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Die Kunst der Bienen. Michael Sailstorfers "Factories" in den Gärten der Welt

von Olga Potschernina (27.08.2017)
vorher Abb. Die Kunst der Bienen. Michael Sailstorfers "Factories" in den Gärten der Welt

Michael Sailstorfer mit einer der drei entnommenen Skulpturen (c) Frank Sperling

Verwinkelte Wege zwischen Blumen, Wiesen und Pavillons bieten die Gärten der Welt mit der diesjährigen Internationalen Gartenausstellung. Bei einem Spaziergang durch die blühende Szenerie stoßen Besucher auf neun künstlerische Positionen, die Teil des Projektes „Sichten einer Landschaft“(unsere Besprechung) sind. Hierzu zählt auch die Installation des Bildhauers, Installations- und Objektkünstlers Michael Sailstorfer (*1979 Velden), der Ende Juli bei einer Pressekonferenz die einmalige Chance geboten hat, einen Blick auf die Entstehung seines Werkes „Factories“ zu werfen.

Monate vorher installierte Sailstorfer am Fuße des Kienbergs drei Bienenkästen aus Beton, jeder innen ausgestattet mit einem Skulpturenmodell. Der Verein Wuhletahl 1864 e.V. Brandenburger Imker lieh dem Künstler Bienenvölker, welche mit äußerster Vorsicht in ihr ungewöhnliches Zuhause Einzug fanden. Über Monate hinweg veränderte sich das Modell im Inneren durch den natürlichen Arbeitsprozess der Bienen, die ihre Waben um das Objekt bauten. Ein außergewöhnliches Projekt, was der Fantasie freien Lauf lässt. Aus der Sicht der Bienen: Wie fühlte sich die Arbeit für die Bienen an? Waren die Modelle Fremdkörper? Natürlich lassen sich hierauf keine Antworten finden. Aus der Sicht des Künstlers: Was macht die Natur mit der Kunst, die Kunst mit der Natur?


Eine der drei von Bienenvölkern veränderten Skulpturen, die nun in Bronze gegossen werden (c) Frank Sperling

Zu dem Pressetermin im Juli kamen Künstler und Imker erneut zusammen und entnahmen Bienenvölker und Skulpturen. Für Sailstorfer selbst war das ebenfalls ein Moment der Überraschung, denn für ihn galt die Arbeit als eine „Einladung zur Zusammenarbeit“ an die Bienen, mit einem Ergebnis was er vorher nicht abschätzen konnte.

Das Ergebnis begeisterte Künstler und Zuschauer gleichermaßen. Bei der Entnahme surrte es plötzlich in der Luft, Massen von Bienen sammelten sich auf den Skulpturen, einige verirrten sich auf die Zuschauer. Langsam kamen die einzigartigen Werke hervor - erste Formen zeigten sich, wie die Skulptur, die einem riesigen Handschuh ähnelt. Die Bienen haben offensichtlich Besitz von dem Skulpturenmodell ergriffen und es verformt. Als finaler Schritt werden die Ergebnisse vom Künstler übrigens in Bronze gegossen.

„Den Bezug zur Natur fand ich schon immer spannend“, so Michael Sailstorfer - denn nicht zum ersten Mal spielt diese eine tragende Rolle in seinen Werken. Die Transformation von alltäglichen Dingen und deren poetisches Potenzial interessieren den Künstler, er verändert und erweitert die Sicht auf den Skulpturbegriff. In Installationen wie „Forst“, die lange Zeit im Boros Bunker zu sehen war, schleifte ein riesiger Ast am Boden des Bunkers entlang, immer im Kreis, ohne Unterbrechung - die Schleifspuren veränderten sich fortgehend. Bei „U4, 14° 34' 79,0'' N / 60° 50' 69,6'' W“, ließ der Künstler eine Skulptur im Karibischen Meer installieren, die durch das Leben unter Wasser eine tägliche Veränderung durchläuft. Geschaffen werden künstlerische Werke, bei denen die Natur als “Helfer” assistiert und zur unvorhergesehenen Veränderung der Objekte beiträgt - überraschende, auch lehrreiche Momente sind das Ergebnis.


Der Imkerverein Wuhletal 1864 e.V. unterstützte den Künstler bei den Vorbereitungen (c) Frank Sperling

„Factories“ spielt mit den gewohnten Gegensätzen: auf den ersten Blick ein Bienenstock, wie man ihn an einem solchen Ort erwarten kann. Doch der erste Blick täuscht, die Materialität, aber auch das Beherbergte sind viel mehr. Davon kann man sich ab Herbst dauerhaft überzeugen lassen: Die gegossenen Skulpturen werden auf Sockel gesetzt und verbleiben in den Gärten der Welt.

Öffnungszeiten:
täglich: 9.00 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit

Gärten der Welt
Eisenacher Str. 99
12685 Berlin
iga-berlin-2017.de/kunst

Olga Potschernina

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