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Boris Lurie

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Unter Strom

von chk (17.07.2021)
vorher Abb. Unter Strom

Ausstellungsansicht: Peles Empire, the long sleep of amber, © Foto: kuag

Während sich die britische Schriftstellerin Mary Shelley in ihrem 1818 erschienen Roman Frankenstein oder Der moderne Prometheus noch bedeckt hielt, wodurch genau ihr Monster zum Leben erweckt wurde, ließen die Filmbilder des frühen 20. Jahrhunderts keinen Zweifel: In einer stürmischen Gewitternacht wird die geballte Energie aus Blitz und Donner in die Apparaturen des Wissenschaftlers Viktor Frankenstein gelenkt und das Frankensteinmonster erfährt durch die elektrischen Impulse seine Erweckung.

Das Experimentieren mit Elektrizität ist ein Phänomen, das weit in die Antike zurückreicht. So leitet sich der Begriff Elektrizität von griechisch ἤλεκτρον ēlektron ab, was wiederum für Bernstein steht und auf englisch Amber heißt. Und damit wären wir im E-Werk in Luckenwalde, einem ehemaligen Kohlekraftwerk rund 40 min südlich von Berlin. Dort zeigt die Künstler*innengruppe Peles Empire (Katharina Stöver, *1982 in Giessen / Barbara Wolff, *1980 in Fogarasch, Rumänien) aktuell die Ausstellung the long sleep of amber. Mit einer raumgreifenden Installation bespielen sie die etwa 350 qm große Turbinenhalle des E-Werks, das nach seiner Stilllegung seit 1989 im Dornröschenschlaf verharrte und 2017 von dem Kunstkollektiv Electrics gGmbH unter Leitung von Helen Turner und Pablo Wendel als nachhaltiges Kunst-Strom-Werk reanimiert wurde.

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Ausstellungsansicht: Peles Empire, the long sleep of amber, © Foto: kuag

Peles Empires Installation besteht aus 5 großen, an die Wände gelehnten Bildtafeln und sparsam im Raum verteilten Keramiken. Vor dem Gebäude befinden sich außerdem an historischen Fahnenstangen verschiedene bedruckte Fahnen.
Die Tafeln und Keramikobjekte in der Turbinenhalle beziehen sich in ihrer Herstellung und Beschaffenheit aus verschiedenen Materialien unmittelbar auf den Transformationsprozess des E-Werks. So versinnbildlichen Ton, Holzasche aus den Öfen vor Ort in Verbindung mit Jemonite - einem Gießharz auf Wasserbasis - die ursprüngliche Verwertung fossiler Brennstoffe zur Erzeugung von Strom. Zugleich wird die ökologisch sozialrelevante Umnutzung des Werks als Kunststandort und als nachhaltiger Produktionsort für Energie in den Blick gerückt.
Die skulptural wirkenden Tafeln sind collagenhaft mit Fotografien und Grafiken bedruckt, die in ihrer Wiedergabe von Rauch, Feuer und Flammen den Brennprozess der Keramiken erahnen lassen. Aber genauso erinnern sie an metaphorisch aufgeladenen Landschaften und eröffnen weitere Assoziationsfelder. Vereinzelt kleben auch Seile auf den Tafeln und Keramiken. Eine Reminiszenz an frühere Arbeiten der beiden Künstlerinnen, deren Zitierverfahren eine Grundlage ihrer künstlerischen Praxis ist. So sind die Seile als wiederkehrendes Motiv ein direkter Verweis auf Gefäße mit schlangenähnlichen Armen im Schloss Peles, einem rumänischen Historismus-Schloss aus dem Jahr 1883, von dem sich der Name Peles Empire ableitet. Neben der ästhetischen Setzung in den aktuellen Arbeiten dienen die Seile zugleich als funktionale Elemente zum Halten von Keramiken.

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Ausstellungsansicht: Peles Empire, the long sleep of amber, © Foto: kuag

Peles Empire irritiert in der Ausstellung nicht nur durch das Wechselspiel unterschiedlicher Medien, die ineinandergreifen und sich nicht eindeutig zuordnen lassen. Vielmehr werden die durch die Materialien inhaltlich aufgeladenen Kunstobjekte zu Trägern von weiteren Erzählstoffen aus historischen, mythologischen und aktuellen Themen, die als roter Faden das Thema Elektrizität durchzieht. So eben auch eine Grafik von Mary Shelleys Frankenstein, die wiederholt auf einzelnen Tafeln auftaucht und Vergangenheit mit Gegenwart verknüpft.

noch bis 18. Juli 2021

www.pelesempire.com
www.kunststrom.com

E-WERK Luckenwalde
Rudolf-Breitscheid-Str. 73
14943 Luckenwalde

chk

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Titel zum Thema E-Werk Luckenwalde:

Unter Strom
Nur noch dieses Wochenende: Peles Empire im E-Werk Luckenwalde.

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