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Anouk Kruithof: "Becoming Blue" im Künstlerhaus Bethanien

von Verena Straub (26.02.2009)


Anouk Kruithof:

Studioaufnahmen von Menschen vor monochrom-blauem Hintergrund - denkt man da nicht zuerst an eine typische Bluescreen-Situation? Wenn die Portraitierten jedoch, wie in Anouk Kruithofs Serie, zudem mit blauen Kleidungsstücken gekleidet sind, könnte man darin einen Moment ungewöhnlicher Nacktheit erkennen, ein Durchsichtigmachen jeglicher Projektionen.

Für ihr Projekt „Becoming Blue“, das derzeit im Künstlerhaus Bethanien zu sehen ist, lud die niederländische Künstlerin Menschen ein, die ihr besonders individuell und ausdrucksstark erschienen. Jede(r) Beteiligte wurde gebeten, ein blaues Kleidungsstück anzuziehen und sich der ungewissen Situation der Photosession zu stellen. Dabei stand die Photographin jedoch keineswegs wie erwartet hinter der Kamera - vielmehr sprengte sie die herkömmlichen Konventionen der Studiophotographie, indem sie sich selbst frei im Raum und auch vor der Kamera bewegte und mithilfe von Timer und ferngesteuertem Auslöser unerwartet - im wahrsten Sinne „out of the blue“ - Bilder schoss. Dieser Überraschungseffekt lässt sich in den Gesichtern der Personen wiederfinden - sie starren teilnahmslos und abwesend ins Leere oder suchen mit erschreckten Augen Halt im ungewiss gewordenen Raum. Es sind Gesichter, die sich unbeobachtet und gleichzeitig verunsichert fühlen und in einem Nerven-Kurzschluss für einen Augenblick ihre wahre, von der Photographie unverstellte Seite aufblitzen lassen.

Dabei geht es Anouk Kruithof weniger um individuellen Ausdruck, sondern um das Aufzeigen eines allgemein-menschlichen Zustandes, um „Zwischen-Momente, die auf optimale Weise die emotionalen Befindlichkeiten sichtbar machen, ...“ (Kruithof). „Becoming Blue“ macht die Portraitierten – im Sinne eines Bluescreen – durchsichtig, um auf eine allgemeine Gemütsverfassung hinzuweisen: Das stete Hin- und Herschwanken zwischen dem Bewahren und dem Verlust der eigenen Fassung.
Durch ihr Experiment mit dem photographischen Portrait erzeugt Kruithof gestellte Schnappschüsse, die ihre Faszination und bisweilen auch ihren Humor vielleicht gerade durch dieses Paradoxon entfalten.
Und immer steht dabei die Frage im Raum: Wo ist sie, die den Auslöser bedient? In manchen Bildern setzt sich die Photographin selbst ins Bild – versteckt hinter seltsamen Details: Finger, die hinter einem Kopf hervorlugen, dritte Arme im Bild, eine Nadel in der Hand oder fremde Haare im Rücken - dies alles sind Zeugnisse einer merkwürdig surreal wirkenden Welt, die auch beim Betrachter Verunsicherung erzeugen.

Für die Präsentation der Bilder hat Anouk Kruithof zusätzlich eine Installation entwickelt, die in der Mitte des Raums stehend in einen überraschenden Dialog mit den Photographien tritt:
Es handelt sich um eine aus über 4000 Büchern aufgeschichtete Wand, die aufgrund der unterschiedlich farbigen Buchschnitte als leuchtendes, tableauartiges Gesamtbild wahrgenommen wird. Auf die Rückseite der Wand ist eine Videoaufnahme projiziert, auf der eine ähnliche Bücherwand zu sehen ist. Die Projektion verschmilzt mit der realen Bücherwand zu einer als Einheit gedachten Installation. Wird der Betrachter - nach der lange Zeit unbewegten Projektion - unverhofft mit lautem Krachen überrascht, unter dem die Wand im Video plötzlich umstürzt, kann auch dies einen kurzen Moment des Erschreckens auslösen.
Und plötzlich werden die Portraits zum Spiegel unserer eigenen verunsicherten Gesichter.

Abbildung:
- Anouk Kruithof, Untitled #34, 2007, C-print auf Dibond, 90 x 72 cm
- Anouk Kruithof, Enclosed content chatting away in the colour invisibility, 2008, Installation, 4000 Bücher

Ausstellungsdauer: 20. Februar – 8. März 2009
Öffnungszeiten: Mi – So, 14 – 19 Uhr

Künstlerhaus Bethanien
Mariannenplatz 2, 10997 Berlin
bethanien.de

Verena Straub

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