18 Uhr: Dialogische Bildbetrachtung mit Friederike Proksch und Claudia Wasow-Kania. Museum Reinickendorf | Hannah Höch Raum | Alt-Hermsdorf 35, 13467 Berlin
Wie das Material-Design der Zukunft aussehen könnte, zeigt das Kunstgewerbemuseum am Kulturforum mit zwei kleinen Ausstellungen. „Matter of South. Biomaterial Cultures from Latin America“ reflektiert unseren Umgang mit der Gewinnung von Materialien und stellt dem eine Vielzahl nachhaltiger, lokaler und biologisch neutraler Optionen aus Süd- und Mittelamerika gegenüber. „Intervention Wunderkammer#2“ präsentiert eher eine Methodik für den Entwurfsprozess.
Die Ausstellung „Matter of South. Biomaterial Cultures from Latin America“ arbeitet mit einer Kartierung, einem Mapping. Insgesamt wurden über 250 Initiativen über einen Open Call ermittelt. Das so entstandene Netzwerk wird nun im Kunstgewerbemuseum anhand einer Auswahl von rund 60 Projekten gezeigt. Die Präsentation besteht aus Materialproben und einem knappen, nummerierten Steckbrief, der das Konzept und die verwendeten Stoffe vorstellt. Die enzyklopädische anmutende Wand veranschaulicht die Vielheit an Ideen und bedient dabei eine Art Petersburger Hängung, in der sich die Projekte sich dicht an dicht drängen.
Beispielsweise:
Initiative 61:
Ein Leder aus Holzabfällen und Alginaten, vermischt mit Aktivkohle.
Initiative 198:
Keramik aus Muschelresten, Abfällen aus der Meeresfrüchteindustrie. Zielsetzung derzeit: Material soweit perfektionieren, dass es mit den entsprechen bauphysikalischen Zertifikaten verwendet werden kann.
Auf der gegenüberliegenden Wand zeigt eine Projektion eine Landkarte mit Daten wie „54 % der Initiativen arbeiten mit einheimischen Low-Tech-Verfahren“ und kurzen Filmen zu den Herstellungsprozessen. Die Gewinnung neuer Materialien aus Biomasse scheint noch relativ jung zu sein. Offenbar werden diese Ansätze von der Industrie, die eher auf Wegwerfmentalität setzt, wenig verfolgt. So müssen sich die Initiativen selbst organisieren und um ihre politische Position kämpfen.
Die Kartierung dient der Datensammlung. Damit werden die Ergebnisse unterschiedlicher Forschungen vergleichbar und die Vernetzung wird zielgerichteter. Größer gedacht geht es aber um mehr als nur das Experimentieren mit neuen Materialien. So soll deren Gewinnung nicht nur die Natur schonen: Sie soll sich der Natur sogar anpassen. Wir Menschen dürfen unser Habitat nicht weiter ausbeuten und mit unserem Müllschrott belagern. Die Ausstellung plädiert für einen rücksichtsvollen – und lebensbejahenden – Umgang mit unserer Umwelt.
Parallel zur ersten Ausstellung werden in den neu eingerichteten vier Vitrinen der „Intervention Wunderkammer#2“ die beiden Projekte „Tales of Nature“ und „More than Human – Sketching“ vorgestellt, die sich mit dem Objekt in der digitalen Welt beschäftigen.
„More than Human – Sketching“, kuratiert von Personen aus dem Excellenzcluster „Matter of Activity“, Humboldt-Universität Berlin / Department für Neurochirurgie, Charité, legt die Ergebnisse eines partizipativen Design-Anthropologie-Forschungsprozesses offen. Dabei ging es um die Nutzung des digitalen Design-Tools 3D-Zeichnen. Mit diesem Werkzeug wurden Objekte aus den Sammlungen des Kunstgewerbemuseums von Forschenden und Workshop-Teilnehmenden erkundet. Zu sehen sind nun Skizzen, 3D-Drucke und Aufnahmen aus den Workshops.
Die zweite Wunderkammer „Tales of Nature“ - ein Projekt von von Studierenden der Klasse Raumbezogenes Entwerfen und Ausstellungsgestaltung an der Universität der Künste wählt einen noch abstrakteren Zugang, was ihn schwer zugänglich macht. Das Projekt dreht sich es um Beziehungen zwischen lebendiger Materie wie dem Menschen, Tieren oder Pflanzen sowie toter Materie. Allerdings wird gerade diese Trennung aufgehoben, sodass die Gegenstände durch ihr Material beginnen zu erzählen. Dabei kann ein Stein über klimatische Veränderungen von Millionen von Jahren berichten oder ein Stück Plastik seine Verwertung und schlussendliche Entsorgung im Meer bezeugen.
Die beiden Ausstellungsteile beziehen sich nicht unmittelbar aufeinander. Mittelbar sind sie jedoch mit der grundsätzlichen Frage verbunden, welche Materialien das Design unserer Zukunft bestimmen werden, wie nachhaltiges und soziales Design funktionieren könnte. Welche Produktionsweisen und Herstellungsprozesse lassen wir zu und was sagen sie über unseren Umgang mit der Natur und unseren Mitmenschen aus?
Matter of South. Biomaterial Cultures from Latin America
13. Juli – 25. August 2024
Ein Ausstellungs- und Forschungsprojekt im Rahmen der Plattform „More than Human“ des
Kunstgewerbemuseums – Staatliche Museen zu Berlin
Wunderkammer #2
13.07.2024 bis 25.08.2024
Kulturforum, Kunstgewerbemuseum
Matthäikirchplatz, 10785 Berlin
Öffnungszeiten Mi – Fr 11 – 17 Uhr, Sa + So 11 – 18 Uhr
Kunstgewerbemuseum
Titel zum Thema Kunstgewerbemuseum:
Initiative 141 : Eine korallenartige, transparente Vase aus Algen-Biokunststoff
Heute letzte Gelegenheit.
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(Einspieldatum: 17.11.03)
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