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Schichtungen – Elger Essers Serie „Morgenland“ in der Galerie Kewenig

von Inge Pett (26.01.2018)
vorher Abb. Schichtungen – Elger Essers Serie „Morgenland“ in der Galerie Kewenig

Elger Esser
Fata Morgana
2011 Ägypten
C-Print, Diasec Face
184 x 240 x 5 cm | 72 1/2 x 94 1/2 x 2 in
Ed. 2 of 7 + 1 AP


Es sei schon eine Herausforderung gewesen, sich im historischen Ambiente des Galgenhauses zu behaupten, bekennt Elger Esser. Seine teils monumentalen Fotografien sind bis zum 27. Januar in der Berliner Galerie Kewenig zu sehen. Das Galgenhaus erhielt seinen Namen, weil dort 1735 eine Dienstmagd öffentlich gehängt wurde – sie hatte einen silbernen Löffel gestohlen.

Kein unproblematischer Genius Loci, doch Elger Essers Ausstellung „Morgenland“ tariert dies mehr als aus. Seine Arbeiten schaffen ein selbstbewusstes Gegengewicht zu Geschichte und Dekor, zu den Putten und den farbenfrohen Blumengirlanden an der Decke des herrschaftlichen Hauses.

Die Serie „Morgenland“ entstand zwischen 2004 und 2015, als der Fotograf unter anderem Israel, Ägypten und den Libanon bereiste. Mit einem Boot befuhr er den Nil zwischen Luxor und Assuan, durchquerte die libanesische Küstenlandschaft und suchte kulturhistorisch bedeutende Orte wie den See Genezareth in Israel auf – stets ausgerüstet mit seiner 8 x 10 Kamera.

Menschen, sofern sie überhaupt auf Essers Fotografien in Erscheinung treten, sind verschwindend klein: Sie werden zum Detail angesichts des schwebenden Übergangs von Wasser und Himmel sowie der Tiefe der Bilder, die den Betrachter unmittelbar in ihren Sog ziehen. Die gedämpfte Farbigkeit lässt dabei an die Sepia-Fotografie des frühen 19. Jahrhunderts denken. Es scheint ein Schleier über den Arbeiten zu liegen, der sie entrückt vom Hier und Jetzt.
Ebenso von Raum und kunsthistorischen Genres. So wähnt man bei einer blassen Landschaft aus der Ferne einen alten niederländischen Meister vor sich. Nur ist es keine Gracht, sondern der palmengesäumte Nil, den Elger Esser dort verfremdet hat. „Fata Morgana“ lautet der sicher nicht zufällig gewählte Titel. Der Betrachter, die abendländische Kunstgeschichte im Gepäck, überspringt die raumzeitlichen Grenzen mit assoziativer Leichtigkeit – ohne dass dieser Effekt vordergründig geplant scheint.


Elger Esser
See Genezareth I
2015 Israel
C-Print, Diasec Face
184 x 230,6 x 5 cm | 72 1/5 x 90 7/8 x 2 in
Ed. 5 of 7 + 1 AP


Voller vielschichtiger kulturhistorischer Anspielungen ist die Fotografie „Shivta“ aus dem Jahr 2015. Die Fotografie zeigt die gleichnamige archäologische Stätte in der israelischen Wüste Negev. Die von den Nabatäern gegründete Stadt erlebte ihre Blütezeit im dritten und vierten Jahrhundert. Damals entstanden in Shivta, wo die Nabatäer den Gott Dushara und 'Al-Uzzā, die altarabische Göttin des Morgensterns verehrten, christliche Klosteranlagen und zahlreiche Kirchen.
Esser, einst Student von Bernhard und Hilla Becher, hat die Stätte bei Nacht aufgenommen. Als karge Lichtquelle am Horizont fungiert die bereits im Alten Testament erwähnte Wüstenstadt Be'er Scheva, die im Lauf ihrer Geschichte von Makkabäern, Römern, Byzantinern und Arabern besetzt war.
Das Licht der fernen Großstadt korrespondiert mit einem Stern, der einen meteorhaften Schweif hinter sich herzieht. Esser hat das Gestirn mit einer Belichtungszeit von dreieinhalb Stunden aufgenommen und weckt damit unwillkürlich Assoziationen. Etwa die an den Morgenstern, der die Heiligen aus dem Morgenland zur Krippe Christi in Bethlehem leitete. Gleichzeitig ist offenbar auch ein Bezug zu 'Al-Uzzā beabsichtigt.


Elger Esser
Shivta
2015 Israel
C-Print, Alu-Dibond
184 x 228,5 x 4 cm | 72 1/2 x 90 x 1 1/2 in
Ed. 2 of 7 + 1 AP


Es ist eine tief poetische Arbeit, mit der Esser der politisch turbulenten Region des Mittleren Ostens ein Denkmal setzt – und er verwendet den halb vergessenen Begriff Morgenland ganz gezielt dafür. Unaufdringlich zeigt er die Überlagerung der Religionen, „die Schichtungen, das Nebeneinander, das sich in den historischen Ruinen manifestiert“.

Um ein „Nebeneinander“ geht es auch in der Werkgruppe „One Sky“. Von der Idee ausgehend, dass auch verfeindete Völker derselbe grenzenlose Himmel verbindet, hat er mit einem Freund verabredet, zeitgleich eine Panoramaansicht des Himmels im Grenzgebiet zwischen dem Libanon und Israel zu fotografieren: der Freund von libanesischer Seite, Esser von der israelischen Seite der Grenze.

Doppelseitig bedruckte versilberte Kupferplatten zeigen nun die Wolkenfigurationen von diesseits und jenseits der Grenze, die die Erzfeinde Israel und Hisbollah trennt. „Im Vorfeld haben wir den Standort und Zeitpunkt im Detail berechnet“, erklärt der Künstler. Dies sei umso wichtiger, da eine Kontaktaufnahme via Handy unmöglich und die Gefahr einer Entschlüsselung der Nachrichten durch die Hisbollah zu groß gewesen sei. In Israel wurde „One Sky“ bereits gezeigt, während der Libanon eine Ausstellung bislang verweigert.

Im Laufe der Jahre werden die Platten oxidieren – eine Wirkung, die Elger Esser beabsichtigt. Die Arbeit wird sich verändern, so wie auch die Geschichte ihren Lauf nimmt.

KEWENIG
g a l l e r y
Brüderstr. 10
D-10178 Berlin

w a r e h o u s e
Wilhelmshavener Str. 7
D-10551 Berlin

T 0049.30 3988 038 23
kewenig.com

Inge Pett

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