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Boris Lurie

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Berlin Daily 23.04.2024
Depotgespräch 13

19 Uhr: BERLIN 3000. Was kann das Hochhaus für die Stadt? Gespräch über einen kontroversen Bautyp mit Markus Penell und Sabrina Zwach im Gespräch mit Ephraim Gothe und Christian von Oppen. Ortner & Ortner Baukunst | Leibnizstr.60 | 10629 B

KUNST NACH DER SHOAH. Wolf Vostell im Dialog mit Boris Lurie im Kunsthaus Dahlem

(Einspieldatum: 02.07.2022)
vorher Abb. KUNST NACH DER SHOAH. Wolf Vostell im Dialog mit Boris Lurie im Kunsthaus Dahlem

Wolf Vostell
Combs, 1968
Siebdruck auf Karton mit Plastikkämmen, 61×94,6cm
Boris Lurie Art Foundation, # 00812
© VG Bild-Kunst, Bonn 2022


(english below)

Ausstellungseröffnung:
Donnerstag, 7. Juli 2022 | 17:00–21:00 Uhr

Um 17:30 Uhr sprechen:
Dorothea Schöne (künstlerische Leitung, Kunsthaus Dahlem)
Franziska Giffey (Regierende Bürgermeisterin von Berlin)
Eckhart J. Gillen (Kurator der Ausstellung)

Zwei Künstler, ein Thema – als Wolf Vostell (1932–1998) und Boris Lurie (1924–2008) sich Mitte der 1960er-Jahre kennenlernten, verband sie bald mehr als eine tiefempfundene Freundschaft. Beide bezogen mit ihrer Kunst politisch Stellung, beide beschäftigten sich mit der Aufarbeitung der Schrecken des Holocaust, beide traten Krieg und Verbrechen gegen die Menschlichkeit mit aller Kraft entgegen.

Ihre rauen Arbeiten widersetzten sich einer einfachen Konsumierbarkeit, die ihnen als ein Gräuel des Kunstbetriebs erschien. Heute wirken die Werke der beiden Künstler aktueller denn je, setzen sie doch auf eine Art Schocktherapie, mit der sie das Publikum auf die Kontinuität von Gewalt und Menschenverachtung aufmerksam machen.

Wolf Vostell und das Atelier in Berlin-Dahlem

Wolf Vostell gehört zu den bedeutendsten deutschen Künstler:innen des 20. Jahrhunderts und ist insbesondere als Mitbegründer der Fluxus- Bewegung bekannt. Anlässlich seines 90. Geburtstages widmet das Kunsthaus Dahlem ihm und seinem Künstlerkollegen Boris Lurie eine Ausstellung, die sich auf die künstlerische Aufarbeitung des Holocausts und der jüngeren deutschen Vergangenheit fokussiert.

Mit dem Ausstellungsort verbindet Wolf Vostell eine besondere Geschichte: Anfang der 1970er-Jahre zog der politisch engagierte Künstler aus dem Rheinland nach Berlin. Ihm erschien der Umzug in den »tragischen Luftkurort«, wie er die Stadt nannte, zwingend notwendig: »Weil [der Ort] ja unsere Geschichte beinhaltet und diese Geschichte verarbeite ich in meinen Bildern und in meinen Objekten.«

Die Stadt Berlin übertrug Vostell 1984 ein Atelier in Dahlem auf Lebenszeit. Die neue Wirkungsstätte befand sich in einem repräsentativen Ateliergebäude, das die Nationalsozialisten von 1938 bis 1942 für den Bildhauer Arno Breker erbaut hatten. Breker hatte in der NS-Zeit nicht nur zahlreiche Privilegien genossen, sondern mit seinen Werken aktiv die Ideologie und Ästhetik des NS-Regimes umgesetzt, insbesondere mit seinem Figurenschmuck für die zukünftige Reichshauptstadt Germania.

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Wolf Vostell
Shoah 1492–1945, 1997
Acryl und Beton auf Leinwand, Triptychon: 290 × 720 cm, THE WOLF VOSTELL ESTATE
© VG Bild-Kunst, Bonn 2022


Aufarbeitung der Shoah

An diesem historischen Ort führte Wolf Vostell seine Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts fort, die er Ende der 1950er-Jahre begonnen hatte. Die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Diktatur und des Holocaust beschäftigte Vostell in allen Schaffensphasen – in einer Dichte und Vielfalt der künstlerischen Mittel wie kaum einen anderen Künstler seiner Zeit.

