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Eine Art Grenze zwischen Materie und dem Nichts - Sandkorn von Micha Ullman

von Barbara Borek (13.04.2018)
vorher Abb. Eine Art Grenze zwischen Materie und dem Nichts -  Sandkorn von Micha Ullman

Micha Ullman, Bis zum letzten Sandkorn, 2011, Foto: Sacha Flit

Nach einer mehrjährigen Sanierung stehen die Ausstellungshallen der Akademie der Künste am Pariser Platz nun endlich wieder vollständig zur Verfügung. Die erste Präsentation zeigt die Arbeit Sandkorn des israelischen Künstlers Micha Ullman. Das Akademiemitglied ist in Berlin durch seine vielen Werke im öffentlichen Raum, aber vor allem durch das Mahnmal auf dem Bebelplatz (Bibliothek, 1995) in Erinnerung an die nationalsozialistische Bücherverbrennung, bekannt. Nun führt seine Installation in die historische und aktuelle Situation nach Israel.

Micha Ullman, 1939 als Sohn jüdischer Emigranten in Tel Aviv geboren, lebt und arbeitet nahe Tel Aviv, in Ramat Hasharon. Von hier stammt auch das Korn des Hamra-Sandes (arabisch: roter Sand). Es ist für den documenta Teilnehmer und vielfach ausgezeichneten Künstler seit mehreren Jahrzehnten als bedeutendes Material Ausgangs- und Bezugspunkt vieler seiner der skulpturalen Arbeiten, so auch jetzt bei seiner Installation im Akademiegebäude.

Wie Ullman vorgeht und arbeitet, veranschaulicht der Film Sand Drawing (2009, 17:05 Min., Regie Tal Ramon). Die Kamera begleitet ihn beim Auftragen dünner und dickerer Schichten flüssiger Farbe mit einer Pipette. Der Künstler lässt hoch konzentriert die Tropfen über das Papier laufen, fließen, sich bewegen, sich zu Flächen und Strukturen formen. „Ich arbeite mit Sand, mit Spuren … Womit ich mich besonders identifiziere … ist die Situation von Verhältnissen zwischen zwei Elementen, innen und außen, oben und unten …“.

Über eine intensive Reduktion der Spuren in den Räumen der Geschichte, der Prozesse, der Akademie, gelingt es Micha Ullman, eben diese Räume zu öffnen. Spuren in ihnen zu legen, ohne didaktisch Denkanstöße auslösen zu wollen, sondern vielmehr der Wahrnehmung andere Wege zu ermöglichen.

In den insgesamt fünf Ausstellungsräumen befinden sich neben dem Film im Max-Liebermann-Saal in zwei weiteren Sälen die Installation und sechs jüngst entstandenen Zeichnungen. Sehr schlicht auf weißem Papier sind winzige Sandkörner aufgetragen, die, „wie Akupunkturpunkte“ Energieflüsse bezeichnen. Sterne, Körperteile, Buchstaben. Der große Wagen (Sandkörner auf Papier, 2018), Kopf (Sandkörner auf Papier, 2018), A (Sandkörner auf Papier, 2018). Minimalistisch und poetisch zugleich.
Die Präsentation der Arbeiten steht im Wechsel mit völlig leeren Räumen. Diese Leerräume sind vielleicht wortwörtlich zu nehmen, als Denkpause, als Zwischenraum.

Bis zum letzten Sandkorn (2011), die Installation aus einem kleinen, metallenen Gestell mit zwei Glasplatten, zwischen denen ein Sandkorn liegt, befindet sich in der Mitte des Saales 2. Auf dem Glas spiegeln sich die Oberlichter, eine auf der Platte liegende Lupe zeigt das vergrößerte Sandkorn. Das Elementare verweist auf das Existenzielle und zugleich Universelle. Erstmals 2011 in der retrospektiven Ausstellung Sands of Time im Israel Museum in Jerusalem gezeigt, verbindet Micha Ullman eine kleinste Natur-Einheit mit der großen Politik. Der Titel der Installation Bis zum letzten Sandkorn bezieht sich auf eine Aussage des früheren ägyptischen Präsidenten Anwar as-Sadat, der die von Israel besetzte Sinai-Halbinsel „bis zum letzten Sandkorn“ zurückerobern wollte. Zunächst auf Konfrontationskurs mit Israel und schließlich zusammen mit Menachem Begin, einen Weg der friedlichen Annäherung suchend, wurde Sadad aufgrund seiner Versöhnungspolitik mit Israel ermordet.
Das Sandkorn als Chance, die als Hoffnung auf Frieden auch in Zeiten der scheinbar unlösbaren Konflikte begriffen werden muss.

Micha Ullman „Sandkorn“
Installation, Zeichnungen, Film
noch bis 22. April 2018

Akademie der Künste
Pariser Platz
10117 Berlin
Täglich 11 – 19 Uhr
adk.de

Barbara Borek

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Daten zu Micha Ullman:


- daad Stipendiat
- documenta 8 1987
- documenta 9 1992
- Istanbul Biennial 1995
- Preisträger 1995, Käthe-Kollwitz-Preis
- Preisträger 2010, Gerhard-Altenbourg-Preis


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Titel zum Thema Micha Ullman:

Eine Art Grenze zwischen Materie und dem Nichts - Sandkorn von Micha Ullman
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