Eine Ikone des 21. Jahrhunderts oder ein städtebaulicher Kompromiss? Auf der Preisverleihung des Ideenwettbewerbs „Museum des 20. Jahrhunderts und seine städtebauliche Einbindung“ im Foyer des Kulturforums ging es am 25. Februar hoch her.
Prallten doch zwei Lager aufeinander, wie eine Podiumsdiskussion verdeutlichte. Regula Lüscher, Staatssekretärin und Senatsbaudirektorin des Landes Berlin, Arno Lederer, Vorsitzender des Preisgerichts, Udo Kittelmann, der Direktor der Nationalgalerie, sowie der Architekturkritiker Jürgen Tietz diskutierten die Frage: „Genug Ideen fürs Kulturforum?“
Während sich Kittelmann, Lüscher und Lederer weitgehend einig waren, dass die Jury aus den eingereichten 463 Entwürfen zehn qualitativ besonders hochwertige ausgewählt hatte, ließen viele der zahlreichen Architekten, Gartenarchitekten und Architekturkritiker im Publikum ihre Zweifel laut werden. Sie forderten, der von Mies van der Rohe erbauten Nationalgalerie sowie Hans Scharouns Philharmonie einen äquivalenten Kontrapunkt zu setzen.
Damit standen sie im Gegensatz zur Regula Lüscher vorgeworfenen „Prämisse der Bescheidenheit“. Diese erklärte jedoch, prinzipiell keine museale Ikone auszuschließen: „Viele lautere, größere, ich-bezogenere Entwürfe im Wettbewerb haben uns aber nicht überzeugt“. Insgesamt hatten sich 1082 Büros beworben, davon über die Hälfte aus dem Ausland. Im November 2014 hatte der Deutsche Bundestag 200 Millionen Euro für ein Museum des 20. Jahrhunderts am Kulturforum bereitgestellt.
Stattdessen hofft die Senatsbaudirektorin im eigentlichen Wettbewerb, der im Juni stattfinden soll, auf ein „überraschendes, unerwartetes, aber stimmiges Ergebnis.“ Eine zeitgemäße Sprache, die den Geist unserer Zeit darstellt, forderte auch Udo Kittelmann. Der Museumsdirektor und künftige Hausherr betonte, dass das Museum der Zukunft neben dem Kulturraum auch die Aufgabe des sozialen Raums zu erfüllen habe.
Und dies an einem „Ort der Unfertigkeit“, einem „städtebaulichen Sehnsuchtsort“ wie Hermann Parzinger, Direktor der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, das Kulturforum freundlich umschrieb. Mit dem Begriff der „gruseligen Piazzetta“ brachte Tietz das allgemeine Unbehagen über den problematischen Standort auf den Punkt. Doch wie nun lässt sich die Sehnsucht nach urbaner Harmonie stillen - mit einer Diva oder mit Demut? Wobei die „gruselige Piazzetta“ bei der Ausschreibung paradoxerweise noch gar nicht einzubeziehen war. Dies solle laut Lüscher erst in einem zweiten Schritt nach dem Museumsbau erfolgen.
Auf jeden Fall solle das Gebäude ein Signal darstellen, eine Weichenstellung, so Tietz. „Bei allem Verständnis für die Demut würde ich mir mehr Mut wünschen“. Vielleicht sei ja gerade die „superpragmatische Herangehensweise eine supermutige“ konterte Lüscher. Eines ist gewiss: Berlin hat eine neue Architekturdebatte, die uns angesichts der prämierten Entwürfe sicher noch länger begleiten wird.
Genug Ideen fürs Kulturforum? - Podiumsdiskussion zur Eröffnung der Ausstellung am 25. Februar 2016
http://www.preussischer-kulturbesitz.de/museum-des-20-jahrhunderts.html
Ausstellung: Ergebnisse des Ideenwettbewerbs Museum des 20. Jahrhunderts
26.02.2016 - 13.03.2016
Sonderausstellungshallen am Kulturforum
Matthäikirchplatz
10785 Berlin
Di, Mi, Fr 10:00 - 18:00 Uhr
Do 10:00 - 20:00 Uhr
Sa und So 11:00 - 18:00 Uhr
Mo geschlossen
Titel zum Thema Museum des 20. Jahrhunderts:
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