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„Geduld, chirurgische Präzision und Zurückhaltung“ - Walker Evans im Martin-Gropius-Bau

von Theresa Hartherz (03.08.2014)
vorher Abb. „Geduld, chirurgische Präzision und Zurückhaltung“ - Walker Evans im Martin-Gropius-Bau

Walker Evans: Young Women Outside Clothing Store, 1934–35, 114 x 184 mm, Lunn Gallery Stamp (1975), © Walker Evans Archive, The Metropolitan Museum of Art

Inspiriert von Honoré Daumiers „Third Class Railway Carriage“, mit einer 35mm-Contax versteckt unter seinem Mantel ausgestattet, das Objektiv zwischen den Knöpfen desselben deponiert, den Drahtauslöser im Ärmel verborgen, fotografierte der Künstler Walker Evans zwischen 1938 und 1941 in der New Yorker U-Bahn unbemerkt andere Fahrgäste. „Eine Rebellion gegen das Studioportrait“, sollte es sein, die sich „gegen jegliche Pose in der Portraitfotografie“ richtete, so Evans. Einige der zahlreichen Aufnahmen, die dabei entstanden, sind seit dem 25. Juli gemeinsam mit rund 200 Original-Abzügen im Martin-Gropius-Bau zu sehen. „Walker Evans. Ein Lebenswerk“, eine von James Crump kuratierte Ausstellung, die bis zum 9. November 2014 im Rahmen des 6. Europäischen Monats der Fotografie gezeigt wird.

Die „Subway Portraits“ entlehnen ihren besonderen Reiz vor allem der unbestimmten Kameraführung. So hatte Evans bei den Aufnahmen nicht die Möglichkeit, durch den Sucher zu sehen und den exakten Bildausschnitt zu definieren. Die Fotografin und Filmemacherin Helen Levitt, die Evans bei seinen U-Bahn-Fahrten begleitete, diente ihm zunächst als Testperson. Danach nutzte er seine Erfahrungswerte und fing oft eine Person mehrmals im Bild ein. Es war der unbewusste Habitus, der Evans interessierte – „The guard is down and the mask is off: even more than when in lone bedrooms (where there are mirrors), people´s faces are in naked response down in the subway“. Die Fotografien wurden erst 1966 unter dem Titel “Many are Called” publiziert und in Auszügen in der von John Szarkowski (1925-2007) kuratierten Schau „Walker Evans´ Subway“ im Museum of Modern Art präsentiert.

Die Ausstellung im Martin-Gropius-Bau liefert – wie ihr Titel verrät – einen Einblick in das fünf Dekaden umfassende Lebenswerk Evans´, spart jedoch seine Farbfotografien, die Anfang der 1970er Jahre mit einer Polaroid SX-70 entstanden, aus. Neben den sehr frühen Aufnahmen verschiedener Gladiolenarten, die wie botanische Studien wirken, beeindrucken besonders die Fotografien zur „African Negro Art“, einer Ausstellung, die 1935 im MoMA zu sehen war. Es entstanden 17 Portfolios mit je 477 Fotografien, die die hauptsächlich skulpturalen Werke der Schau dokumentierten. Der damals 32-jährige machte auch hier zum Teil mehrere Aufnahmen von den einzelnen Objekten. Er fotografierte sie aus unterschiedlichen Blickwinkeln und positionierte diese so, dass sie den Bildraum nahezu komplett einnahmen.

Aber natürlich sind in der Ausstellung auch die bekannten Motive zu sehen, die Evans berühmt machten und die die Fotografiegeschichte des 20. Jhs. wesentlich beeinflussten. So wie bspw. die Portraits von Farmerfamilien, die einen authentisch wirkenden Einblick in das Amerika während der Großen Depression zeigen. Typisch für diese Bilder ist der nüchtern, sachliche Stil und der ungeschönte Blick auf die Realität. Der im Jahre 1903 in St. Louis geborene Walker Evans (gest.1975) nahm sie während seiner Tätigkeit als Farm Security Administration-Fotograf auf.

Das MoMA widmete Evans bereits 1933 eine Ausstellung. Es war die erste fotografische Einzelausstellung des Hauses überhaupt. Gezeigt wurden 39 Bilder viktorianischer Häuser, die Evans zwei Jahre zuvor aufgenommen hatte und die der Schriftsteller und Gründer der Zeitschrift “Hound & Horn”, Lincoln Kirstein, als von „Geduld, chirurgischer Präzision, und Zurückhaltung“ durchdrungen beschrieb.

Walker Evans. Ein Lebenswerk
25. Juli bis 9. November 2014

Bis 24. August: Täglich 10:00 - 20:00 Uhr
Danach: Mittwoch bis Montag 10:00 - 19:00 Uhr, Dienstag geschlossen

Martin-Gropius-Bau
Niederkirchnerstraße 7
10963 Berlin
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Theresa Hartherz

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Daten zu Walker Evans:


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Titel zum Thema Walker Evans:

„Geduld, chirurgische Präzision und Zurückhaltung“ - Walker Evans im Martin-Gropius-Bau
Ausstellungsbesprechung: Inspiriert von Honoré Daumiers „Third Class Railway Carriage“, mit einer 35mm-Contax versteckt unter seinem Mantel ausgestattet, ...

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