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Das antiakademische College - Ausstellung über das Black Mountain College im Hamburger Bahnhof

von Inge Pett (25.09.2015)
vorher Abb. Das antiakademische College -  Ausstellung über das Black Mountain College im Hamburger Bahnhof

Black Mountain College: Fotografieunterricht mit Josef Albers, Lake Eden Campus, um 1944. © Courtesy of Western Regional Archives, States Archives of North Carolina

Was haben John Cage, Cy Twombly, Robert Rauschenberg und Merce Cunningham gemeinsam? Sowie der aus Deutschland emigrierte Bauhauslehrer Josef Albers und seine Frau Anni, der Mathematiker Max Dehn oder der Architekt Walter Gropius? Diese und andere bedeutende Namen sind eng mit der Historie des Black Mountain College verbunden, dem im Hamburger Bahnhof eine Ausstellung gewidmet ist: „Black Mountain. Ein interdisziplinäres Experiment 1933-1957“.

„Es ist ein Phänomen, dass die Schule kaum im Bewusstsein verankert ist“, wundert sich Udo Kittelmann, Direktor der Nationalgalerie. Immerhin habe sie den Aufbruch in eine andere Zeit, in ein neues Denken, markiert.

Tatsächlich war einiges bemerkenswert beim legendären Black Mountain College im US-Bundesstaat North Carolina, das 1933 von John Andrew Rice gegründet wurde. Der Hochschullehrer hatte kurz zuvor seine Stelle am Rollins College in Florida verloren, da er sich mit den dort vorherrschenden Unterrichtsmethoden nicht identifizieren konnte. Gemeinsam mit Kollegen und Studenten gründete Rice daraufhin einen Ausbildungsort, der seinen progressiven Idealen entsprach - gemäß dem Credo: „Methoden zu lehren, nicht Inhalte; den Prozess gegenüber den Ergebnissen zu betonen.“

Das Black Mountain College also als eine Fortsetzung des Bauhauses in der Neuen Welt, ähnlich dem New Bauhaus in Chicago? Im Gegensatz zum kunstorientierten Bauhaus wurden, obwohl es konkrete Verknüpfungen gab, am College Wissenschaften und Künste gleichberechtigt gelehrt.


Black Mountain College: Buckminster Fuller Class, Lake Eden Campus Sommer, 1949. © Courtesy of Western Regional Archives, States Archives of North Carolina. Foto: Masato Nakagawa

In den Anfangszeiten des Colleges kamen 22 Studenten auf zwölf Dozenten, eine aus heutiger Sicht traumhafte Betreuungsquote. Lehrer und Schüler befanden sich in einem permanenten Dialog. „Es war eine faszinierende Pendelbewegung. Antikakademisch und antiautoritär“, erklärte Eugen Blume, gemeinsam mit Gabriele Knapstein Kurator der durch die Kulturstiftung des Bundes geförderten Ausstellung.

Auch Afroamerikaner wurden aufgenommen – und das etwa zwanzig Jahre bevor sich in den rassistischen Südstaaten die ersten gemischten Universitäten durchsetzten.

Nachdem die Miete zu hoch geworden war, zog das College 1941 in ein neues Gebäude um, das die Lehrer und Schüler gemeinsam erbauten – vom architektonischen Entwurf bis hin zum Fällen der Bäume. Nicht nur der Bau, auch ein starkes Wir-Gefühl wurde damit errichtet.

Insbesondere dank der ab 1944 stattfindenden Sommerkurse konnte das Lehrangebot erheblich ausgebaut werde. „Alle großen Köpfe Amerikas verkehrten am Black Mountain College“, so Blume.

Doch im Jahr 1957 musste das College aufgrund sinkender Studentenzahlen und finanzieller Schwierigkeiten schließen. Blume vermutet einen Zusammenhang mit den Repressionen der McCarthy-Ära, kamen doch die Attribute „deutsch, homosexuell, kommunistisch“, die mit dem Institut verbunden wurden, einem Vernichtungsurteil gleich.

Die Campusatmosphäre im Hamburger Bahnhof lässt das Black Mountain College fast wieder aufleben. Auch ein Verdienst des Architektenkollektivs raumlabor_berlin, das damit beauftragt war, die schillernde Zeit des Black Mountain Colleges zu visualisieren. Mit hellem Holz entstanden nun Boxen und Emporen, Bühnen und Stufen. So etwa in dem Raum, in dem der Einfluss Mexikos auf die Arbeit von Josef und Anni Albers veranschaulicht wird.


Ausstellungsansicht „Black Mountain. Ein interdisziplinäres Experiment 1933- 1957“ im Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart – Berlin. / Von links: Fotografie: Hazel Larsen Archer: Elizabeth Schmitt Jennerjahn und Robert Rauschenberg dancing, ca. 1948. / Cy Twombly, Untitled, 1951. / Robert Rauschenberg: Pink Door, 1954. / Robert Rauschenberg: Untitled (Black Painting), 1952. / © Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof, SMB / Thomas Bruns

Auf den an Pyramiden erinnernden Stufen – so wie an drei anderen Plattformen in der Schau – werden unter Anleitung des Künstlers und Komponisten Arnold Dreyblatt in den kommenden Wochen Studenten von zehn internationalen Hochschulen Partituren aus dem Archiv des Black Mountain Colleges frei interpretieren, darunter auch von John Cage. „Halleluja! The blind can see again; the water´s fine“, heißt es in einem gerahmten Kommentar des Fluxus-Musikers. Kann der Geist von Black Mountain überhaupt in Berlin in alter, neuer Frische wehen? Man darf gespannt sein.

blackmountaincollege.org

Ausstellungsdauer: 5. Juni bis 27. September 2015

Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin
Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin
Invalidenstraße 50/51, D-10557 Berlin
www.smb.museum/hbf

Inge Pett

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Das antiakademische College - Ausstellung über das Black Mountain College im Hamburger Bahnhof
Nur noch dieses Wochenende zu sehen: Und das ist unsere AUsstellungsbesprechung ...

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