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Berlin Daily 29.03.2024
CARDIAC; the heart is a muscle

19 Uhr: eine Performance, konzipiert und präsentiert von Katrina E. Bastian. Uferstudios_Studio 1 | Uferstr. 8/23 | 13357 Berlin

Magic Media – Media Magic: Der Zauber bewegter Bilder in der AdK

von Urszula Usakowska-Wolff (13.10.2019)
vorher Abb. Magic Media – Media Magic: Der Zauber bewegter Bilder in der AdK

Nam June Paik
Mein Kölner Dom, 1980/2019
Videoobjekt
Video, Aquarium mit Fischen, Miniaturen des Kölner Doms, Monitor
Privatsammlung © Estate Nam June Paik


Die Ausstellung Magic Media – Media Magic in der Akademie der Künste am Pariser Platz zeigt Videokunst seit den 1970er Jahren aus dem Archiv Wulf Herzogenrath.

Obwohl Magic Media eine Retrospektive der Videokunst ist, wirkt sie mitnichten antiquiert, sondern anschaulich, lehrreich und teilweise auch spannend. Das ist vor allem dem Umstand zu verdanken, dass wir die Anfänge und den Aufstieg der Videokunst zu einem eigenständigen Kunstgenre aus der Perspektive ihres Mentors Wulf Herzogenrath erleben können. Der Kunsthistoriker und Kurator war einer der Ersten, der das innovative und kreative Potential der Videokunst erkannte und sie seit fast 50 Jahren in viel beachteten Ausstellungen präsentierte, die ihr den Einzug in die etablierte Kunstszene ermöglichten. So ist Magic Media – Media Magic eine Ausstellung, in der ein Kenner, Mitstreiter, Wegbereiter und Zeitzeuge der Videokunst uns auf die in vier Sälen der AdK-Galerie versammelten Werke sowohl von außen als auch von innen blicken lässt. Dazu tragen Briefe, signierte Plakate und Einladungskarten, Fotos, Bilder und andere Erinnerungsstücke bei, die die engen Kontakte oder Freundschaften Wulf Herzogenraths mit den Protagonistinnen und Protagonisten der Videokunst bezeugen. Indem er das Private öffentlich macht, macht er die Menschen, die sie prägten, ihre Persönlichkeit, Intentionen und Haltungen sichtbar.


Mathilde ter Heijne
Lament, Song for Transitions, 2014
Videostill © Mathilde ter Heijne


Schubladen mit Gästebüchern

Die Geburt der Videokunst aus dem Geist der Performance und der Technik, die es den Künstlerinnen und Künstlern ermöglichte, bewegte Bilder selbst zu produzieren, können wir am Anfang der Ausstellung verfolgen. Dort stehen 12 Fernseher, über die Videos laufen, auf denen zu sehen ist, dass sich die Väter und Mütter der Videokunst, darunter Vito Acconci, peter campus, Bill Viola, Ulrike Rosenbach und Joan Jonas, in den 1970er mit sich selbst, den Rollenklischees, der Beziehung zwischen dem Körper und seiner Wahrnehmung in Raum und Zeit auseinandersetzen. Bei der Betrachtung der älteren und neueren Videoarbeiten, unter anderem von Bjørn Melhus, Klaus vom Bruch oder Mathilde ter Heijne, in denen es um die verführerische Kraft der (manipulierten) Bilder geht, sollte man seinen Augen nicht trauen, viel Langmut und ein gutes Stehvermögen haben. Nach einer Weile fällt auf, dass sich unter den Fernsehern Schubladen befinden, die geöffnet werden dürfen. Darin liegen, geschützt unter Glas, die „legendären Gästebücher“ Wulf Herzogenraths, wo sich, seit 1970, Künstlerinnen und Künstler für die von ihm kuratierten Ausstellungen mit einem persönlichen Eintrag bedanken: bisher 30 an der Zahl. Der Ausstellungstitel Magic Media – Media Magic ist dem 15. Gästebuch vom 4.3.1994 mit der Widmung von Les Levine entliehen.


Marcel Odenbach
Im Schiffbruch nicht schwimmen können, 2011
Film Still
© VG Bild-Kunst, Bonn 2019
Courtesy of Galerie Gisela Capitain, Stampa Galerie und Videoart at Midnight Edition


Das Multitalent Nam June Paik

Der Erfolg der Videokunst hat auch andere Väter, die Fluxus-Mütter wie Mary Bauermeister und Charlotte Moorman werden an einigen Stellen der Ausstellung vor allen im Zusammenhang mit großen Männern, mit denen sie das Leben oder/und die Kunst teilten, erwähnt: Karlheinz Stockhausen, John Cage und Nam June Paik, den Wulf Herzogenrath zurecht für den „Vater der Medienkunst“ hält. „Sein Vater ist John Cage, in den 1940er und 1950er Jahren der wichtigste Avantgardist“, sagt der Kurator. „Er hat alle Sparten verbunden, die Musik, die Technik. Der Zufall und die Teilnahme des Betrachters waren für ihn sehr wichtig.“ Neben John Cage, dessen kleine Papierarbeiten (Zeichnungen, Partituren, Notationen) und die raumfüllende Installation 33 1/3 mit 4 Plattenspielern und circa 300 Schallplatten von 1969 ausgestellt werden, steht Nam June Paik im Mittelpunkt der Magic-Media-Schau. Er war ein Multitalent: Komponist, Philosoph mit einer Vorliebe für Hegel und Humor, Theoretiker, Aktionskünstler, Zeichner, Erfinder der Videokunst, der er mit seinen monumentalen Videoskulpturen in den 1980er Jahren die erste Blütezeit bescherte. Die Ausstellung in der Akademie der Künste zeigt seinen künstlerischen Weg von den ersten Happenings in der Galerie Parnass in Wuppertal über die einzelnen Fernsehskulpturen (Rembrandt Automatic, Mein Kölner Dom, Candle TV, Höhlen-TV mit Kerzen) bis zu seinem Auftritt und dem seiner fünf Videoskulpturen bei Alfred Biolek am 12. April 1984 im WDR Köln. Das bunte Spektakel, an dem sich das Publikum im Studio aktiv, sogar tanzend, beteiligte, hatte 10 Millionen Zuschauer.
Den letzten Saal teilen sich Ulrike Rosenbach (Fotoinstallation Afrodite TV, 1975), Lutz Dambeck (Mediencollage Herakles, 1985) und Marcel Odenbach mit der achtminütigen Videoarbeit Im Schiffbruch nicht schwimmen können (2011). Dieser kurze und berührende Film ist einer der Höhepunkte der Ausstellung Magic Media – Media Magic. Medienkunst ist magisch, auch dann, wenn sie über reale Probleme und Nöte des Lebens in ruhigen Bildern und ganz ohne Worte erzählt.

Magic Media – Media Magic
Videokunst seit den 1970er Jahren aus dem Archiv Wulf Herzogenrath

bis 13. Oktober 2019
Di – So 11 – 19 Uhr

Akademie der Künste, Pariser Platz 4, 10117 Berlin
www.adk.de

Urszula Usakowska-Wolff

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