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Berlin Daily 25.04.2024
Künstlerinnengespräch

19 Uhr: moderiert von Helen Adkins imRahmen der Ausstellung "approaching world" mit Arbeiten von Birgit Cauer, Nathalia Favaro, Kati Gausmann, Juliane Laitzsch und Muriel Valat-B. Galerie Nord | Kunstverein Tiergarten | Turmstr. 75 | 10551 B

Wer sind wir? RomArchive in der Akademie der Künste

von Barbara Borek (30.01.2019)
vorher Abb. Wer sind wir? RomArchive in der Akademie der Künste

Katarina Taikon
Photo © Björn Langhammer
Licensed & provided by Birgitta
Langhammer/Anna Sigurðardóttir–private archive, CC-BY-NC 4.0 International


Auch heute noch ist es für die Angehörigen der Gruppen von Sinti und Roma nicht leicht, ihr kulturelles Erbe sichtbar zu machen und den Platz in der europäischen Kultur zu belegen, der ihnen selbstverständlich zusteht. Dazugehören – ohne die eigene Identität aufgeben zu müssen oder in einer homogenen Gruppe verloren zu gehen, dies kann nur gelingen, wenn die gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft und ihrer Kultur ermöglicht wird. Diesem elementaren Anliegen widmet sich das neu gegründete RomArchive.

Entwickelt und gestaltet von einem weltweiten Netzwerk aus Kulturschaffenden, Wissenschaftler_innen und Aktivist_innen, ist ein digitales Archiv mit den Bereichen Kunst, Film, Musik, Literatur, Tanz, Theater und Drama entstanden. In der Akademie der Künste am Pariser Platz wurde nun am Wochenende das RomArchive eröffnet und somit ein Ort geschaffen, über den die Kulturen und Künste der Sinti und Roma verstärkt in die Öffentlichkeit gelangen. Online zugänglich, dreisprachig – Deutsch, Englisch und Romanes – wird so der Nichtbeachtung, Ausgrenzung und Diskriminierung deutlich und kraftvoll entgegnet: www.romarchive.eu

Auftakt des internationalen Projektes war das interdisziplinäre Festival Performing RomArchive mit einem vielfältigen Programm. Am Freitagabend wurden drei Ausstellungen eröffnet, die leider nur bis Ende der Woche zu besuchen sind. Die Ausstellung Akathe te Beshen. Atchin Tan in Kooperation mit der Galerie Kai Dikhas, die sich als „Ort des Sehens“ versteht und internationale, zeitgenössische Künstler_innen der Sinti und Roma aus ganz Europa vertritt, stellt eine Vielzahl der künstlerischen Positionen vor. Hier um zu Bleiben. Haltepunkte, so der deutsche Titel, weist auf das durchgehende Thema der Arbeiten, der örtlichen, zeitlichen und gesellschaftlichen Positionierung der Künstlerinnen und Künstler. Vor 600 Jahren beginnt die Geschichte der Sinti und Roma in Europa, eingewandert aus indischen Gebieten, finden sie in verschiedenen Ländern eine neue Heimat und entwickeln, anders als es ein immer wieder transportiertes Stereotype will, eine Fülle von kulturellen Identitäten.


Damian Le Bas
Back To The Future! Safe European Home 1938, 2013 (Detail)
RomArchive: vis_10000
© Galerie Kai Dikhas & Diego Esteban Castellano Cano


„Wir müssen anfangen, die Geschichte der Sinti und Roma mit eigenen Stimmen zu schreiben“, so Tímea Junghaus, eine der 14 Kurator_innen der Ausstellung zur Auswahl der Werke. Und so zieht Imrich Tomáš (*1948 in Dobra/Slowakei) in seiner großformatigen Arbeit Grau (Mischtechnik und Hanffasern auf Holz, 1997) Fasern in längslaufenden Strukturen über das Ausgangsmaterial. Die Naturmaterialien liegen in mehreren Schichten auf der Fläche, verdichtet, unlösbar verbunden. Manolo Gómez (*1967 in Morón de la Frontera, Spanien) überlässt feinen Pinselstrichen die Verbindungen und sagt über seine Arbeiten: „Die Striche wollen, dass sich Bewegung offenbart, manchmal glaube ich, das Gemälde lebt.“ (Mischtechnik auf Papier, 2010, 2014, 2016).

Auch Daniel Baker setzt sich mit Leben und Überleben auseinander. Mit seiner Survival Blanket (Überlebensdecken und silbernes Vinyl, 2013) von knapp zwei Metern Durchmesser weist er auf das „Verhältnis zwischen Funktionalem und Dekorativen“, seine Arbeiten, so die Galerie, „changiert zwischen Kunst und dem gesprochenen Wort und verweist auf die sozialen Befindlichkeiten gegenüber den Sinti und Roma.“ Die Landkarte des im vorletzten Jahr verstorbenen, britischen Künstlers Damian Le Bas, Back To the Future! Safe European Home 1938 (Mischtechnik auf Landkarte, 2013) führt in die Vergangenheit und deutlich, im Wortsinne vor Augen, wie stark Sinti und Roma während des Nationalsozialismus des organisierten Völkermordes ausgesetzt waren.


Portrait von / of Ágnes Daróczi
Chad Evans Wyatt for RomaRising
© Chad Evans Wyatt


In diesem bedrückenden Zusammenhang zeigt die Historikerin Dr. Karola Fings in der zweiten, integrierten Ausstellung Videoaufnahmen ihres Projektes „Voices of the Victims“. Für den Archivbereich sammelte sie in zwanzig Ländern frühe Selbstzeugnisse von Sinti und Roma, die Opfer der NS-Verfolgung wurden. Es sind eindrückliche, bisher wenig bekannte Zeugnisse. Chad Evans Wyatt, Fotograf aus Washington, hat für die Serie RomaRising Angehörige der Minderheit in großformatigen Schwarz-Weiß-Aufnahmen porträtiert. Leider etwas versteckt hinter dem Café platziert, können auch diese 22 selbstbewussten Fotografien nur noch bis zum 3. Februar betrachtet werden.

Im Anschluss übergeben die Projektinitiatorinnen und – leiterinnen Isabel Raabe und Franziska Sauerbrey das romarchive.eu an den zukünftigen Träger, das European Roma Institute for Arts and Culture (ERIAC) mit Sitz in Berlin, gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Und offline lädt das Camaro Haus an der Potsdamer Straße noch bis zum 2. März ein, die Werke u.a. von Daniel Baker, Manolo Gómez, Delaine und Damian Le Bas Ceija Stojka, Imrich Tomáš, Alfred Ullrich, Kàlàman Vàrady, David Weiss kennenzulernen.

Ein spannendes und wichtiges Projekt. Der besuchenswerten Ausstellung hätte jedoch etwas mehr Laufzeit und Klarheit in der Struktur gut getan.

Akthe Te Beshen
Atchin Tan
bis 3. Februar 2019

Akademie der Künste
Pariser Platz 4
10117 Berlin
täglich 11 – 19 Uhr
www.adk.de
www.romarchive.eu

Barbara Borek

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Titel zum Thema romaarchive:

Wer sind wir? RomArchive in der Akademie der Künste
Besprechung: Auch heute noch ist es für die Angehörigen der Gruppen von Sinti und Roma nicht leicht, ihr kulturelles Erbe sichtbar zu machen und den Platz in der europäischen Kultur zu belegen, der ihnen selbstverständlich zusteht.

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