18:30 Uhr: Perspektiven auf den 7. Oktober W. Michael Blumenthal Akademie | Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz 1 | 10969 Berlin
Die Berliner U-Bahn – ein poetischer Ort? Die erste spontane Antwort lautet wohl erst einmal NEIN. Doch eine Ausstellung der in Frankreich geborenen Künstlerin Alice Baillaud zeigt alltägliche Begegnungen in der Stadt, fragt nach dem Mit- und Nebeneinander. Und findet durchaus poetische Anteile unserer Alltagswelt.
Alice Baillaud, 1975 in Nizza geboren, war bereits 2013 Teilnehmerin in einer Gruppenausstellung der Galerie im Saalbau. Die Kommunale Galerie nimmt ihren Auftrag als Ort der Kunst im Bezirk ernst; eine unabhängige Fachjury wählt jedes Jahr für drei ihrer Ausstellungen Neuköllner Künstlerinnen und Künstler aus. In der aktuellen Schau stellt Kuratorin Dorothee Bienert die Arbeiten der in Berlin lebenden Künstlerin Alice Baillaud nun in einer Einzelausstellung vor. Die Arbeiten, die in den letzten Jahren entstanden sind, „widmen sich der Vergänglichkeit unseres Daseins im Kontext zwischenmenschlicher Begegnungen“, so Sina Ness in ihrem Text zur
Ausstellung.
Vergänglichkeit – dieser Begriff hat für Baillaud nicht unbedingt nur eine schmerzliche Komponente. Mit ihren Bôites á réves (Traumschatullen), dreidimensionale Kästen aus Schichtholz, ersinnt die Künstlerin kleine Welten, in denen Begegnungen stattfinden. Diese Begegnungen sind zufällig, bleiben anonym, sind austauschbar. Im Wortsinne: die Figuren können von den Besucher_innen umgesteckt werden. Die schwarz beschichteten, mit Spiegelfolie ausgekleideten Boxen der Serie Les passants (Die Passanten, 2015-2017) beinhalten stehende oder sitzende Personen, Kinder, Jugendliche, Frauen, Männer. Die Figuren wurden mit Bleistift gezeichnet, dann mit Radierungen, Schmutz und Wasser verändert und auf Folie gedruckt. „Ein Wagen der U8“, immer wieder in veränderter Besetzung zu betrachten.
Auch in der Serie Les paysages (Landschaften, 2015-2017) geht es um Wahrnehmung und Veränderung. Mit diversen Naturmaterialien wie Birke, dazu Grisaille auf Glas, wieder Spiegelfolie sowie Muster- und Lichtfarbfolie, verschiedenen Schleierstoffen und LED, komponiert Baillaud, die auch Landschaftsarchitektin ist, Traum- und Sehnsuchtslandschaften. Le sous bois ou le secret (Der Wald oder das Geheimnis), Un jardin pour mes grand-mères (Ein Garten für meine Großmütter) oder Herbes Folles (Wilde Kräuter) – diese Kästen kommen ohne menschliche Gestalten aus, es sind Einblicke in eine komplexe und gleichzeitig durchlässige Natur. Dreidimensional, erleuchtet, teilweise in Klänge eingebettet.
Ergänzt werden die Bôites durch eine Serie von Zeichnungen, in denen die Künstlerin den Übergang zwischen Erinnern und Vergessen festhält, ihm auf die Spur kommen möchte. Die Serie en passant (15 Monotypien, 2015-2017) steht in enger Verbindung mit den kleinen Objekten, auch hier finden sich Gestalten, nicht klar zu erkennen, nicht eindeutig zu identifizieren.
In feinen Linien aufgetragen, schweben sie über das Papier, so wie sich die Passanten in Räumen mit nicht zu definierenden Begrenzungen befinden.
Wir sind auf der Durchreise – so die Botschaft der Künstlerin. Und alle Poesie liegt in uns selbst – in unserem Unbewussten, unserer Sehnsucht, unseren Träumen.
Alice Baillaud – En passant
Galerie im Saalbau
17. Juni - 27. August 2017
Karl-Marx-Str. 141
12043 Berlin-Neukölln
kultur-neukoelln.de/galerie-im-saalbau
Di – So 10 – 20 Uhr
Öffnungszeiten zu 48 Stunden Neukölln:
Freitag, 23. und Samstag, 24. Juni, 10 - 24 Uhr sowie Sonntag, 25. Juni 2017, 10 - 20 Uhr
Titel zum Thema Alice Baillaud:
Poesie en passant. Alice Baillaud in der Neuköllner Galerie im Saalbau
Ausstellungsbesprechung: Die Berliner U-Bahn – ein poetischer Ort? Die erste spontane Antwort lautet wohl erst einmal NEIN.
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