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Editorial des Kur-Journal
Editorial
Liebe Leser,
unser Autor Michael Müller-Karpe plädiert für eine
restriktive Haltung zum Handel mit „herkunftslosen“
Antiken. Archäologisches Kulturgut sei regelmäßig
von gesetzlichen Beschränkungen der Ausgrabung,
des Eigentumserwerbs und der Ausfuhr betroffen,
so dass u.a. die Eigentumsvermutung zugunsten
des gutgläubigen Eigenbesitzers für „Stücke ohne
Vergangenheit“ nicht streiten könne, ohne dass z.B.
Ausfuhrdokumente des Herkunftsstaats vorliegen
würden. Dass dies eine durchaus praxisrelevante
Thematik ist, zeigt ein Urteil des Landgerichts München
zur Herausgabe einer präkolumbischen Goldmaske
aus der Lambayeque-Phase der Sicán Kultur
(900-1200 n.Chr.) an Peru, das wir mit Anmerkung
von Karl-Wilhelm Goez ebenfalls abdrucken. Danach
muss der mittelbare Besitzer in Ermangelung eines
Erwerbsnachweises der Herausgabe der zwischenzeitlich
vom zuständigen LKA in München beschlagnahmten
Goldmaske an Peru zustimmen, auch wenn
sowohl der Zeitpunkt der Ausgrabung als auch der
Verbringung nach Deutschland letztlich ungeklärt
bleibt. U.a. habe der deutsche Besitzer nach dem
zunächst maßgeblichen ausländischen Recht einen
Eigentumsverlust für Peru nicht vortragen können.
Ein ähnlicher Rechtsstreit ist derzeit vor den New
Yorker Gerichten wegen einer etwa 5000 Jahre alten
Marmorfigur einer „Sternenseherin“ bekannt als
„Guennol Stargazer“ anhängig, die Christie’s Ende
April 2017 (unter dem Protest einiger Demonstranten)
für 14,4 Millionen USD versteigerte. Hier begehrt
die Türkei die Herausgabe der Sternenseherin, deren
Provenienz allerdings bis in die 1960er Jahre zurückreicht
und die wiederholt auch in namhaften Museen
ausgestellt war. Der Türkei gelang es nicht, die Auktion
zu stoppen. Christie’s gewährt der Türkei vor der
Übergabe an den Erwerber noch 60 Tage Aufschub.
Es bleibt also spannend!
Eine informative Lektüre wünscht herzlichst Ihr
Ulf Bischof
kur-journal.de
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