Im Rahmen dieses Tages bieten viele Berliner Moscheen Führungen, Vorträge, Ausstellungen, Folklore, Informationsmaterialien und Begegnungsmöglichkeiten an.
Ist Zeit darstellbar? Wie wird sie aus verschiedenen künstlerischen Positionen wahrgenommen und bewertet?
Die Seminargruppe Kuratorische Praxis des Kunsthistorischen Instituts der Freien Universität Berlin lud 19 internationale Künstlerinnen und Künstler dazu ein, sich in der Ausstellung a minute is not a minute dem Begriff der Zeit anzunähern. Ausstellungsraum ist ein ehemaliger Supermarkt und heutiges Kreativzentrum, der die Thematiken Prozess und Erinnerung zusätzlich aufgreift. Eine Entwicklung vom hektischen Verkaufsort hin zum entschleunigten Kunstraum.
Sascha Weidners autobiographische Arbeit Das Pendel der Zeit (2008) zeigt ein auf die Wand projiziertes Klassenfoto seiner Mutter. Vor dem unscharfen Bild schwingt ein Lupenglas, das partiell für einen scharfen Bereich auf der Projektionsfläche sorgt und einzelne Gesichter klar erkennbar werden lässt. Die Erinnerung ist verblasst, es entsteht nur per Zufall ein Moment, in der sie scharf gestellt und erzählt wird.
Mit dem Sujet der Erinnerungskultur und der Verortung in der Zeit befasst sich auch Olga Kessler in ihrer fotografischen Serie Ein Kuss - System Familie. Das konventionelle, harmonische Familienbild wird aufgebrochen und gegen subtil beklemmende Aufnahmen ersetzt, die versuchen, die realen Beziehungsgeflechte auszuloten. Trotzdem wirken Kesslers Arbeiten konstruiert, die ganz intimen Einblicke werden nicht gewährt.
Ähnlich arbeitet Johanna Rüggen in Form von fotorealistischen, kleinformatigen Ölbildern mit dem Privaten und der Darstellung von Familienbildern. Die Serie Geburtstag (2010/11) zeigt lediglich Bildausschnitte von typischen Familienszenarien, ohne durch Gesichter persönliche Bezüge herzustellen. Der Betrachter wird Teil einer Erinnerungsreise und bezieht eigene Assoziationen in den Prozess ein.
Elke Graafs großformatiges Maschenbild Ohne Titel (2006) erhält durch die Wahrnehmung als Nahaufnahme eines gestrickten Gegenstandes eine rhythmische Wirkung, die den Betrachter zur intensiven Auseinandersetzung mit Graafs meditativem Arbeitsprozess zwingt. Fast schwappen die dynamisch flimmernden, akribisch aneinander gesetzten Maschen aus dem Bild, die Farbigkeit ruft Assoziationen an langsam oxidierendes Metall hervor.
Schnelllebigkeit und Hektik der Großstadt sucht man vergeblich in a minute is not a minute. Die Kunst lässt sich Zeit, Vorgänge sind akribisch ausgeführt und dokumentiert. Im Fokus steht fast ausschließlich die persönliche, subjektive Wahrnehmung von Zeit. Dem Betrachter werden dabei vorsichtige Einblicke gewährt um die eigene Wahrnehmung von Zeit nachspüren zu lassen.
Anja Braun | Anke Deichmann | Caroline Corleone | Eileen Dreher | Jan Vincent Franke | Elke Graalfs | Daniela Gugg | Tatsuya Higuchi | Sara Hoppe | Olga Kessler | Felix Kiessling | Marie Letkowski | Julia Majewski | Stephen John Mooney | Federico Pietrella | Thomas Prochnow | Johanna Rüggen | Birgit Schuh | Sascha Weidner | Benjamin Yavuzsoy
a minute is not a minute.
Künstlerische Reflexionen über Zeit
13 - 27. Juli 2012
SUPERMARKT Wedding
Brunnenstraße 64 |13355 Berlin
supermarkt-berlin.net
Titel zum Thema a minute is not a minute:
Wenn aus einer Minute eine Stunde wird
Ausstellungsbesprechung: Ist Zeit darstellbar? Wie wird sie aus verschiedenen künstlerischen Positionen wahrgenommen und bewertet?
a|e Galerie - Fotografie und zeitgenössische Kunst
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