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Bamberg – Berlin - Peking - Jerusalem. Ein Porträt des Kunsthändlers Alexander Ochs

von Inge Pett (11.07.2015)
vorher Abb. Bamberg – Berlin - Peking - Jerusalem. Ein Porträt des Kunsthändlers Alexander Ochs

Alexander Ochs, Foto: Uwe Gaarsch

„Du kannst nur hinkommen, wo Du herkommst.“ Zu dieser Überzeugung gelangte Alexander Ochs in Fernost. Er zählt zu den Pionieren auf dem chinesischen Kunstmarkt und brachte Künstler wie Ai Weiwei, Ding Zi, Lu Hao und Tan Ping nach Europa. Doch inzwischen setzt der Kunsthändler neue Schwerpunkte. Im fernen Peking, wo er bereits 1997 eine Galerie gründete, besann er sich auf seine abendländisch-christlichen Wurzeln.

Soeben ist der Ausstellungszyklus „Du sollst dir (k)ein Bild machen“ im Berliner Dom zu Ende gegangen. Für 106 Tage beherbergte der wilhelminische Monumentalbau eine betont reduzierte Raumskulptur, die an eine urchristliche Kirche oder Synagoge erinnerte, eigens hineingebaut in die neobarocke Üppigkeit. Während des liturgischen Osterfestkreises, der sich von der Passionszeit bis Pfingsten erstreckt, traf dort alte Kunst auf Zeitgenössisches - vom Elfenbein-Kruzifix des Bamberger Domschatzes bis hin zum „Selbstporträt mit Todesschädel“ von Marina Abramović. Insgesamt 60.000 Besucher zählte die Ausstellung, 1000 von ihnen im Besitz eines Dauertickets. Eine Tatsache, die Ochs besonders freut. Ebenso wie die rege Interaktion mit der Gemeinde, die den Zyklus mit großer Offenheit begleitete.

Kann Kunst heilen? Liebe vermitteln? Fragen wie diese trieben Alexander Ochs um, als er die Ausstellung konzipierte. Ochs, der weder Kunst noch Kunstgeschichte studiert hat, kommt ursprünglich aus der freien Musikszene. Mit 21 Jahren eröffnet er in Bamberg eine alternative Buchhandlung. „Meine Methodik besteht darin, der Sensibilität zu folgen“, so der gebürtige Franke. Auch als Galerist und Geschäftsmann versuche er, einem künstlerischen Ansatz Geltung zu verschaffen.

Derzeit beschäftige ihn die Rückführung auf das spirituelle Sein, auf die Wiederentdeckung der Spiritualität in Kunst und Religion. In den letzten Jahren hat Ochs, der sich aktiv um den interreligiösen Dialog bemüht, wiederholt Kunst in die Kirchen gebracht: So initiierte er unter anderem die Arbeit „Stufen“ von Micha Ullman in der Berliner St. Matthäus-Kirche und kuratierte 2013 eine Ausstellung über Flüchtlinge im Berliner Dom. Und im kommenden Jahr folgt Jerusalem: Dort ist er eingeladen, eine Ausstellung in der Erlöserkirche zu konzipieren. Neben der Gestaltung des Kreuzganges durch Micha Ullman hofft er auf die Teilnahme einer palästinensischen Künstlerin.

Seine Galerien in Berlin-Mitte und Peking hat Ochs aufgegeben, letztere vor allem wegen der Repressalien der chinesischen Regierung, denen die Künstler ausgesetzt seien. Zu Kompromissen auf Menschenrechtsebene sei er nicht bereit gewesen. Ökonomische Kriterien kämen in China vor ästhetischen: „Der Westen hat hier nichts zu suchen“.


Ausstellungsansicht LIVING LANDSCAPES mit Werken von Sven Drühl und Wang Shugang. Foto: Marcus Schneider neulicht.com

Mit seiner Frau Kathrin Barwinek führt er nun in Berlin-Charlottenburg „Alexander Ochs Private“. Wie der Name es vermuten lässt, handelt es sich dabei um die private Wohnung des Paares, in der Ausstellungen und Konzerte stattfinden. So jüngst die Weltpremiere „Pennies from Heaven“ von und mit John Rose, der ein Konzert für Data Violin Robot und Streichquintett inszenierte. Die Partitur für die zweisaitige Roboterbratsche stammt u. a. von Wallstreet-Unternehmen wie Google, Facebook oder der Grillhähnchenkette El Pollo Loco. Über das Internet wurden die Aktienkurse in Echtzeit zum Takt- und Tongeber des Konzerts. Jede Transaktion erzeugte einen Ton. Wo das Geld ist, spielt die Musik. Ein hintersinnig-sinnliches wie subversiv-humorvolles Kunsthappening.

„Alexander Ochs Private“ knüpft an die Tradition der Berliner Salons an. Die Menschen verspürten ein starkes Bedürfnis, miteinander zu sprechen, sinniert der Kunsthändler. Auch rücke die Kunst in einem Salon wieder näher an den Menschen heran. Zudem lasse die private Galerie ihm die Zeit für andere Projekte. So arbeite er an einer Oper.
Die Auskunft kommt überraschend. Ebenso wie der Inhalt des Librettos, den er bereitwillig verrät. Es geht um die Lebensgeschichte des Kölner Missionars Adam Schall von Bell, der im 17. Jahrhundert nach China gegangen war. Aufgrund seiner astronomischen Kenntnisse holte der Kaiser ihn an seinen Hof. Auf einen Verrat durch seine Neider folgte das Todesurteil „Zerstückelung bei vollem Bewusstsein“, das aufgrund eines heftigen Erdbebens nicht vollstreckt werden konnte. Der Kaiser verstand das als göttliches Zeichen und begnadete den Jesuiten. Zwischen Kaiserhof und Kerker, gefeiert und verfolgt – Schall von Bell wurde in der fremden Kultur stets missverstanden. Parallelen zu lebenden Figuren? Ochs grinst und schweigt.

alexanderochs-private.com/

Inge Pett

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Bamberg – Berlin - Peking - Jerusalem. Ein Porträt des Kunsthändlers Alexander Ochs
Porträt: „Du kannst nur hinkommen, wo Du herkommst.“ Zu dieser Überzeugung gelangte Alexander Ochs in Fernost. Er zählt zu den Pionieren des chinesischen Kunstmarktes und brachte Künstler wie Ai Weiwei, Ding Zi, Lu Hao und Tan Ping nach Europa.

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