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Vergessene Orte - Künstler-Atelier von Andréas Lang auf dem Dach des Auswärtigen Amts

von Shantala Sina Branca (03.05.2016)
vorher Abb. Vergessene Orte - Künstler-Atelier von Andréas Lang auf dem Dach des Auswärtigen Amts

Copyright AA/Photothek/Thomas Trutschel,Werk von Andréas Lang im Atelier auf dem Dach des AA

Hinter der Bezeichnung „Abstellkammer des Auswärtigen Amtes“, wie die Diplomaten ihn gerne nennen, verbirgt sich ein charmanter Raum mit Werkstattcharakter, den wohl niemand von uns ‚Nichtdiplomaten‘ in der siebten Etage des Auswärtigen Amtes vermutet hätte. Das lichtdurchflutete Dach-Studio lässt mit seinen hohen Decken, Betonverstrebungen, offen verlegten und herunterhängenden Kabel und den nicht verputzten Wänden aus Backstein an ein stylischer Kreuzberger Club erinnern — nur dass in keinem der Clubs der Ausblick derart atemberaubend ist.


Copyright Shantala Sina Branca

Atemberaubend ist ebenfalls der Gedanke, dort oben - abgekapselt vom Berliner Alltagsrummel - arbeiten zu können. Dies dachten sich auch die drei Künstler Andréas Lang, Kerstin Honeit und Ahmed Kamel, welche im Rahmen des AArtist-in-residence-Programms 2016 für einen dreimonatigen Arbeitsaufenthalt inklusive Stipendium durch eine dreiköpfige Jury (Kunstkritikerin Brigitte Werneburg, Kurator Guido Faßbender und Galerist Andreas Herrmann) ausgewählt wurden. Das Projekt, das deutsche Künstler mit Auslandbezug sowie ausländische, aber in Berlin lebende Kunstschaffende fördern soll, wurde vom Landesverband Berliner Galerien (lvbg) in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt ins Leben gerufen. Der deutschen Hauptstadt als angesagte Kunst- und Kulturmetropole im In- und Ausland sollen somit weitere und ganz besondere „Freiräume“ verliehen werden.

Anlässlich des Gallery Weekend Berlin wurden die Türen des Auswärtigen Amtes für Kunstinteressierte geöffnet. Als nahezu perfekt erscheint das marode anmutende Atelier für die Fotoarbeiten des Künstlers Andréas Lang, der erste Stipendiat in diesem Jahr.

Die teilweise großformatigen Fotografien zeigen verlassene und schon längst vergessene Orte, welche Geschichten einer vergangenen Zeit erzählen. Ruinenartige Gebäude und verkommene Landschaften fotografierte Lang erstmals im Jahr 2012 auf einer Expeditionsreise nach Zentralafrika und kombinierte diese mit historischen Originalaufnahmen aus der zentralafrikanischen Kolonialzeit. Mit der Kamera gelang es Lang, karge, oftmals trostlose Szenerien einzufangen, welche gerahmt, teilweise einfach an der Wand lehnend oder auf der nackten Backsteinwand angebracht, das Thema der vergessenen, fast schon zeitlosen Orte aufgreifen.

Das Interesse Langs für den Kolonialismus und Zentralafrika kommt aber nicht von ungefähr, wie der Künstler in einem persönlichen Gespräch erzählte. Auf dem Dachboden seiner Mutter fand er vor einiger Zeit Fotografien und das Tagebuch seines Urgroßvaters, der von 1909 bis 1914 als Soldat in Kamerun und teilweise im Kongo stationiert war. Ein detaillierter Reisebericht über Kannibalismus und den „Schwarzen Kontinent“, wie er früher noch genannt wurde, faszinierte Lang dermaßen, dass er beschloss, sich auf die Spuren seines Urgroßvaters zu begeben.


Copyright Shantala Sina Branca

Nicht nur bildet das Ambiente des Dach-Studios - ein Raum, der vielleicht ohne das AArtist-in-residence-Programm ebenfalls in Vergessenheit geraten wäre - einen sehr gelungenen und passenden Ort für Langs Fotografien. Ein spannender Aspekt ist zudem, dass die Kolonialabteilung, aus der 1907 das Kolonialreichsamt entstand, für lange Zeit im Auswärtigen Amt angesiedelt und diesem zu Beginn sogar untergeordnet war. Und hier schließt sich der Kreis.

——

Wer das Event auf dem Dach des Auswärtigen Amts verpasst hat, dem bietet sich die Gelegenheit, die Fotoarbeiten von Andréas Lang ab Mitte September 2016 zusammen mit Werken des kamerunischen Künstlers Em´kal Eyongakba im Deutschen Historischen Museum Berlin zu sehen.

Weitere Infos zum Künstler: lang-photo.com

Shantala Sina Branca

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