15 Uhr: mit Anke Becker (Kuratorin Anonyme Zeichner) und Stéphane Bauer (Leiter Kunstraum Kreuzberg) Danach bis 20 Uhr Glühweinumtrunk und Gelegenheit, Zeichnungen zu erwerben. Kunstraum Kreuzberg/Bethanien | Mariannenplatz 2 | 10997 B
Hamburger Bahnhof, Außenansicht
Im Hamburger Bahnhof werden bis zum 4. Dezember 2005 Shirin Neshats neue Filminstallationen "Mahdokht" (2004) und "Zarin" (2005) gezeigt (letzteres als Weltpremiere), sowie die berühmte Doppelprojektion "Rapture" (1999). Begleitet werden die Filme von acht großformatigen Schwarz-Weiß Fotografien, die vorrangig aus der international bekannten Fotoserie "Women of Allah" stammen (1993-1997).
Während sich auf der Leinwand die ihre Taten bereuende kindliche Prostituierte Zarin ihren kläglich mageren Körper bei einer rituellen Waschung blutig schrubbt, steigert sich meine Unbehaglichkeit bis zur schwindelnden Übelkeit. Beim Verlassen der neuen Ausstellung von Shirin Neshat im Hamburger Bahnhof hätte ich mich am liebsten auch von Kopf bis Fuß in ein Tuch gehüllt, wie die meisten Protagonistinnen ihrer Filme und Fotografien, so sehr hatten mich die Filmszenen in ihren beiden neuen eindringlichen Video-Installationen berührt. Zum ersten Mal hatte ich in Bezug auf derartige islamische Frauenbekleidung nicht die westlich geprägte Assoziation von uniformer Kleiderordnung und Unterdrückung der Frauen in diesen, für mich so fremdartigen Ländern. Die den Körper gänzlich umhüllende Kleidung kann auch tröstlichen Schutz bedeuten, zu erfahren in "Zarin", und die Uniformität des schwarzen Tschadors den Zusammenhalt der Frauengruppe in "Rapture" verdeutlichen. Shirin Neshat öffnet mit ihren Werken die Tür zu einer anderen Welt mit seltsamen Sitten, die dem Betrachter der rätselhaft metaphorischen Filmarbeit "Mahdokht" auf assoziative Art und Weise fast begreiflich erscheinen. Am Ende jedoch entziehen sich ihre symbolgeladenen Werke einer definitiven Interpretation und so müssen auch die Schriftzeichen auf den Gesichtern und Händen der Frauen, der "Women of Allah", für die meisten Besucher im Hamburger Bahnhof, des Arabischen nicht mächtig, eine geheimnisvolle kalligraphische Ornamentik bleiben. Wie auch die Künstlerin selbst, so gehören ihre Werke zwei Kulturkreisen an und "erst wenn sie in beiden Welten gesehen werden, wird sich der volle Sinn ihrer Arbeit entfalten", prophezeit die Pressemitteilung.
Titel zum Thema Shirin Neshat:
Shirin Neshat im Hamburger Bahnhof (noch bis 4.12.05)
Ausstellungsbesprechung: Seit 1997 erzählt die iranisch-amerikanische Künstlerin Shirin Neshat mit ihren Schwarzweißfilmen eindringliche Geschichten ohne Worte, die sich dem Gedächtnis des Betrachters sofort einschreiben.
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