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Nachruf auf Gerhard Mantz

von Nike Bätzner (06.04.2021)
vorher Abb. Nachruf auf Gerhard Mantz

Gerhard Mantz: Berechtigte Wesensverwandtschaft, 2009, Inkjet auf Leinwand, 100 x 180 cm, Privatbesitz

Gerhard Mantz hat in seinem Werk immer wieder neue Perspektiven entwickelt.

Bekannt wurde Mantz in den 1980er Jahren, nachdem er mit einem Stipendium des Künstlerhauses Bethanien nach Berlin gekommen war, mit delikaten Objekten: mit vor der Wand in einer Farbaura schwebenden Lanzetten und Körpern, deren rational erklärbare Form durch ihre Fassung in satten Farben in eine starke, vibrierende Präsenz im Raum versetzt wird. Sie fordern das betrachtende Auge in seiner Aktivität.

Das Arbeiten an den realen Objekten stieß an durch das Material bedingte Grenzen. So entwickelte Mantz Mitte der 1990er Jahre virtuelle Objekte, generierte, was sich nicht bauen lässt, als digitales Bild am Computer. Die im Nirgendwo driftenden Körper und die Detailaufnahmen mit Einblicken in ein Innenleben der Objekte spielen mit opaken und transparenten Schichten, mit Lumineszenz und Absorption. Die Inszenierung des Lichts diente ihm dazu, seinen Bildgegenstand zugleich glaubhaft zu verorten und ins Theatralische zu steigern. Diese Ambivalenz ist ein Grundthema seiner Bildfindungen.

Gerhard Mantz war ein Tüftler und Entwickler. Er nutzte nicht einfach nur bestehende Programme, sondern programmierte selbst, um komplexe Bilder schaffen zu können und entwickelte die digitale Kunst mit einer sehr eigenen Handschrift weiter. Dabei gewann er auch tradierten Genres der Kunstgeschichte neue Seiten ab. Er generierte abstrakte Bilder, versetzte sie in Bewegung, entwickelte meditative Mandalafilme und suggestive Raumanimationen.

Dem Genre der Landschaften näherte sich Mantz mit einem forschenden Blick. Landschaften und deren Elemente erscheinen bei ihm in einer Vielfalt von Sehnsuchtsbildern, als tropischer Dschungel und moosiger europäischer Wald, als sonnenbeschienenes Bergmassiv, dunstige Ebene oder bleierne Meereswogen. Kantige Blüten, verzerrte Spiegelungen, die restlose Glätte der Felsen oder stotternde Baumverläufe zeigen die durch Computeralgorithmen gebrochene Künstlichkeit dieser am Rechner gewachsenen Territorien an. Diese Landschaften wirken „gemacht“. Und obwohl keine Menschen darin auftauchen, sind sie zwar verlassen, aber nicht „unberührt“, da „berechnet“. Sie rufen Erinnerungen auf, weniger an eigene Erfahrungen als an all unsere durch die medialen Bilder geprägten Vorannahmen. Sie bergen in ihrer romantischen Schönheit etwas Bedrohliches.

Sein letzter Werkzyklus umfasste Avatare, Figuren in Adoleszenz in prototypisch und zugleich künstlich erscheinenden Interieurs oder surrealen Szenerien, die wie Filmstills wirken. Sie verharren eingekapselt in emotionalen Situationen und angedeuteten Geschichten. Die Bildkompositionen nehmen zum Teil kunsthistorische Anleihen, verweisen auf Balthus, Caravaggio, Jan Vermeer van Delft oder Antonio Mancini. Auch hier verknüpfen sich die fiktiven Konstellationen mit unserem Bildgedächtnis.

Gerhard Mantz hat in ganz Europa und den USA ausgestellt. Seine Homebase hatte er in Berlin. Er hat mit Lust und Energie Bildwerke geschaffen, die bereichern, irritieren, stören, trösten, anheimeln..., man hätte sich noch viele solcher Bilder gewünscht.
Am 30. März ist Gerhard Mantz im Alter von 71 Jahren ganz plötzlich verstorben.

www.gerhard-mantz.de


Nike Bätzner

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Nachruf auf Gerhard Mantz
Gerhard Mantz hat in seinem Werk immer wieder neue Perspektiven entwickelt. (ein Nachruf von Nike Bätzner)

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