In der Ausstellung stehen dafür exemplarisch zwei Arbeiten, die wie eine Klammer sein Werk umschließen. So stehen sich Auschwitz-Scheinwerfer 568 von 1958/59 und das über sieben Meter lange Triptychon Shoah 1492–1945 von 1997 gegenüber. Im Zentrum des großformatigen Bildes stürzt ein gemalter Betonpfeiler auf sich überlagernde, abstrakte Formen, die an manchen Stellen als Körperteile erkennbar sind. Vostell, der auch im spanischen Malpartida de Cáceres lebte, widmete das Werk den 1492 aus Spanien vertriebenen Juden ebenso wie den durch das NS-Regime Ermordeten. Seit 1992 hatte der Künstler mit der Motivfindung begonnen und das Werk schließlich 1997, ein Jahr vor seinem Tod, vollendet. Im gleichen Jahr äußerte er sich zur Verbindung der beiden Werke: »Das ist dasselbe in Grün. Das Erste waren Objekte, kein Menschenbild, aber Zerstörungsreste von Menschen und über Menschen. Und der Raum hat also deshalb diese Widmung an Auschwitz und an Treblinka. Dieses Mal hat mich eine Figuration interessiert, die nicht illustrativ ist, sondern die Zerstörung im phänomenologischen Sinne zeigt, natürlich gebunden an das Thema. Es ist die Brücke von ’58 bis ’97, zwei Brückenpfeiler, über die eine Brücke geht, über die ich wahrscheinlich noch länger gehen werde.«

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Boris Lurie
Immigrant’s NO Suitcase (Anti-Pop), 1963
Acryl, Gewebe und Papiercollage auf Koffer, 38,1 × 58,4 × 17,8 cm
Boris Lurie Art Foundation, # 000548
© Boris Lurie Art Foundation


Boris Lurie und Wolf Vostell – mehr als eine Künstlerfreundschaft

Im Dialog mit Wolf Vostell stehen in der Ausstellung ausgewählte Arbeiten von Boris Lurie. Beide verband seit den 1960er-Jahren eine enge Freundschaft. Lurie wuchs in Riga auf und erlebte als Jude die Schrecken der Shoah am eigenen Leib. Vostell wollte diese traumatischen Erfahrungen als Deutscher nachempfinden. Es entstand ein intensiver Austausch zwischen den beiden Künstlern.

Während der weibliche Teil der Familie dem Massenmord der Nationalsozialisten zum Opfer fiel, überlebten Boris Lurie und sein Vater Ilja. Ab 1941 wurden die beiden in verschiedene Konzentrationslager verschleppt und am 18. April 1945 aus der Munitionsfabrik Polte in Magdeburg, einem Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald, befreit. 1946 wanderten sie nach New York aus, wo Boris Lurie 1959 die NO!art-Bewegung ins Leben rief.

Luries Kunst zielte nicht auf Mitleid für die Opfer der Shoah, »sondern auf Erschrecken«. In seinen Werken brachte er immer wieder die nackten Leichenberge des Holocaust mit aufreizenden Pin-ups als Produkte des seiner Meinung nach gleichen inhumanen Systems zusammen. Sein erklärtes Anliegen bestand darin, das Publikum aus seiner selbstzufriedenen Passivität zu reißen und ihm das Fortleben verbrecherischer Systeme vor Augen zu führen. Nicht nur thematisch, sondern auch formal verfolgten die beiden Künstler-Freunde ähnliche Ziele und Strategien. Die zahlreichen inhaltlichen und stilistischen Parallelen zeichnet die Ausstellung im Kunsthaus Dahlem erstmals detailliert nach.

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Boris Lurie
A Jew is Dead, 1964
Farbe und Papiercollage auf Leinwand, 170×295×5cm
Boris Lurie Art Foundation, # 001724
© Boris Lurie Art Foundation


Kuratiert wird die Ausstellung von Eckhart J. Gillen.
Die Ausstellung wird gefördert durch die LOTTO Stiftung Berlin, die Boris Lurie Art Foundation New York, Freundeskreis Kunsthaus Dahlem – Bernhard Heiliger e. V. und unterstützt von The Wolf Vostell Estate.

Laufzeit der Ausstellung: 8. Juli - 30. Oktober 2022
Öffnungszeiten: Mittwoch – Montag 11:00–17:00 Uhr

KATALOG ZUR AUSSTELLUNG Kunst nach der Shoah. Wolf Vostell im Dialog mit Boris Lurie Hg. v. Dorothea Schöne und Eckhart J. Gillen
178 Seiten, 50 Abbildungen, Berlin 2022
ISBN 978-3-9824685-0-1
€ 20,00

Kunsthaus Dahlem
Käuzchensteig 12
14195 Berlin
www.kunsthaus-dahlem.de

____________________________


ART AFTER THE SHOAH
Wolf Vostell in Dialogue with Boris Lurie


Opening: Thursday, July 7, 2022 | 5 – 9 p.m.

Speakers:
Dorothea Schöne (Artistic Director Kunsthaus Dahlem)
Franziska Giffey (Governing Mayor of Berlin)
Eckhart J. Gillen (Curator of the exhibition)

From 8 p.m. DJ Act Chica Paula (Berlin).

Two artists, one theme – when Wolf Vostell (1932–1998) and Boris Lurie (1924–2008) met mid of the 1960s, they soon shared more than a deeply felt friendship. Both adopted political positions with their art, both contended with the reappraisal of the inconceivable horrors of the Holocaust, and both opposed war, cruelty and crimes against humanity with every means at their disposal.

