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Abstrakte Nähe. Zeitgenössische Kunst aus Mexiko

von Inge Pett (30.09.2015)
vorher Abb. Abstrakte Nähe. Zeitgenössische Kunst aus Mexiko

Patrick Pettersson,See,Copyright Patrick Pettersson, Foto: Andrea Fahmel, Courtesy Mexikanische Botschaft

Fällt das Stichwort ´Mexikanische Malerei`, fallen fast reflexhaft Namen wie Frida Kahlo oder Diego Rivera … Nur wäre es ein echtes Versäumnis, wenn die Fixierung auf diese Ikonen der Kunstgeschichte den Blick auf die aktuelle Kunstszene Mexikos verstellte. Gelegenheit dazu bietet ein Blitzableiter – „Pararrayos“. So der Titel einer Gruppenausstellung, die in der Botschaft von Mexiko bis zum 30. September Positionen von zwölf zeitgenössischen Malern zeigt.

Im mexikanischen Kunstbetrieb gebe es derzeit zwei dominante Lager, klärt Patrick Pettersson auf. Zum einen sei das die Konzeptkunst – international bekannt vor allem Gabriel Orozco – und zum anderen ein eher konservatives Lager, das sich der figurativen Malerei verschrieben habe. Er selber zähle hingegen zu einer Gruppe von Mid Career-Künstlern, die das Medium Malerei neu reflektierten.

Für seine Arbeit „See“ hat Pettersson einen alten Super 8-Film seiner Eltern hervorgesucht, der während eines Picknicks im Grünen entstanden ist. Eines der Gemälde zeigt das feine Profil der blonden Mutter im Sonnenschein, wobei ihre Augen ausgespart bleiben, eben diejenige Partie, die in einem konventionellen Porträt die Persönlichkeit widerspiegelt.

Das daneben hängende Werk scheint auf den ersten Blick einer anderen Serie zu entstammen. Doch der Hintergrund weist die gleiche Farbigkeit auf. Pettersson hat hier eine Szene ausgewählt, in der die Kamera einen Schwenk in die Vegetation ausführte. Die durch das dichte Laub entstandenen Schatten stellt er durch ausgelassene Stellen auf der schwarzen Leinwand dar. Der Künstler spielt so mit den Sehgewohnheiten, changiert geschickt zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion.


Javier Peláez, Naturaleza indeterminada, Copyright Javier Peláez, Foto: Andrea Fahmel, Courtesy Mexikanische Botschaft

Ebenso wie der 1976 in Mexiko-Stadt geborene Künstler Javier Peláez, von dem drei Medaillons in verschiedenen Größen vertreten sind. „Ich wollte weg vom Rechteck“, erläutert er. Tatsächlich scheint das runde Format prädestiniert zu sein für seine organischen, zunächst wie Naturaufnahmen wirkenden Bilder. Gerade so, als blicke man durch ein Mikroskop. „Das Bild wird umso abstrakter, umso näher man kommt“, sagt Peláez und bringt so auf den Punkt, worin sein Werk mit dem vieler seiner bei „Pararrayos“ vertretenen Kollegen korrespondiert.

Anders bei seinem Künstlerkollegen Javier Areán. Er hat sich weniger mit dem Medium Malerei auseinandergesetzt als mit der eigenen Familiengeschichte. Seine Eltern waren während der Franco-Ära aus Spanien emigriert. Das Bild „Barcaré“ zeigt ein francistisches Internierungslager; die abstrakte Darstellung der flachen schwarzen Gebäude mit den weißen Dächern ermittelt den bedrückenden Eindruck einer Nekropole, weckt die Assoziationen von aufgereihten Särgen. Ein intensiver Eindruck von Tristesse und Bedrohung zugleich.


Javier Areán, Barcaré / Ninas, Copyright Javier Areán, Foto: Andrea Fahmel, Courtesy Mexikanische Botschaft

In einer anderen Arbeit zeigt Areán ein Familienportrait. Während der Patriarch sitzt, stehen seine Frau und die drei adrett zurecht gemachten Kinder um ihn herum. Doch das Familienbild ist absichtsvoll gesichtslos - von einer milchig-pastellen weißen Schicht überdeckt. Das Sujet erscheint dadurch distanziert, entrückt – so wie die verlorene alte Heimat der Familie Areáns.

An alte Traditionen knüpft auch Pablo Rasgado mit seinem „Muralismo Monocromático“ an. In den 20er-Jahren hatten mexikanischen Künstler in ihren Wandmalereien soziale und politische Missstände angeklagt. Rasgado zitiert den Muralismo formal, knüpft aber nicht an dessen sozialkritische Tradition an. Nach explizit engagierten Motiven sucht man in der Ausstellung überhaupt vergeblich. Die Energie, die sich in der von Christian Barragán kuratierten Schau entlädt, ist eher ästhetischen Ursprungs. „Pararrayos“ bietet eine seltene Gelegenheit, sich selbst ein Bild zu machen von der Bandbreite einer Kunstszene, die dem europäischen Blick leider noch zu oft verborgen bleibt.

Pararrayos: Zwölf zeitgenössische Künstler aus Mexiko

6.8.-30.9.2015

Mexikanische Botschaft
Klingelhöferstr. 3
10785 Berlín
http://embamex.sre.gob.mx/alemania/

Inge Pett

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