Was passiert mit unseren täglichen Gewohnheiten, wenn sich die Gegebenheiten grundlegend ändern? Diese Frage beschäftigt den japanischen Künstler Koki Tanaka (*1975 in Tchochigi) in vielen seiner Videoarbeiten, von denen zur Zeit, neben Zeichnungen und Fotografien, rund 20 unter dem Titel „A Vulnerable Narrator“ in der Kunsthalle Deutsche Bank zu sehen sind. Koki Tanaka wurde als Künstler des Jahres 2015 im Rahmen des Global Art Advisory Council der Deutschen Bank von den Kuratoren Okwui Enwezor, Hou Hanru, Udo Kittelmann und Victoria Noorthoorn ausgewählt und folgt in dieser Reihe Wangechi Mutu (2010), Yto Barrada (2011), Roman Ondák (2012), Imran Qureshi (2013) und Victor Man (2014).
Tanaka erprobt in seinen Arbeiten verschiedene künstlerische Strategien, vor dem Hintergrund die politische Relevanz von Kunst hervorzuheben, um ihr Potenzial, Veränderungsprozesse in der Gesellschaft zu bewirken, sichtbar oder erfahrbar zu machen. Während in früheren Werken der zweckentfremdete Alltagsgegenstand im Mittelpunkt stand, wendet sich der Künstler in den neueren Arbeiten dem menschlichen Miteinander zu. So komponieren etwa in der Videoarbeit „A Pottery Produced by 5 Potters at Once“ 5 Pianisten, gemeinsam an einem Klavier spielend, ein Stück. Sie spielen, kommunizieren und versuchen sich immer wieder zu einigen und einen Konsens zu finden. In einer anderen Arbeit lässt Tanaka 5 Töpfer gleichzeitig in einer Gemeinschaftsaktion eine Schale formen, das Ergebnis lässt sich – wie auch bei den neun Friseuren, die zusammen einer Person einen neuen Haarschnitt schneiden - erahnen. „Auf gewisse Art und Weise haben alle Aktionen, die ich organisiere, damit zu tun, wie wir unsere Erfahrungen mit anderen teilen können.“ sagt Koki Tanaka.
Einzelarbeit wird zur Gruppenarbeit, in der das Individuum sich aus seiner gewohnten Position sowohl im Verhältnis zum Arbeitsvorgang als auch im Verhältnis zu seinen Mitmenschen anders positionieren muss. Solidarische Strukturen entwickeln sich oder werden in Frage gestellt.
In „Precarious Tasks # 8: Going home could not be daily routine“ hat Koki Tanaka Menschen in London zu einer Aktion eingeladen, bei der sie denselben Weg nach Hause gehen, den sie 2011 anlässlich der Unruhen und der ausgefallenen öffentlichen Verkehrsmittel, gegangen sind.
Dieser Katastrophe steht die Rekonstruktion eines Nach-Hause-Gehens gegenüber, die Tanaka selbst ausführte. Er lief in Tokio den gleichen Weg ab, den eine Bekannte am Tag des großen Erdbebens in Fukushima wählte. Auch hier kam der öffentliche Nahverkehr zum Erliegen.
Das Kollektive wird von Tanaka auf sein machbares und nicht-machbares Handeln hin untersucht. Wie die Teilnehmer erfährt auch der Besucher das Geschehen als Transformation ins Ungewisse. Diese Transformation versteht Tanaka als „Prozess einer bildhauerischen Arbeit an der Gesellschaft“.
Ausstellungsdauer: 26.03.-25.05.2015
Deutsche Bank KunstHalle
Unter den Linden 13/15
10117 Berlin
http://deutsche-bank-kunsthalle.de
Titel zum Thema Koki Tanaka :
Das Alltägliche in seiner politischen Dimension – Koki Tanaka in der Kunsthalle Deutsche Bank
Ausstellungbesprechung: Was passiert mit unseren täglichen Gewohnheiten, wenn sich die Gegebenheiten grundlegend ändern?
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