Anzeige
Boris Lurie

logo art-in-berlin.de
Berlin Daily 20.04.2024
Künstlerinnengespräch

17 Uhr: im Rahmen der Ausstellung Luise Marchand & Laura Schawelka »All Beauty Must Die« Villa Heike | Freienwalder Str. 17 | 13055 Berlin

Von müden Schwänen und der Schönheit einer Hausfassade

von Ferial Nadja Karrasch (07.11.2019)
vorher Abb. Von müden Schwänen und der Schönheit einer Hausfassade

Zeichnung: KIMBARA Akane «Stoff» 2015, Bleistift und Tusche auf Papier, © KIMBARA Akane
Foto: Laure CATUGIER, aus der Serie «Architecture is frozen music» 2018, © VG Bild-Kunst Bonn


Die Ausstellung „Spagat“ im Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin lässt die Arbeiten der Künstlerinnen Kimbara Akane und Laure Catugier in einen stillen Dialog miteinander treten.

Kimbaras Akane (*1971 in Shizuoka, Japan) Bildwelten erinnern an Traumsequenzen: Umherblickende Augenpaare, die über das ansonsten leere Blatt Papier huschen, ein Schwan, der schlaff an einem schwarzen Felsen lehnt und die ins Unermessliche wachsenden Arme zweier ineinandergreifender Hände.


© Akane Kimbara

Kimbara lässt konkrete Motive mit phantastischen Elementen zusammenfließen, so dass sich surreale Miniaturerzählungen ergeben, die keiner weiteren Ausführung und keines Kontexts bedürfen. Geschichten mit einem offenen Ende ähnlich, behaupten sie sich in ihrer Rätselhaftigkeit gegen den Wunsch einer restlosen Ausdeutung. Den Motiven ist dabei eine eigentümliche Ruhe eigen – wie stille Inseln treiben sie auf dem Blatt Papier, ganz so als verflüchtigten sie sich im nächsten Moment zurück in die Phantasie der Künstlerin oder in die assoziative Gedankenwelt der Betrachterin.


© Akane Kimbara

Die Ruhe dieser Zeichnungen findet sich auch in den Studien der Fotografin Laure Catugier (*1982 in Toulouse, lebt in Berlin) wieder. Die Aufnahmen zeigen Ausschnitte verschiedener Architekturen – ein einziges Fenster, ein Vorsprung an einer Wand, übereinander angeordnete Balkone. Die Funktionen, die die abgebildeten Elemente haben, treten jedoch hinter dem Miteinander von Linien und Flächen zurück und werden zu minimalistisch anmutenden Kompositionen.
Das in ihren Arbeiten eingefangene Spiel von Licht und Schatten scheint integrativer Bestandteil der fotografierten Architekturen zu sein. Mitunter ergibt sich ein so perfektes Zusammenspiel der unterschiedlichen Formen, dass man beinah glaubt, es handle sich um Collagen.


© Laure Catugier

Die Serie „Architecture is frozen music“, deren Titel Laure Catugier vermutlich dem Philosophen Friedrich Schlegel und seinen Überlegungen zum ästhetischen Wechselverhältnis von Musik und Architektur entlehnt hat, entstand 2018 während ihres Aufenthalt im Palais de paris und wurde von der Stiftung Takenaka in Takasaki, Japan unterstützt. Als Ausgangspunkt diente der Künstlerin die Architektur von Bruno Taut. Der Architekt, bekannt u.a. für sein maßgebliches Mitwirken an den "Berliner Siedlungen" und als einer der herausragendsten Vertreter des Neuen Bauens, lebte von 1933-36 in Takasaki im Exil.


© Laure Catugier

Durch eine zusätzliche Intervention im Raum holt Catugier das ihren Fotografien eigene Spiel von Formen und Licht in den Ausstellungsraum: An den Fenstern des Atriums, das den Blick auf einen kleinen Innengarten freigibt, brachte sie farbige Folie an, so dass je nach Lichteinfall rote und pinke Schatten auf die Innenwand des Raumes fallen. Offensichtlich nochmals eine Hommage an die legendäre Farbenfreudigkeit in Bruno Tauts Architektur.

Kimbaras Videoarbeit, die im Saal des Japanisch-Deutschen Zentrums aufgenommen wurde, zeigt hingegen unzählige weiße Din A4-Blätter, die in regelmäßigen Abständen den gesamten Boden bedecken. Eine Geigenspielerin bewegt sich musizierend durch den Raum. Unter ihren Schritten wird die Ordnung der Papiere durcheinandergebracht, so dass ihr Weg anhand der Verschiebungen nachvollziehbar wird. Die Schritte werden sichtbar, schreiben sich in den mit Papier ausgelegten Raum ein und stellen auf diese Weise einen Bezug zu Catugiers Arbeit „Architecure is frozen music“ dar.

Catugiers Fotografien und Kimbaras Zeichnungen haben eine Fokussierung und eine Reduziertheit gemein, die aus der Ausstellung im Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin einen Ort der konzentrierten Ruhe machen. Trotz – oder gerade wegen – ihrer Schlichtheit, entwickelt jede der gezeigten Arbeiten eine Anziehungskraft, die dazu einlädt, lange vor dem jeweiligen Exponat zu verweilen.

SPAGAT – Fotografien, Zeichnungen und Installationen
KIMBARA Akane und Laure CATUGIER

www.akanekimbara.net
laurecatugier.com

Ausstellungsdauer
noch bis 15. November 2019

Öffnungszeiten:
Mo-Do 10-17 Uhr, Fr 10-15.30 Uhr
Eintritt frei

Japanisch Deutsches Zentrum Berlin
Saargemünder Str. 2
14195 Berlin
Tel.: +49 (0)30 839 07 0
Fax: +49 (0)30 839 07 220
www.jdzb.de

Ferial Nadja Karrasch

weitere Artikel von Ferial Nadja Karrasch

Newsletter bestellen




top

Titel zum Thema Japanisch Deutsches Zentrum Berlin:

Von müden Schwänen und der Schönheit einer Hausfassade
Ausstellungsbesprechung: Die Ausstellung „Spagat“ im Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin lässt die Arbeiten der Künstlerinnen Kimbara Akane und Laure Catugier in einen stillen Dialog miteinander treten.

top

zur Startseite

Anzeige
Alles zur KI Bildgenese

Anzeige
artspring berlin 2024

Anzeige
Magdeburg unverschämt REBELLISCH

Anzeige
SPREEPARK ARTSPACE

Anzeige
Responsive image

Anzeige Galerie Berlin

Responsive image
nüüd.berlin gallery




Anzeige Galerie Berlin

Responsive image
Kunstbrücke am Wildenbruch




Anzeige Galerie Berlin

Responsive image
Kommunale Galerie Berlin




Anzeige Galerie Berlin

Responsive image
tunnel 19




Anzeige Galerie Berlin

Responsive image
GEDOK-Berlin e.V.




© 1999 - 2023, art-in-berlin.de Kunstagentur Thomessen Hartlieb-Kühn GbR.