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Transformationsprozesse. Stephan Paul Schneider in der Galerie Michaela Helfrich

von Inge Pett (07.11.2017)
vorher Abb. Transformationsprozesse. Stephan Paul Schneider in der Galerie Michaela Helfrich

Stephan Paul Schneider, Transit, 1996, Tempera, Öl/Leinwand, 135 x (170+50) cm, © Stephan Paul Schneider, Foto: Gang Shi

Sind es Bilder, die nach Fotografien entstanden? Sind es Drucke, die Gemälde zur Vorlage hatten? Sind es digital bearbeitete Zeichnungen? Soviel vorweg: Der Betrachter der Arbeiten von Stephan P. Schneider wird es nicht herausfinden. Nicht anhand der 30 Originale – und erst recht nicht anhand der Reproduktionen im Katalog. Doch gerade diese „erkenntnisreiche Ungewissheit“ sei es, die der Künstler beabsichtige, betonte der Kunsthistoriker Raimund Stecker zur Ausstellungseröffnung letzten Freitag.

„Erinnerung und Entwurf – (Stille)“ lautet der Titel einer Ausstellung, die bis zum 2. Dezember 2017 in der Galerie Michaela Helfrich zu sehen ist. Wie der Titel schon vermuten lässt, ist es eine unaufgeregte, kontemplative, eine stille Ausstellung. Die Charlottenburger Galerie zeigt, so Stecker, „die intensive Malerei eines manischen Malers“.


Stephan Paul Schneider, Struktur, 2011 , Digitalarbeit, Lambda-Print, Alu-Dibond, Diasec, 66x141cm, Edition 1/5 + 1 EA (Größe variabel), © Stephan Paul Schneider

Dieser Maler hat die Freie Akademie der bildenden Künste (fadbk) in Essen gegründet, leitet sie und ist seit 2013 außerdem Professor für Malerei/Grafik und Präsident der Hochschule der bildenden Künste (HBK) Essen. Als Meisterschüler Ulrich Erbens, bekannt für seine Bilder mit flimmernden und vibrierenden Farbflächen, begann Schneider bald, den Rahmen der Malerei zu überschreiten und „mit seinem eigenen Fotoapparat zu konkurrieren“, wie Karl Neuffer es in einem Katalogbeitrag beschreibt.

Schneider fotografiert Landschaftsbilder, projiziert sie mit Diapositiven auf die Leinwand und malt sie dann, wobei er keinen Wert auf detailgetreue Wiedergabe legt. Er fotografiert seine Bilder und übersetzt sie in Drucke. Er fertigt Zeichnungen und Aquarelle an und zieht sie fotografisch hoch. Genregrenzen interessieren Schneider nicht.

Was den Künstler als Kind des Ruhrgebietes vor allem interessiert, ist die im Wandel begriffene, von der Zeit überholte Industrielandschaft seiner Region. Er sucht und findet dort Schönheit, wo andere nur Tristesse erwarten. Doch anders als beispielsweise der ebenfalls aus Essen stammende Maler Oliver Jordan gibt er das Gesehene nicht gegenständlich wieder.

Und um das Ganze noch verwirrender zu machen, fertigt Schneider zudem Gemälde von Oberflächen an, die einer fotografischen Vorlage entbehren. Dabei ist der Versuch müßig, die jeweilige Vorgehensweise des Künstlers zu rekonstruieren. „Gewiss ist nur nie Ungewissheit“, so Stecker.


Stephan Paul Schneider, Bauplan, 1993, 100 x 100cm, Acryl Öl auf Leinwand, © Stephan Paul Schneider, Foto: Gang Shi

Durch Transformationsprozesse - etwa über das Foto zum Gemälde – macht der Künstler etwas sichtbar, was anders nie zu sehen wäre. Jede Eindeutigkeit würden den Blick genau dafür versperren. Deshalb beschreiben die Titel wie "Transit", "Bauplan" oder "Das utopische Archiv" seine Arbeiten nicht. Sie erklären nicht, sondern lassen offen.

"Ein Foto enthält den Prozess des Sehens nicht", so zitiert Raimund Stecker den Schriftsteller Peter Handke. Schneiders Leinwandarbeiten hingegen zeigten etwas, das sonst ungesehen bleibe – „abgehoben, ersehen, transformiert“.

So beschwört Stephan P. Schneider eine eigene ästhetische Welt herauf, in der etwa Fragmente beschmierter Güterzüge oder rostender Eisenplatten ihre geheime Schönheit offenbaren – ohne als entsprechende Objekte erkennbar zu sein. Einen Eindruck mag das kleinformatige Ölgemälde ohne Titel aus dem Jahr 1997 vermitteln, in dem ein haptisch anmutendes, rostiges poröses Rot-Orange einem schwarz-grauen Farbfeld gegenübersteht. Was ist abstrakt, was gegenständliche Darstellung einer real existierenden Oberfläche? Eine Ambivalenz und ein Spiel mit den Ebenen, das den Künstler ganz offensichtlich fasziniert, und auch den Betrachter schnell in seinen Bann zieht. Erst durch die Auseinandersetzung mit dem entfremdeten Gegenstand kann der Betrachter sich diesem wirklich nähern. Stephan P. Schneiders Arbeiten mögen also Umwege gehen, doch sie gehen auch nah.

Erinnerung und Entwurf – [Stille]
Stephan Paul Schneider

Ausstellungsdauer: 04.11.2017 - 02.12.2017

Öffnungszeiten: Dienstag Samstag 14:00 - 19:00 Uhr

Galerie Michaela Helfrich
Bleibtreustr. 3
10623 Berlin
michaelahelfrich-galerie.com

Inge Pett

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