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"Auf jeder Fingerkuppe ein Auge" - Günther Uecker im Gespräch über das Medium Aquarell heute

von Stefanie Ippendorf (14.04.2005)


Der Name Günther Uecker ist durch seine Werkschau im Martin-Gropius-Bau in aller Munde. Dort sind u.a. die Nagelreliefs, seine kinetischen Werke aus der ZERO -Zeit und die Aschebilder zu sehen.
Was bis jetzt kaum jemand wußte: schon seit Beginn seines Schaffens hat Günther Uecker aquarelliert. In kleinformatigen Arbeiten verlieh er den Eindrücken seiner Reisen und unmittelbaren Landschaftsimpressionen Ausdruck. So ist über einen Zeitraum von ca. 25 Jahren eine künstlerische Parallelwelt entstanden, aus der im Neuen Berliner Kunstverein (NBK) momentan 300 Blätter aus 15 Zyklen gezeigt werden.

Anläßlich der Aquarellausstellung haben sich Günther Uecker sowie die beiden Graphikexperten Freya Mühlhaupt (Leiterin der Graphischen Sammlung, Berlinische Galerie) und Dr. Andreas Schalhorn (Kupferstichkabinett) am 13.04.2005 im NBK eingefunden, um über das Medium Aquarell zu diskutieren.

Auf die Fragestellungen der beiden Experten hatte Uecker stets ausufernde Antworten parat, so daß der Löwenanteil des Gesprächs auf Seiten des Künstlers zu verbuchen war. Immer wieder betonte dieser, daß er die Aquarelle nur aus Studienzwecken erstellt habe und sie keinesfalls als Primärwerke betrachten würde. Dennoch konnte er es sich nicht verkneifen, seine Aquarelle mit großem metaphysisch- psychologischem Hintergrund zu unterfüttern. Diese "Liebesbriefe an die Natur", wie Uecker seine Aquarelle bezeichnet, kommen „aus dem seelischen Drang heraus, Gefühle zu Papier zu bringen“ im Werkprozeß eines "tastenden Notierens der Fingerkuppen" zustande. Gleichzeitig sind sie ein Versuch des Künstlers, das was von außen auf ihn wirkt, von innen heraus im Medium der Farbe zu beantworten. Auch versteht Uecker seine Aquarelle, wie z.B. die in Irkutsk entstandenen, an den russischen Konstruktivismus erinnernden Werke, als "Herausforderung des seelischen Mitfühlens mit anderen Menschen."

Des öfteren versuchten Freya Mühlhaupt und Andreas Schalhorn Ueckers Aquarelle mit den im Gropius-Bau gezeigten Primärwerken des Künstlers in Verbindung zu bringen. Unter dem Aspekt "Licht" wollten sie Ueckers ZERO - Phase und die weißen Nagelbilder mit dem hell durchschimmernden Papier der Aquarelle vergleichen. Ebenso konstruiert wirkte die Verbindung des Hauptwerkes mit den Aquarellen anhand der Kategorie "Bewegung", die Mühlhaupt vor allem in den Japan-Arbeiten dargestellt sah.

Leider wurde das eigentliche Diskussionsthema der Veranstaltung nur angeschnitten. Mehr noch als um >das Medium Aquarell heute< ging es um kunsthistorische Exkurse zu Dürer, Nolde, Matisse oder der englischen Aquarellmalerei. Im Mittelpunkt der Diskussion jedoch stand Günther Uecker, der den Abend durch sein durchaus sympathisches Auftreten dennoch unterhaltsam werden ließ.

Stefanie Ippendorf

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"Auf jeder Fingerkuppe ein Auge" - Günther Uecker im Gespräch über das Medium Aquarell heute
Der Name Günther Uecker ist durch seine Werkschau im Martin-Gropius-Bau in aller Munde. Dort sind u.a. die Nagelreliefs, seine kinetischen Werke aus der ZERO -Zeit und die Aschebilder zu sehen.

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