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Mart Stam Preis 2017: Ausstellung im Kunstraum Kreuzberg

von Anna Wegenschimmel (29.05.2018)
vorher Abb. Mart Stam Preis 2017: Ausstellung im Kunstraum Kreuzberg

© Rie Yamada

Alte gebrauchte Fotoalben auf Flohmärkten besitzen immer eine gewisse Traurigkeit. Wer sind die darin abgebildeten Menschen? Wieso befinden sich ihre persönlichsten Erinnerungen in keinem Besitz? Will sich denn niemand mehr an diese Menschen erinnern, gibt es keine Nachfahren? Die Künstlerin Rie Yamada sucht genau solche Fotoalben aus Deutschland und Japan und stellt die darin eingeklebten Familienfotos nach. Sie imitiert Setting, Mode, Accessoires. Damit reinszeniert Yamada diese Momente (gestellter) Intimität – und zeigt eine Wertschätzung der Originale. Die Serie stellt eine kluge Auseinandersetzung mit dem spezifischen Medium des Familienfotos, mit Erinnerungskultur und Selbstinszenierung als „Familie“ dar.

Für „Familie werden“ erhielt Rie Yamada 2017 als eine von acht Künstler*innen den Mart Stam Preis. Seit 1997 werden mit dem jährlich von der Mart Stam Gesellschaft verliehenen Preis Absolvent*innen der weißensee kunsthochschule berlin gefördert – in Form einer Ausstellung und eines Katalogs. Nachdem im Oktober des letzten Jahres die von einer Jury ausgewählten Arbeiten von Maximilian Bellinghausen, Essi-Johanna Glomb, Luisa Kleemann & Alina Rentsch, Leon Laskowski, Maria Miottke, Jolanda Todt sowie Rie Yamada gekürt wurden, sind sie nun in einer Ausstellung in den Räumen des Kunstraums Kreuzberg/Bethanien zu sehen.


Jolanda Todt, „GE-SCHICHTE_N“, Detail, Foto: Anna Wegenschimmel

Die Preisträger*innen stammen aus unterschiedlichen Fachbereichen und werden von dem Kurator und Leiter des Kunstraums Stéphane Bauer gleichwertig als künstlerische Arbeiten präsentiert. Jolanda Todt machte ihren Abschluss in Raumstrategien. In ihrer Installation „GE-SCHICHTE_N“ geht es ebenfalls um Erinnerung und die Konstruktion von Geschichtsschreibung. Auf 90 Betontafeln klebt sie die Erinnerungen ihres Großvaters an seine Kindheit in Polen in Form von Interviewauszügen, Dokumenten und Fotografien. Die Besucher*innen lädt sie ein, sich durch diesen schweren Betonberg zu wühlen und Assoziationen freizusetzen.


© Alina Rentsch und Luisa Kleemann

Alina Rentsch und Luisa Kleemann studierten Mode-Design und erhielten den Preis für ihre Arbeit „Formation“, einer Unisex-Modekollektion, die durch ihre modulare Systematik verschiedene Möglichkeiten des Tragens anbietet und nicht vorschreibt. Ebenfalls Absolventin aus dem Fachgebiet Mode ist Maria Miottke, deren knallig bunte Kollektion „Baustelle“ das Treiben auf der Straße in Textilien übersetzt.


© Maximilian Bellinghausen

Aus dem Fach Produkt-Design zeichnete die Jury Maximilian Bellinghausen und Leon Laskowski aus. Bellinghausen entwarf Alternativen zum klassischen Keramik-Geschirr, das auf die speziellen Eigenschaften des darauf servierten Essens eingeht und diese unterstützt. Je nach Kochprozess variiert er Material und Form, um die Qualität der Speisen auch während des Servierens zu erhalten: Vom luftdurchlässigen Teller aus Schaumporzellan für Frittiertes, damit dieses knusprig bleibt, bis zum Glasteller mit hügeliger Oberfläche, das Kälte speichert und damit für gefrorene Nachspeisen bestens geeignet ist. Laskowski entwickelte mit seiner Kunststoff-Schreibtischlampe „ALL IN“ die nach eigenen Angaben weltweit erste Lampe, die (fast) vollständig im 3D-Drucker produziert werden kann. Lediglich Kühlfläche und Leuchtmittel kommen nachträglich dazu. Unaufwändig, ressourcenschonend, einfach recyclebar und potenziell an jedem Ort der Welt herstellbar denkt Laskwoski mit dieser Lampe im schlichten Design über alternative, effizientere Produktionsprozesse nach.

Essi Glomb widmet sich in ihrer Arbeit „Smell Memory Tools“ dem Geruchssinn und dessen empfindungstransportierender Eigenschaft. Als Absolventin des Bereichs Textil- und Flächendesign macht sie Workshops mit Paaren, die in einer Fernbeziehung leben und dadurch neben Berührungen auch auf den Geruch des jeweils anderen verzichten müssen. Jedes Paar kreiert sich seinen eigenen Geruch, der anschließend mittels winzig kleiner Kapseln in Textilien gespeichert und durch Reiben freigesetzt werden kann. Geruch auf Abruf quasi.

So unterschiedlich die Projekte der einzelnen Preisträger*innen formal und inhaltlich auch sind, fällt vor allem deren forschungsintensiver Zugang auf – von tiefgehender Archiv- und Materialrecherche bis hin zu chemischen Forschungen. Keine Spur von l´art pour l´art, Wissenschaftlichkeit steht beim Mart Stam Preis 2017 im Zentrum.

Glückwunsch allen Preisträger*innen!

Dauer: 26. Mai bis 2. Juni 2018

Finissage: Sonntag, 3. Juni 2018, 11–15 Uhr

Projektraum des Kunstraums Kreuzberg/Bethanien Mariannenplatz 2, 10997 Berlin

Anna Wegenschimmel

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