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Berlin Daily 29.03.2024
CARDIAC; the heart is a muscle

19 Uhr: eine Performance, konzipiert und präsentiert von Katrina E. Bastian. Uferstudios_Studio 1 | Uferstr. 8/23 | 13357 Berlin

Ein Stück Natur hinter Glas

von Maximilian Wahlich (28.11.2020)
vorher Abb. Ein Stück Natur hinter Glas

Parallele III by Harun Farocki, Foto: © Stefanie Seidl

New Nature Vitrines lautet der Titel einer dreiteiligen Schaufensterausstellung, die vor den Galeriefenstern von Berlin Weekly (Mitte), feldfünf (Kreuzberg) und goeben berlin (Schöneberg) täglich von 16 – 22 Uhr besucht werden kann. Einen ersten Eindruck vermittelt die Website / newnature.live, die eigentlich den Besuch vor Ort nicht ersetzen sollte. Das Ausstellungsprojekt entstand im Rahmen des programmatischen Zusammenschlusses von Kunst und Klimaforscher_innen unter dem Dach des Programms New Nature (Goethe-Institut Kanada). Es fand namenhafte Unterstützung durch das Auswärtige Amt, und in Partnerschaft mit dem National Film Board of Canada, dem Centre Phi, dem Milieux Institute der Concordia University, dem Museum of the Moving Image, Massive Science, dem XR HUB Bayern, dem UnionDocs Center for Documentary Art and Retune. Mit künstlerischen Verfahren wissenschaftlich belastbare Ergebnisse zu erzielen avanciert zu einem beliebten Ansatz. So gewinnen auch Künstler*innen zunehmend das Gehör der Naturwissenschaftler*innen.

Hier in Berlin sind im Rahmen des Projektes, Videoarbeiten zu sehen. Der Ausstellungstitel bezieht sich auf naturkundliche Museen, wo in Vitrinen Natur nachgebildet wird. Nun ist also auch hier, inmitten der Stadt, in Schöneberg, Mitte und Kreuzberg, die künstlerische Auseinandersetzung mit Natur zu erleben. Wie im klassischen Naturkundemuseum können die Besucher*innen Naturereignisse betrachten. Sie bewegen sich dabei im „zivilisierten“ Stadtraum der Straße, das Natürliche gehört hinter eine Glasscheibe. Was allerdings mit „das Natürliche“ gemeint ist, wird hier zum eigentlich Gegenstand. Die Werke parodieren klassische Naturdarstellungen mit virtuellen Formaten wie Augmented oder Mixed Reality.


Holobiont by Jenna Sutela, Foto: © Stefanie Seidl

Die etwa 10 einzelnen Videoarbeiten, die nacheinander abgespielt werden, bleiben an allen drei Orten gleich. Ergänzt wird der Zusammenschnitt von etwa 175 Minuten mit zwei Videos von Jenna Sutela bei feldfünf und mit dem Werk Waltz von Joan Jonas bei goeben berlin in einer Vitrine. Die Werke nehmen unsere Ideen von Natur auseinander. Sie liegen fern dem Phantasma einer heilen, unberührten Dschungellandschaft. In den Film- und Sound-Arbeiten (Smartphones mitbringen!) wird mit dem anthropozentrischen Weltzugang aufgeräumt. Viele der Arbeiten greifen die visuellen Codes von Naturfilmen auf, manche untergraben sie.

Wie bei der Parodie findet zunächst eine Angleichung statt, die im zweiten Schritt leicht verfremdet wird: Im Fenster bei Berlin Weekly (Mitte) fliegen Adler über bergige Waldlandschaften, schwimmen Fische im klaren Gewässer und laufen Füchse im dichten Gras. Die Kamera irritiert die Sehgewohnheit, wenn sie zum Beispiel nah an die Tiere heranzoomt – so dicht bis das Fell und jedes Haar zu erkennen ist. An anderen Stellen zeigt der Bildausschnitt nur einen Teil des Tieres, beispielsweise die Pfote einer Wildkatze oder den Rücken eines Waschbären, der am unteren Rand des Bildes entlang schleicht.
Die Tiere, die Natur werden unters Mikroskop genommen. Die Werke entfremden oder zumindest befremden unsere Vorstellung von Natur.

Insgesamt problematisch ist an der Ausstellung die Kommunikation: Informationen zu den Videoarbeiten fehlen. Unklar ist nicht nur, wie lange eine Arbeit dauert, ebenso wenig erfährt man an welcher Stelle des Zusammenschnittes man gerade ist. Hinzu kommt leider auch, dass vor Ort nichts darüber steht, was wann wo stattfindet: Die Präsentation ist immer nur für eine Woche zu sehen und folglich bei Berlin Weekly schon passé. feldfünf zeigt die Ausstellung noch bis zum 29.11., danach gastiert sie für eine Woche bei goeben berlin. Die Idee dahinter: Die Ausstellung soll während Covid-19 an möglichst vielen Orten zu sehen sein, ohne dass die Besucher*innen große Wege auf sich nehmen müssen.
Einzig die Recherche auf der anfangs erwähnten Website gibt mehr Aufschluss, auch über Konzept und Werke.

Künstler*innen: Lisa Jackson, Harun Farocki, Doireann O´Malley, Suzanne Kite, Lisa Rave, Florian Fischer + Johannes Krell, Colectivo Los Ingrávidos, Sasha Litvintseva + Beny Wagner, Ladan Siad + Aljumaine Gayle, Jenna Sutela, Emily Vey Duke + Cooper Battersby und Joan Jonas

16.11. bis 6.12. 2020.täglich 16 – 22 Uhr:

www.berlin-weekly.com (Mitte, 16.–22.11.)
goeben.berlin (Schöneberg, 30.11. – 6.12.)
feldfuenf.berlin (Kreuzberg, 23.–29.11.)
www.goethe.de (16.11. – 6.12.)
www.goethe.de (15.12. – 5.1.2021)

retune.de

Maximilian Wahlich

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Titel zum Thema Berlin Weekly:

Ein Stück Natur hinter Glas
Besprechung zu New Nature Vitrines - einer Schaufensterausstellung verteilt auf drei Berliner Kieze.

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