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Berlin Daily 29.03.2024
CARDIAC; the heart is a muscle

19 Uhr: eine Performance, konzipiert und präsentiert von Katrina E. Bastian. Uferstudios_Studio 1 | Uferstr. 8/23 | 13357 Berlin

Wie gewohnt und doch ganz anders – was sowohl als auch … bedeutet

von Urszula Usakowska-Wolff (12.12.2020)
vorher Abb. Wie gewohnt und doch ganz anders – was sowohl als auch … bedeutet

(vorne von l. nach r.): Christine Balbach (Art-up-Projekt), Catherine Bourdon, Daniela Bustamante, hinten von r. nach l.: Chrysanthi Goula, Nadia-Valeska Devonish (beide vor dem Bild von Catherine Bourdon), Simone Haack (Kuratorin) und Marion Ehrsam (vor ihren Papierarbeiten), Foto: © Urszula Usakowska-Wolff

Sie stammen aus aller Welt, leben und arbeiten in Berlin und haben sich vor einem halben Jahr beim Projekt Art up – Erfolg im Team kennengelernt, das mit einer Gruppenschau endet. Unter dem Titel sowohl als auch … stellen sie jetzt ihre Werke in der Kreuzberger K-Salon aus: die Malerinnen Catherine Bourdon (* 1967 in Frankreich), Daniela Bustamante (* 1980 in Ecuador), Nadia-Valeska Devonish (* 1986 in Deutschland), Marion Ehrsam (* 1963 in der Schweiz) sowie die Videokünstlerin und Filmemacherin Chrysanthi Goula (* 1991 in Griechenland).

Obwohl ihre Kunst so unterschiedlich ist, haben die Teilnehmerinnen von sowohl als auch … viele Gemeinsamkeiten. Im Mittelpunkt ihres Interesses steht der Mensch, seine Verletzlichkeit und Unsicherheit, die Suche nach Identität, nach einem festen Bezugspunkt in einer Welt, in der vieles fließend, nicht eindeutig, unerklärlich geworden ist. Alle vier Malerinnen arbeiten figurativ: So konzentriert sich Nadia-Valeska Devonish zum einen auf Selbstporträts, in denen sie die Grenzen zwischen ihrem Abbild und dem medialen weiblichen Schönheitsideal, der Maske und dem Gesicht, der Natürlichkeit und Pose auslotet. Zum anderen nutzt sie Fotografien aus Familienalben, um der Geschichte ihrer Großeltern näherzukommen. In ihren verfremdeten und entwirklichten Bildern, für die sie vor allem Grautöne benutzt, geht sie der Frage nach, warum und wie gewöhnliche Menschen ein ganz normales Leben auch in einer Diktatur führen können. Zugleich möchte sie die immer blasser werdende Erinnerung an die Vergangenheit ihrer Verwandten vor dem Vergessen bewahren.


Ausstellungsansicht, Bilder von Nadia-Valeska Devonish, die Künstlerin links im Bild, Foto: © Urszula Usakowska-Wolff


Die Gemälde und Keramiken von Catherine Bourdon schwelgen dagegen in Farbe: Sujet, Material und Materie bilden eine dialektische Einheit. Ausgangspunkt ihrer Arbeiten sind ebenfalls Fotografien, die sie entweder selbst macht oder im Internet findet. Ein weitere Fundus ist die Kunstgeschichte. Ihre Bilder bestechen durch Kontraste: Sie sind sowohl glatt als auch pastös, kraftvoll und ruhig, spontan und bedacht, melancholisch und voller Energie. Sie sind eine Hommage an die Kunst und die Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten, die sie offeriert. Neben vibrierenden Landschaften schafft sie sensible Porträts, in denen sie die die Tragikomik der menschlichen Existenz zum Ausdruck bringt. Farbenfroh und expressiv sind auch die Bilder und Papierarbeiten von Daniela Bustamante. Mit viel Humor und Nachsicht zeigt sie Menschen, ihre Posen, Mimik und Gesten in banalen oder aufregenden Momenten: beim Sprechen, Staunen, Grübeln oder bei Freizeitaktivitäten am Strand, unter oder auf dem Wasser. Ihre Malerei ist ein Mix aus Figuration und Abstraktion, sie platziert einzelne, meist weibliche Figuren auf Mustern, welche an die Kunst und das Design der 1960er Jahre anknüpfen.


Chrysanthi Goula neben ihrer Videoinstallation I want to be like you, statue, 2020, Foto: © Urszula Usakowska-Wolff


Die in Mischtechnik auf Reispapier und Gaze gefertigten großformatigen Arbeiten von Marion Ehrsam wirken leicht, transparent und schwebend. Auf den ersten Augenblick monochrom, tauchen langsam aus ihrer Tiefe die mit energischen Strichen und wenig Farben (die vor allem als kompositorische Elemente dienen) ausgeführten schemenhaften Wesen auf: ein sitzendes Mädchen, ein Glas, ein Vernissage-Geschehen. Ihre Bilder malen sich selbst, sagt die Künstlerin; sie hilft ihnen nur dabei, Gestalt anzunehmen. Wenn man sie betrachtet, erwachen die Schemen buchstäblich zum Leben. Die einzige in der Runde, die sich eines anderen Mediums als Malerei und Zeichnung bedient, ist Chrysanthi Goula, die für die Ausstellung eine Videoskulptur aus fünf von Holzboxen positionierten Flachbildschirmen konstruierte, auf denen verschiedene Körperteile wie ein Auge, ein Gesicht, ein Torso, ein Bauch, Hände (mit oder ohne Handy), Füße und Beine erscheinen. Ihr Titel lautet I want to be like you, statue – und meint augenzwinkernd die oft vergeblichen Bemühungen, den Körper in eine vollkommene Form zu bringen, um eben wie eine Statue auszusehen.

Es ist eine rundum gelungene Ausstellung, die sowohl durch intellektuelle als auch handwerkliche Qualität überzeugt. Sie präsentiert die Werke von fünf Künstlerinnen und ihre ähnliche Sicht auf die Welt, die sie mit viel Humor, Distanz, aber auch Empathie und Verständnis für die kleinen Schwächen der Menschen betrachten. Expressiv und zurückhaltend, schrill und still, melancholisch und euphorisch zeigen sie die Vielschichtigkeit des Lebens, das immer wie gewohnt und im selben Augenblick ganz anders ist.

Sowohl als auch …
Kuratorin: Simone Haack
bis 12. Dezember 2020
Projektraum K-Salon
Bergmannstrasse 54, 10961 Berlin
Fr., 11.12, 16-19 Uhr, Sa, 12.12, 16-21 Uhr

Urszula Usakowska-Wolff

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