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Biotop aus Leben und Kunst - Herman de Vries

von Inge Pett (22.03.2015)
vorher Abb. Biotop aus Leben und Kunst - Herman de Vries

herman de vries, steigerwald cosmology, 2010, ca. 550 x 550 x 50 cm, Photo: herman de vries archive

Vorausschau: Herman de Vries´ Beitrag für die Venedig Biennale in der niederländischen Botschaft vorgestellt:

Er sammelt, ordnet, trennt. Sein Atelier in Knetzgau bei Eschenau ist riesengroß: Es umfasst den gesamten fränkischen Wald. „Ich suche und untersuche die Umgebung“, erklärt Herman de Vries. Genau das tut er auch in Venedig, wo der 1931 geborene Künstler die Niederlande bei der 56. Internationalen Kunstausstellung vertritt. Die in der Lagune gelegene Insel Lazzaretto Vecchio, einst eine Unterbringungsstätte für Pestkranke, hat er in ein „Sanctuarium“ umgewandelt. Heute dient die 220 Meter lange und bis zu 145 Meter breite Insel als Tierheim: Hierhin werden vor allem herrenlose Hunde gebracht.

Die Idee des „Sanctuariums“, des Heiligtums, greift de Vries nicht das erste Mal auf. Bereits 1993 in Stuttgart hat der Holländer im Rahmen der Internationalen Gartenausstellung erstmals einen Raum geschaffen, den er – geschützt durch einen schweren Stahlzaun – sich selbst überlassen hat. „Das Sanctuarium ist ein respektierter und geschützter Raum“, schrieb er damals. „Der Inhalt jetzt, Frühling 1993, noch ganz leer. Eine vielversprechende Leere. Was wird die Natur hier tun? Sicher wird sie etwas tun, geschehen lassen, auch in dieser giftigen Abgasatmosphäre wird sie sich ohne unser Zutun manifestieren.“


herman de vries, rosa damascena (detail), 1984-present, installation size variable, Photo: Christian Blei, Stuttgart

Auf der venezianischen Insel jedoch ist ein solcher schwerer Zaun obsolet: Hier bildet die Lagune eine natürliche Grenze. Es ist ein „ready-made sanctuarium“, erklärt Colin Huizing, neben Cees de Boer einer der Kuratoren des niederländischen Biennale-Beitrags. Ein Film, den das Team am 19. März in der Botschaft des Königsreichs der Niederlande präsentierte, veranschaulicht den morbiden Charme der Insel mit ihren von Pflanzen wild überwucherten Ruinen. „Die große Mutter nimmt zurück, was ihr gehört“, erklärt de Vries.

Ihm gefällt der Ort unweit des umtriebigen Lidos, an dessen Ufer sich sanft die Wellen brechen. Die kleine Insel bildet die perfekte Voraussetzung für das Thema, das wie einen roten Faden sein Werk durchzieht: der Bezug des Menschen zur Natur und der Verlust dieser Beziehung. Vor allem im Herbst wird die Insel überborden von Obst und Blumen, die sich zwischen den alten Gemäuern hartnäckig ihren Weg gebahnt haben. „Mich fasziniert es, wie die Natur die Kultur von innen heraus übernimmt.“

Von Hause aus ist der Künstler ausgebildeter Gärtner. In den 60er-Jahren war er zudem Mitarbeiter des „Instituts für angewandte biologische Forschung in der Natur“ in Arnheim. Im Jahr 1959 hatte er gemeinsam mit Jan Schoonhoven, Armando, Henk Peeters, Kees van Bohemen und Jan Henderikse die Gruppe niederländischer Informeller gebildet, die 1960 zur Gruppe „nul“ wurde und Zero nahestand. Aktuell sind Arbeiten von Herman de Vries auch in der großen ZERO Ausstellung im Martin-Gropius-Bau zu sehen.


herman de vries, vaccinium (collected hirschdelle), 2011, leaves on paper, 41 x 63 cm, Photo: herman de vries archive

In seinem aktuellen Werk spielt die Pflanzenwelt – von der Botanik bis hin zur Heilkunde und der Mythologie – eine zentrale Rolle. Dazu zählt auch die Erforschung der psychodelischen Wirkung von Pflanzen. De Vries arbeitet mit getrockneten Pflanzen, mit Mineralien und verschiedenen objets trouvés aus der Natur. „Naturprozesse und –phänomene sind viel zu komplex, als das sie auf rationale Art und Weise erklärt werden könnten“, so das Credo des Künstlers.

“To be all ways to be” lautet sein vom Mondriaan Fund in Auftrag gegebener Beitrag zur Biennale. Im 1954 erbauten, offenen transparenten niederländischen Pavillon in den Giardini in Venedig, von wo aus Bootstouren auf die Insel geboten werden, wird ab dem 6. Mai eine Auswahl seiner Arbeiten zu sehen sein. Mit Gerrit Rietveld, dem Architekten des Pavillons, verbinde den Künstler die „rational-optimistische fortschrittliche Art des Denkens“, erklärt Huizing, „eine Philosophie der offenen Realität“. Diese Philosophie spiegele die Idee wider, dass es viele verschiedene Ansätze im Hinblick auf Erfahrungen und Reflexionen zur menschlichen Existenz gibt und kein Ansatz besser oder schlechter sei als der andere.

Dem Besucher wird sich ein neuer Blick auf Venedig, die Kunst und die Natur – und damit sich selbst - bieten. Geht de Vries Konzept auf, so öffnet sich dem Kulturinteressenten ein Biotop aus Leben und Kunst, eine allgegenwärtige „Poesie der Realität“.

Wir werden aus Venedig darüber berichten.

Dutch Pavilion
56th International Art Exhibition
La Biennale di Venezia
herman de vries
to be all ways to be
www.mondriaanfonds.nl/en/venice-biennale/

Inge Pett

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