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Videoarbeiten von Stefan Panhans im Haus am Waldsee

von Barbara Borek (19.01.2014)
vorher Abb. Videoarbeiten von Stefan Panhans im Haus am Waldsee

Stefan Panhans, Homestory (Il Cielo In Una Stanza), Video 2012, Videostill, Courtesy: Stefan Panhans, Galerie Feldbuschwiesner, Berlin / Galerie Dorothea Schlueter, Hamburg

Das Haus am Waldsee startet sein ambitioniertes Jahresprogramm 2014 mit der Einzelausstellung "Too much change is not enough" und zeigt das gesamte bisherige Videowerk des Künstlers Stefan Panhans. Die Besucher erwartet ein spannender Parcours durch inszenierte Bildwelten – und durch unser Konsum- und Kommunikationsverhalten.

Bereits die erste Arbeit in den Räumen der historischen Villa in Zehlendorf führt in einen Beobachtungssmodus, dem man sich nicht entziehen kann. Die Videosequenz Glow (2006) begleitet eine junge, sehr sportliche Frau beim Training auf einem Stepper. Ihre Bewegungen sind kraftvoll und voller Energie. Ihr Gesichtsausdruck drückt Entschlossenheit aus, den Kampf mit der Maschine aufzunehmen und zu gewinnen. Auf dem Rücken trägt sie einen Wasserbehälter, über einen Schlauch kann sie jederzeit einen Schluck trinken. Plötzlich, ohne Ankündigung, versucht sie mit einer ruckartigen Bewegung einem nicht sichtbaren Hindernis, einem imaginären Angriff, auszuweichen.

Doch das Survivaltraining der jungen Frau findet erkennbar in einem Fitnesscenter statt, einem vermeidlich geschützten Raum. Stefan Panhans benutzt eine Standkamera, lässt das Geschehen über zwölf Minuten am Betrachter vorüberziehen. Es gibt keinen Schnitt, keinen Schwenk, keinen Zoom. Die Protagonisten seiner Videoarbeiten bewegen sich in festgelegten, bühnenartigen Räumen. Auch sie können nicht ausweichen, eingeschlossen in den gewählten Programmen und nachfolgenden Geschehnissen.

Stefan Panhans
Stefan Panhans, Sorry, Video, 2010, Installationsansicht Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest, Courtesy: Stefan Panhans, Galerie Feldbuschwiesner, Berlin / Galerie Dorothea Schlueter, Hamburg

Der 1967 im Rheinland geborene, heute in Berlin und Hamburg lebende Video- und Fotokünstler Stefan Panhans thematisiert in seinen Arbeiten aus den Jahren 2003 bis 2014 das Selbstoptimierungsprogramm unserer Gesellschaft. So beschreibt das Setting des Films Sorry (2010) eine sehr bekannte, alltägliche Situation: Wohl jeder kennt die überfüllten Wagons im ICE, mit Sitzen, auf denen die Passagiere schlafen, essen, trinken, dann aufstehen und sich durch den schmalen Gang schieben. Doch die von Panhans gewählte Personage setzt sich aus Stars und Sternchen zusammen: Brad Pitt und Paris Hilton, Michael Jackson und Angelina Jolie arbeiten sich über den Bildschirm. Natürlich sind es Doubles, Doubles, denen man es ansehen soll, dass sie die Prominenten klonen. Der Künstler löst mit seinen Arrangements die Grenzen zwischen innen und außen, zwischen privat und öffentlich auf. Auch hier verändert sich die Blickperspektive nicht, minutenlang sind wir Zuschauer und zugleich Beteiligte.

Sorry ist ein geräuschloses Video, ohne Sprache oder Musik. Dies ist die Ausnahme. Stefan Panhans ist kein leiser Künstler, er hat seine Arbeiten fast alle mit lautem Sound unterlegt. Er zieht die Zuschauer in seine Bildgeschichten, verdichtet diese durch Körpersprache und Texte.

Stefan Panhans
Stefan Panhans, 7-10 Millionen, Video, 2005, Videostill, Courtesy: Stefan Panhans, Galerie Feldbuschwiesner, Berlin / Galerie Dorothea Schlueter, Hamburg

Einem poetischen Wortmarathon absolviert die Figur in der Arbeit Sieben bis zehn Millionen (2005). Fünfeinhalb Minuten, ohne Atempause, beschreibt sie den Kauf eines nicht näher definierten Objektes aus dem Elektronikbereich. Wie ein verirrtes Tier taumelt sie verbal von der Planung bis zur Entscheidung, zieht sich mühsam an allen Anstrengungen vorbei. "Sie wollen dich verwirren und dann wollen sie dich verarschen, aber nicht mit mir Alter! ... Da musst du ja ein menschlicher Scanner sein, um das alles zu checken. Aber mich kriegen sie nicht ran. No way!" Doch Stefan Panhans entlarvt unseren Versuch, einzigartig, herausragend und originell zu sein, als gescheitert.

Der Katalog im Verlag Walther König erscheint Ende Januar. Er entstand in Kooperation mit der Villa Merkel Esslingen, hier werden parallel ausgewählte Videos und vor allem die Fotoarbeiten Stefan Panhans´ gezeigt.

Stefan Panhans
Too much change ist not enough

19. Januar bis 16. März 2014

Haus am Waldsee – Internationale Kunst in Berlin
Argentinische Allee 30
14163 Berlin
hausamwaldsee.de

Dienstag – Sonntag 12 – 18 Uhr

Barbara Borek

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Videoarbeiten von Stefan Panhans im Haus am Waldsee
Ausstellungsbesprechung: Das Haus am Waldsee startet sein ambitioniertes Jahresprogramm 2014 mit der Einzelausstellung "Too much change is not enough" und zeigt das gesamte bisherige Videowerk des Künstlers Stefan Panhans.

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