Im Rahmen dieses Tages bieten viele Berliner Moscheen Führungen, Vorträge, Ausstellungen, Folklore, Informationsmaterialien und Begegnungsmöglichkeiten an.
Michael Sailstorfer, Multichannel Videoinstallation, © Marchesi de Frescobaldi
Wein ist ein ganz besonderer Saft. Das dachte sich wohl auch der 1979 in Velden geborene Künstler Michael Sailstorfer. Er zeichnete weibliche Akte - in Rotwein. Vier Monitore zeigen den Schaffensprozess, für den Sailstorfer eine Flasche Wein zum pinselbewehrten Zeichen-Utensil umfunktionierte. Attraktive Modelle, posierend auf weißen Quadern, eine gute Flasche Wein. Mit seiner Videoarbeit Akt 1- 5 hat Sailstorfer – nicht ohne Augenzwinkern - wohl alle Klischees bedient, die der kulturbeflissene Bürger mit Italien und La Bohème verbindet.
Sailstorfer ist einer von drei Künstlern, die im März für die Auszeichnung „Artisti per Frescobaldi 2014“ nominiert worden waren. Den Sommer hat er auf dem Weingut Castello di Nipozzano verbracht. Tiziana Frescobaldi, künstlerische Leiterin des Projektes, hatte Sailstorfer, die deutsche Künstlerin Jorinde Voigt sowie den Italiener Yuri Ancarani in die Toskana eingeladen. Die Künstler sollten sich von dem Gut, das in den Weinbergen unweit von Florenz liegt, inspirieren lassen und dieses „mit klarem und bewusstem Blick durch eindringliche und poetische Bilder“ neu interpretieren.
Auch waren sie aufgefordert, ein Etikett für den Montesodi Riserva zu entwerfen, einen Cru, der auf dem Castello di Nipozzano in kleinen Mengen erzeugt wird. Der Verkaufserlös der 999 Magnum-Flaschen wird nun dem Künstlerhaus Bethanien zufließen, das junge Künstler fördert: Ein junger italienischer Künstler soll der Nutznießer des Programms sein.
Jorinde Voigt, A Difference that Makes a Difference, © Marchesi de Frescobaldi
Während Sailstorfer eher hintersinnig-spielerisch an die Aufgabe heranging, knüpft Jorinde Voigt in ihrer Papierarbeit an die philosophische Tradition des Landes an. Auf den ersten Blick ist die Serie „A Difference that Makes a Difference“ vor allem dekorativ. Eine amorphe goldene Form, untergliedert durch feingezeichnete Quadrate, schwebt in einem komplexen System von Grafiken und Diagrammen. Farbtupfer treffen auf geschwungene Linien, Geometrie auf chaotisch auseinander spritzende Flecken. So hält die Künstlerin rotierende Bewegungen fest und präsentiert die gerundete goldene Form aus diversen Winkeln. Während es vordergründig um den Gärungsprozess des Weines geht, legt die ehemalige Meisterschülerin von Katharina Sieverding auch die Fährte zu den Berechnungen und Zeichnungen Leonardo da Vincis, der mit seinen Theorien die italienische Renaissance maßgeblich prägte.
Yuri Ancarani, © Marchesi de Frescobaldi
Yuri Ancarani wiederum hat einen Film gedreht, der lediglich der Familie vorbehalten ist und steigt dabei tief in die Tradition der Frescobaldis ein. Angeregt hat ihn dabei der private Weinkeller und der Brauch, bei der Geburt eines neuen Familienmitgliedes jeweils einige Flaschen Wein zurückzulegen. In der Ausstellung zeugt lediglich eine Filmrolle auf einem Sockel von Ancaranis Projekt.
Es ist eine stolze Ahnengalerie, in die sich die Ancarani, Voigt und Sailstorfer einreihen dürfen, denn kunsthistorische Größen wie Donatello, Michelozzo, Brunelleschi waren eng verbunden mit der Familie Frescobaldi. Tizianas Urahne, Stoldo Frescobaldi, etwa hatte Brunelleschi mit dem Entwurf der Basilica Santo Spirito beauftragt.
Eine Tradition lebt fort, schon das ist ein Wert an sich. Ob im Wein die Wahrheit wohnt und Dolce Vita die Kunst beflügelt, mochte jeder nach einem Besuch im Schinkel-Pavillon selbst beurteilen. Die Ausstellung war dort vom 10. – 12. Oktober zu besichtigen. Bei nüchterner Betrachtung jedoch wirken die Beiträge – gemessen an früheren Arbeiten der drei Künstler – irgendwie gesättigt. Gewinner des Wettbewerbs ist übrigens Michael Sailstorfer. Sein Entwurf wird die Flasche des Montesodi Reserva schmücken.
www.artistiperfrescobaldi.it/
vom 10. bis 12. Oktober 2014 im Schinkel Pavillon
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a|e Galerie - Fotografie und zeitgenössische Kunst
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Galerie Alte Schule im Kulturzentrum Adlershof
Kunsthochschule Berlin-Weißensee
GalerieETAGE im Museum Reinickendorf