkörpern.
Galerie Aanant & Zoo
http://www.aanantzoo.com/
Bülowstraße 90
10783 Berlin
Titel zum Thema Lynn Hershman Leeson:
Wer sind ich? Lynn Hershman Leeson auf Identitätssuche in den „KW on location“
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Wer bin ich? Wer ist sie?
Ausstellungsbesprechung: Als hätten sie sich aufeinander bezogen, korrespondieren ihre Arbeiten in der Ausstellung „Playback“ im Autocenter Berlin: Die der kalifornischen „Altmeisterin“ Lynn Hershman Leeson und der jungen in Las Palmas geborenen Spanierin Eli Cortiñas,
Spiel mit dem Feuer
Ausstellungsbesprechung: Die niedliche Katze leuchtet grün.
Lynn Hershman Leeson erhält den d.velop digital art award
Die amerikanische Künstlerin und Filmemacherin Lynn Hershman Leeson gewinnt den mit 20.000 € dotierten d.velop digital art award [ddaa] 2010. Mit dem Preisgeld ist außerdem eine Retrospektive in der Kunsthalle Bremen sowie ein Katalog verbunden.
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