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going wrong, turning back, inflexible - Kommunikation mit der nichtmenschlichen Kreatur

von Olga Potschernina (28.02.2017)
vorher Abb. going wrong, turning back, inflexible - Kommunikation mit der nichtmenschlichen Kreatur

Alinta Krauth, Under-Mine, interactive Video-Installation, 2017, (C) Fotografie: Art Laboratory Berlin

Sich mit der Ästhetik der Kunst zu beschäftigen und gleichzeitig neueste Forschungsstände zu existenziellen Themen wie dem Klimawandel zu bekommen - das funktioniert hervorragend bei Art Laboratory Berlin. Hier treffen nationale und internationale Künstler, Forscher und Interessenten aufeinander und die zeitgenössische Kunst steht im engen Dialog mit Wissenschaft und Technologie.

„Under-Mine“ (26. Februar - 2. April 2017) ist eine Ausstellung der australischen Künstlerin Alinta Krauth, die im Rahmen der Reihe „Nonhuman Subjectivities“ stattfindet. Krauth befasst sich in ihren Videoinstallationen mit interaktiver digitaler Kunst und Datenvisualisierungen. Die Künstlerin studierte Kreatives Schreiben, spezialisierte sich dabei auf das digitale Schreiben und das kreative Arbeiten mit neuen Technologien.

In ihrer neuen, für Art Laboratory Berlin produzierten Arbeit „Under-Mine“ hat sich Anita Krauth auf die Auswirkung des Klimawandels und dem damit verbundenen Anstieg des Feuchtigkeitsgehaltes konzentriert. Wie wirkt sich das auf unseren Planeten, unsere Umwelt und die Lebewesen aus?

Im Fokus ihrer Arbeit stehen Untersuchungen an der Fledermaus, der Gebirgseidechse, der Assel und dem Kaimanawa-Wildpferd aus Neuseeland. Die Lebewesen unseres Planeten reagieren sehr unterschiedlich auf Veränderungen, bei vielen wird jedoch nachhaltig etwas gestört - so wie bei der Fledermaus, die ein möglicher Verlust des Orientierungssinns Hindernisse nicht mehr erkennen lässt oder bei der Eidechse, die bei ihrer Partnerwahl die kranken von den gesunden Artgenossen nicht unterscheiden kann.


Detaiansicht: Alinta Krauth, Under-Mine, interactive Video-Installation, 2017, (c) Olga Potschernina


Die Ergebnisse ihrer Recherchen manifestiert die Künstlerin in vier Videoarbeiten, in denen der Kampf der Lebewesen mit dem Klimawandel künstlerisch aufgearbeitet wird.

Die Videoarbeiten zeigen ein buntes Spiel aus animierten Illustrationen - galoppierende Pferde, sich symmetrisch drehende Fledermäuse, deren Konturen langsam verlaufen und an die Abklatschtechnik im Kinderspiel erinnern. Die Künstlerin greift auch auf Ausschnitte naturhistorischer Grafiken aus dem 19. Jahrhundert zurück. Die Bewegungen sind computergeneriert und werden in unterschiedlichen Zeitloops wiedergegeben. Sie formieren sich per Zufallsprinzip immer wieder neu, sodass die vier Videoarbeiten nebeneinander zu jedem Zeitpunkt ein einmaliges Gesamtbild schaffen.

Eine interaktive Videoinstallation (s.o.) ermöglicht es den Besuchern selber zu agieren und die Lebensumstände der illustrierten Wesen zu beeinflussen. An einem weißen Sockel ist eine durchsichtige Pyramide mit drei Knöpfen angebracht. An der Seite befindet sich ein Joystick. Auf dem Bildschirm wird der Besucher aufgefordert, mit einer beliebigen Taste das Spiel zu beginnen. Krauth schaffte das Werk im Alleingang, von den eigens entwickelten Illustrationen, die sie digitalisiert, dem Sound bis hin zum Steuerungspanel.

In dieser Arbeit kommen die vier Lebewesen in einer Installation zusammen. Die Kreaturen sind in jeweils drei Stadien zu beobachten: in normalen, verschlechterten und katastrophalen Klimaverhältnissen. Das Spiel wird begleitet von Sound (s.o.!), die sich je nach Stand des Klimalevels verändert..

Die Illustrationen zeigen Pferde, die statt auf Hufen, auf spitz zulaufenden Beinen galoppieren. Die deformierten Pferde erinnern an die Fabelwesen in Dalis Werk „Die Versuchung des heiligen Antonius“ (1946). Sobald die katastrophalen Stadien erreicht sind, bildet sich ein chaotisches Durcheinander. Phrasen ziehen über den Bildschirm: „going wrong“, „turning back“, „inflexible“.

Können sich die Kreaturen den durch Menschen verursachten Umweltschäden anpassen? Wie katastrophal sind die Folgen von Veränderungen auf unserem Planeten? Krauths Arbeiten versuchen nicht, darauf eine Antwort zu geben, aber sie veranschaulichen, wie anregend der Dialog zwischen Kunst und Wissenschaft sein kann.

Besonders eindringlich wirkt die interaktive Videoinstallation, welche dem Besucher die Möglichkeit gibt, selbst aktiv zu werden. Die Kombination aus vermittelndem Inhalt, dichtem Sound und bewegten Illustrationen bringt die Videoinstallationen auf den Punkt zusammen.


Detaiansicht: Alinta Krauth, Under-Mine, interactive Video-Installation, 2017, (c) Olga Potschernina

Die Reihe „Nonhuman Subjectivities“ bei Art Laboratory Berlin, in deren Rahmen die beiden Ausstellungsmacher Regine Rapp und Christian de Lutz “Under Mine” zeigen, behandelt gegenwärtige philosophische Theorien zur Objekthaftigkeit, formuliert Kritik am Anthropozentrismus und richtet die Aufmerksamkeit auf nichtmenschliche Akteure. Dabei werden Probleme und Möglichkeiten untersucht, nichtmenschliche Wahrnehmung über die Schnittstelle künstlerischer Praxis und neuester Technologien zu kommunizieren.

Öffnungszeiten:
freitags bis sonntags: 14.00 bis 18.00 Uhr

Art Laboratory Berlin
Prinzenalle 34
13359 Berlin
artlaboratory-berlin.org

Olga Potschernina

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