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Berlin Daily 20.04.2024
Künstlerinnengespräch

17 Uhr: im Rahmen der Ausstellung Luise Marchand & Laura Schawelka »All Beauty Must Die« Villa Heike | Freienwalder Str. 17 | 13055 Berlin

Schatten-Dasein. Eine Ausstellung in den KUNSTSAELEn Berlin

von Inge Pett (16.04.2016)
vorher Abb. Schatten-Dasein. Eine Ausstellung in den KUNSTSAELEn Berlin

Zilla Leutenegger, „Kaleido“, 2014/15, Videoinstallation mit Kristall, geblasen / modelliert, Projektion, Farbe, Ton, Loop 4´, Sockel, (courtesy of the artist und Galerie Peter Kilchmann, Zürich)

Der Schatten des Körpers des Kutschers. Einen doppelten Genitiv trägt der Ausstellungszyklus in den Kunstsaelen Berlin im Titel. Clemens Krümmel hat ihn einer Erzählung von Peter Weiss entliehen.

Clemens Krümmel legt Wert darauf, kein Kurator zu sein. Stattdessen versteht er sich als ein „Arrangeur“, der die Werke seiner Künstlerfreunde mit kunstfernen Elementen kombiniert. Dabei hält sein Arrangement, was der Ausstellungstitel verspricht: Dem Besucher eröffnet sich ein geistreicher, stark besetzter Kosmos voller Assoziationen und doppelter Bedeutungsebenen. „Ich liebe es, überzucodieren“, so Krümmel. Während der über drei Monate laufenden Ausstellung werden in den sieben Räumen verschiedene Kunstwerke ausgetauscht, neue Korrespondenzen hergestellt.

Eine amerikanische Lucky Strike Werbekampagne aus den 1930er-Jahren im Entree führt in das Thema „Schatten“ ein, gleichzeitig der Titel des ersten Teils der Ausstellungstrilogie, auf den der „Körper“ und der „Kutscher“ folgen werden. Albert Lasker hat in der Serie die attraktiven Profile von Rauchenden mit einem Schatten hinterlegt, der diese übergewichtig, mit beachtlichem Doppelkinn darstellt. Die Folgen eines Lebens ohne Zigaretten, so suggerierte damals die Werbung.


Svenja Kreh, „Vespere occaso, Version 2“, 2011, Tusche auf Papier, (courtesy of the artist)

Vom Flur aus geht es in einen Raum, an dessen Türrahmen der Schriftzug „Difficulty“ prangt – über einem aufgemalten Mauseloch. So spielerisch der Auftakt, so ernsthafter die im Saal präsentierten Arbeiten. Eine im Fensterrahmen platzierte Abbildung Bellinis „Franziskus in Ekstase“ gibt dabei das Thema vor: Inspiration. In ihrem mythologisch verdichteten Triptychon (Tusche auf Papier) „Philosophischer Dreier: Jesus“ aus dem Jahr 2002 bezieht sich Svenja Kreh u. a. auf dieses Gemälde, das den Heiligen Franziskus zeigt, wie er die Stigmata Christi am eigenen Leibe erfährt. Ein Buch auf einem Pult in Bellinis Gemälde verweist auf den Sonnengesang des heiligen Franziskus.

Um passives Entgegennehmen geht es auch in der Arbeit „Sky Nude“ von Frank John. Mit einem der ersten Scannermodelle, die in Deutschland auf dem Markt waren, hatte dieser 1992 rund um die Uhr den Himmel gescannt, von der Mond- bis zur Sonnenphase. Entstanden sind spannende Abbildungen, die den Grenzbereich zwischen Mensch und Maschine, zwischen Kunst und Technik, zwischen Konzept und Zufall, berühren.