Their raw works resisted the simple consumption that appeared to them as an abomination of the art business. Today the works of the two artists seem more relevant than ever, as they rely on a kind of shock therapy, with which the attention of the audience is drawn to the continuity of violence and contempt for humanity.

Wolf Vostell and the studio in Berlin-Dahlem

Wolf Vostell is one of the most important German artists of the 20th century and is known in particular as a co-founder of the Fluxus movement. On the occasion of his 90th birthday, Kunsthaus Dahlem is dedicating an exhibition to him and his artist colleague

Boris Lurie, which will focus on the artistic reappraisal of the Holocaust and the recent German past.
Wolf Vostell is linked with the exhibition location by a special history: the politically active artist moved from the Rhineland to Berlin at the beginning of the 1970s. The move to the “tragic climatic health resort,” as he called Berlin, appeared to him absolutely necessary: “Because [the place] contains our history after all, and I process this history in my paintings and in my objects.” The City of Berlin gave Vostell lifetime use of a studio in Dahlem in 1984. The new domain was located in a representative studio building that the National Socialists had constructed for Arno Breker from 1938 to 1942. Breker not only enjoyed many privileges as an artist during the National Socialist era, but also actively implemented the ideology and aesthetic of the regime with his works. The National Socialist regime wanted to transform Berlin into the future capital Germania, and Breker was to provide ornamentation for the buildings with monumental sculptures.

Reappraisal of the Shoah

At this historical site, Wolf Vostell continued the contention with the German history of the 20th century he had begun in the late 1950s. He realized the reappraisal of the National Socialist dictatorship and of the Holocaust in all creative phases, with a density and diversity of artistic means like hardly any other artist of his time.
Two works in the exhibition are exemplary of this, which envelop his body of work like brackets. Thus, Auschwitz-Scheinwerfer 568 from 1958/59 and the more than seven- metre-long triptych Shoah 1492–1945 from 1997 stand opposite one another. In the centre of this large-format work, a painted concrete column topples onto abstract forms lying on top of one another. In some places, body parts are recognizable and emphasize the brutality of the scene. Vostell, who also lived in Malpartida de Cáceres in Spain, dedicated the work to the Jews expelled from Spain in 1492, as well as to those murdered by the National Socialist regime. The artist had begun his search for motifs in 1992 in numerous studies and finally completed the work in 1997, one year prior to his death. He made a statement regarding the link between the two works in the same year: “That’s the same in green. The first were objects, not a conception of the human being, but the remains of human destruction and of the destruction of humans. This is why the space is dedicated to Auschwitz and Treblinka. This time I was interested in a figuration that wasn’t illustrative, but instead shows the destruction in the phenomenological sense, linked naturally with the theme. It is the bridge from ‘58 to ‘97, two bridge pillars carrying a bridge that I will probably still walk for quite some time yet.”

Boris Lurie and Wolf Vostell – more than an artist friendship

Select works by Boris Lurie enter into a dialogue with Wolf Vostell in the exhibition. The two artists had been very close friends since the 1960s. Lurie grew up in Riga and experienced the horrors of the Shoah as a Jew at first hand. Vostell strived to relate to these traumatic experiences as a German. An increasingly intensive exchange developed between the two artists.

While the female members of his family fell victim to the mass murder policy of the National Socialists, Boris Lurie and his father Ilja survived. After 1941, he was transported to various concentration camps and liberated on 18 April 1945 from the Polte ammunition factory in Magdeburg, which served as a sub-camp of the Buchenwald concentration camp. He emigrated to New York in 1946, where he initiated the NO!art movement in 1959.

Lurie’s art was not aimed at eliciting sympathy for the victims of the Shoah, “but instead at horrifying.” In his works, he repeatedly juxtaposed the mounds of naked corpses of the Holocaust with titillating pin-ups as products of what was, in his opinion, the same inhuman system. His declared objective was to tear the public out of its complacent passivity and bring home to it the continuation of criminal systems. The two artist friends pursued similar goals and strategies, not only thematically, but also stylistically and formally. The exhibition at Kunsthaus Dahlem traces the many parallels in terms of style and content in detail for the first time.

Curator of the exhibition: Eckhart J. Gillen
The exhibition is sponsored by LOTTO Stiftung Berlin, Boris Lurie Art Foundation New York, Freundeskreis Kunsthaus Dahlem – Bernhard Heiliger e. V. and is supported by The Wolf Vostell Estate.

DATES
Duration of the exhibition: October 30, 2020 – February 21, 2021
Opening hours: Wednesday – Monday 11 a.m. –5 p.m.
www.kunsthaus-dahlem.de

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Titel zum Thema Kunsthaus Dahlem :

KUNST NACH DER SHOAH. Wolf Vostell im Dialog mit Boris Lurie im Kunsthaus Dahlem
Wolf Vostell (1932–1998) und Boris Lurie (1924–2008) bezogen mit ihrer Kunst politisch Stellung, beide beschäftigten sich mit der Aufarbeitung der Schrecken des Holocaust, beide traten Krieg und Verbrechen gegen die Menschlichkeit mit aller Kraft entgegen. (Sponsored Content)

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