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Berlin Daily 28.03.2024
Kyiv Perenniale: Connected Tour

15-18.30h: Von Ort zu Ort durch die Ausstellungen. station urbaner kulturen/nGbK Hellersdorf, nGbK am Alex. anmeldung[at]ngbk.de

Ein Schneemann für Afrika

von Dr. Barbara Borek (26.01.2016)
vorher Abb. Ein Schneemann für Afrika

Maix Mayer, Dokumentation der Performance _ Ein Schneemann in Afrika; copyright Maix Mayer und VG Bild-Kunst Bonn, 2013; courtesy Galerie EIGEN+ART Leipzig/Berlin

Nicht nur aus aktuellem Anlass ist der Blick auf die Anderen immer wieder erforderlich, spannend und interessant. Das sogenannte Eigene und Fremde treten in den Dialog, fragen nach unserem Standort im weltweiten Mensch- und Miteinander-Sein.

Die aktuelle Ausstellung im Körnerpark versammelt Positionen zeitgenössischer Kunst, die als „künstlerische Feldforschungen“, so die beiden Kuratorinnen Heike Fuhlbrügge und Christine Nippe, „Identitäten sowie Formen des Zusammenlebens und Sehnsüchte heute befragen“ sollen.

Der langgestreckte Raum der Galerie führt die Besucher_innen durch einen Parcours der Medien, Kontexte und Assoziationen. So dokumentiert Maix Mayer in seiner Videoarbeit African Tales_veejaying_Ein Schneemann für Afrika (2013, 88:26) und der ausgestellten Fotografie (Giclee Print, 2013) eine Performance in Tansania, und stellt Fragen nach Fiktion und Realität, nach dem sogenannten Afrikabild europäischer Länder. Während das Video eine Filmvorstellung am Rande der Hauptstadt Dar es Salaam zeigt, in der der sogenannte Kinoerzähler Captain Mukandala die Handlung des Filmes über die Transformation in die jeweiligen lokalen Kontexte übersetzt, führt das Foto von Mayer (* 1960 und im letzten Jahr Stipendiat der Villa Massimo) in eine surreale Bootszene. Vier schwarze Protagonisten, von denen einer im Kostüm eines Schneemannes mit roter Mohrrübennase ein schneeweißes Segel hält, fahren in einem schmalen Boot über das Meer. Das Absurde der Situation, das einen im ersten Moment schmunzeln lässt, verflüchtigt sich angesichts der sofort erinnerten Medienbilder von Menschen, die in aussichtsloser Lage versuchen, über das Meer ihrem Elend zu entkommen.

Viele der gezeigten Arbeiten werden dem Thema jedoch nicht gerecht, so beispielsweise die inhaltlich überfrachtete Installation von Antje Engelmann one beginning, three stages and many endings (2009/16), in der sie mittels halluzinogener Erfahrungen eine Annäherung an indigene Gruppen versucht und sie als autoethnografisches Verfahren beschreibt. Oder Cyrill Lachauer (* 1979, lebt in Los Angeles und Berlin), der in seiner vor Ort entstandenen 13-teiligen Fotoserie WASH-Arizona, New Mexico (2015) stark vergrößerte Landschaftsdetails zu einem Bildkatalog verbindet. Ob dieser allerdings wirklich mit dem Bildatlas von Aby Warburg zu vergleichen sind, wie im Faltblatt der Ausstellung beschrieben, ist zu diskutieren.

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Olivier Guesselé Garai, Where are the arrows?, 2013, Oil on canvas and hessian on wood 43.5 x 2 x 255cm, 17 x 0.8 x 100.4 inches, copyright + courtesy Olivier Guesselé Garai

Eine der überzeugendsten Arbeiten der Ausstellung ist der großformatige Bogen mit gespannter Sehne von Olivier Guesselé-Garai (*1976 in Paris als Sohn einer Kameruners und einer Ungarin), der durch seine Klarheit besticht. Where are the arrows? (2013) weist auf den Großvater, der als Bogenmacher und animistischer Heiler in Kamerun lebte. Sein Erbe wird eingebunden in die Familiengeschichte des Künstlers, verbindet, vermischt und ergänzt unterschiedliche Kulturen. Erweiternd fragt Guesselé-Garai mit seiner Arbeit nach unserer Positionierung innerhalb der Kulturen und führt so den Bogen – auf inhaltlicher und formaler Ebene – wieder zurück zu den Betrachter_innen.

Auch wenn dieser Dialog bei wenigen Exponaten so nachdrücklich gelingt, ist der Besuch der Ausstellung (gefördert durch die Senatskanzlei für Kulturelle Angelegenheit und dem Finnland-Institut in Deutschland) durchaus anregend. Führungen durch die Ausstellung finden jeden Sonntag um 15.00 Uhr statt; am Freitag, den 19. Februar um 19.00 Uhr mit den Kuratorinnen. Arnd Schneider von der Universität Oslo spricht am Sonntag, den 21. Februar um 19.00 Uhr anhand ausgewählter Beispiele über das Verhältnis zeitgenössischer Kunst zur Anthropologie (in englischer Sprache) und diskutiert darüber mit den Künstlerinnen Antje Engelmann und Antje Majewski.
Künstler*innen:
Antje Engelmann, Nina Fischer & Maroan el Sani, Olivier Guesselé-Garai, Susan Hiller, Olaf Holzapfel, Riikka Kuoppala, Cyrill Lachauer, Nadia Lichtig, Antje Majewski, Maix Mayer, Gabriel Rossell-Santillán, Thabiso Sekgala, Mathilde ter Heijne

Art & Anthropology
Ethnographische Bezüge in der zeitgenössischen Kunst

bis 3. April 2016

Galerie im Körnerpark
Schierker Straße 8
12051 Berlin

Di – So 10 – 20 Uhr
Eintritt frei
kultur-neukoelln.de

Dr. Barbara Borek

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Titel zum Thema Afrika:

Ein Schneemann für Afrika
Ausstellungsbesprechung: Nicht nur aus aktuellem Anlass ist der Blick auf die Anderen immer wieder erforderlich, spannend und interessant. Das sogenannte Eigene und Fremde treten in den Dialog, fragen nach unserem Standort im weltweiten Mensch- und Miteinander-Sein.

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