Franz John, „Wow-Signal“, 2015, Soundchip, Lautsprecher, Farbstoff-Solarzelle (Signal rekonstruiert m. Unterstützung durch Elektra Wagenrad, Berlin; (courtesy of the artist und Galerie Schüppenhauer, Köln)

Ebenfalls von John ist die 2015 entstandene Arbeit „Wow“, die am Fenster des lichtdurchfluteten Raums angebracht ist und ein Computer-Protkoll des Seti-Projektes (Search for Extraterrestrial Intelligence) abbildet. Unter anderem untersuchte das 1960 ins Leben gerufene Projekt den Radiobereich des elektromagnetischen Spektrums nach Anzeichen und Signalen technischer Zivilisationen im All. Und wurde fündig - ein empfangenes Signal aus dem All, das als Wow-Signal in die Wissenschaftsgeschichte einging, kann bis heute nicht erklärt werden. „Wow!“ hatte der Astrophysiker Jerry R. Ehmann ausgerufen, nachdem er 1977 das 72-sekündige Signal wahrnahm. Mittels Soundchip, Lautsprecher und Farbstoffsolarzelle reproduziert John nun in seiner Arbeit diesen Effekt. Die Sonne liefert die Energie und erzeugt ein Klangsignal, das den Raum durchdringt.

Vom Leben des experimentellen Komponisten Alvin Lucier handelt der Film „No Ideas But in Things“ von Viola Rusche und Hauke Hader. Dessen Arbeit „Directions of Sounds from the Bridge“, installiert von Hauke Hader, ist in einem separaten Raum untergebracht. Ein Cello steht umgeben von Ständern, an denen altmodische Taschenlampen angebracht sind. Hier entstehe mittels Sinusgenerator und schallempfindlichen Lichtern neben den Lichteffekten auch ein „Klangschatten“, so Krümmel: „Schatten treten als Timbre, als Resonanz, als Geräusch zwischen tonalen und lärmartigen Eigenschaften in Erscheinung.“

Dem Licht in der Galerie gibt die Künstlerin Karin Sander eine Chance. In ihrer Arbeit „Wand, umgelegt“, von 2016, hat sie die Trennwand zwischen zwei Räumen herausgenommen und waagerecht hingelegt. Die zerschlagene Scheibe des Fensters lässt an Duchamp denken, der sich selber eher als „Fenstermacher“ denn als Maler sah. Einen Sprung ins Dunkle, ins Ungewisse, wiederum dokumentiert Katja Eydels Fotoserie „Long Jumpers“. Darin hält die Fotografin den Moment bei den Paralympics fest, in dem blinde Sportler nach einem Weitsprung im Sand aufkommen.

Zu den Highlights der Ausstellung zählt Monika Baers monumentale Leinwandarbeit „On Hold“ aus dem Jahr 2015, auf der Baer mit Acryl, Tusche und Ölfarben sowie einem Spiegelsegment das Schwarz zum Vibrieren bringt. Ebenso überzeugt die Videoinstallation „Bergkristall – Kaleido“ von Zilla Leutenegger aus dem Jahr 2014. Ihre Arbeit besteht aus einem Video, einem mundgeblasenen Kristall, das auf einem Sockel installiert ist sowie einer Projektion, begleitet von einem klirrenden Klang. Die Künstlerin hatte sich von Meret Oppenheims Arbeit „Dunkle Berge, rechts gelb-rote Wolken“ inspirieren lassen. Entstanden ist ein poetisches Zusammenspiel von Farben und Klängen, Licht – und eben Schatten.

Der Schatten des Körpers des Kutschers
zusammengestellt von Clemens Krümmel
M. Baer, M. Dreyer, A. Lucier, S. Ettlinger, F. John, K. Sander, S. Siévi, S. Kreh, Z. Leutenegger, M. Fehr, Maass & Nayoungim, K. Eydel, A. Mohné, R. Walz

16 Januar - 16 April 2016

KUNSTSAELE Berlin
Bülowstrasse 90, 10783 Berlin
t. + 49 30 81801868
kunstsaele.de


Inge Pett

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