Die erste Woche des Project Space Festivals Berlin wurde von einem nachlassenden, aber nicht aussetzenden Regen begleitet.
So auch die Aktion von Bruch & Dallas auf einem öffentlichen Gelände neben der geschlossen Neuen Nationalgalerie. Hier, mitten in Berlin, auf einem, zu allen Seiten von prominenter Berliner Architektur eingefassten, Schotterplatz, wurde maßstabsgetreu der Grundriss des Kölner Projektraums Bruch & Dallas, eines der ehemaligen Ladenlokale der siebziger Jahre am Kölner Ebertplatz, übertragen. Der sorgsam ausgemessene Ausstellungsraum wurde von Martin Plüddemann und Pascal Fendrich mit Schaufel und Besen fein säuberlich zu einer offenen, grauen, oktogonalen Fläche frei gekehrt. Dass für Geschäftsleute wenig attraktive Räume durch künstlerische Arbeit wieder in das Bewusstsein der Stadt zurückgekehren, ist der Arbeit von Projekträumen zu verdanken. Der Grundriss eines solchen Raumes befindet sich nun seit Beginn des Project Space Festivals Berlin bis auf weiteres in unmittelbarer Nachbarchaft zur Neuen Nationalgalerie, Hans Sharouns Philharmonie oder den Türmen des Sony Centers.
Die zweite Woche des Festivals führte die Besucher*innen in sieben verschiedene Berliner Bezirke. Die Galerie BRD, einer von vier überregionalen Gasträumen, die zusätzlich zu den 27 Berliner Räumen eingeladen wurden, zeigte in der zweiten Woche des Festivals, zu Gast im Berliner Projektraum Å+ in Moabit, eine Kooperation zwischen zwei Parteien, die verhandeln, ob und wie sie einander nützen könnten : Cosmin Covaciu und Jasmina Ferouca, beide in einer Leipziger Sinti und Roma Gemeinde verwurzelt und Uwe Greiner, der gemeinsam mit Covaciu einen Schrotthandel betreibt und ihn zu Ämtern begleitet. Als Gegenleistung bekam Greiner eine Art Empfehlungsschreiben, von Ferouca formuliert, das ihm einen Zugang zur Roma Community verschafft. Auch in dieser Ausstellung wurde alles nach Kosten – Nutzen abgewogen, auch die Schrotteile, die sorgsam durch Covacju und Greiner in der Ausstellung nach verschiedenen Metallen sortiert und arrangiert waren. Die beigelegten Kilogrammpreise des Metallschrotts verweisen auf dessen Zweck, der ganz klar kein künstlerischer ist. Er ist hier zwischengelagert, bis er abgeholt und weiterverkauft wird. Covacju und Greiner selbst sind nicht anwesend. Das hätte sich rein rechnerisch nicht gelohnt.
Die Galerie BRD tritt an diesem Abend weder durch eigene Räume, noch als Vertretung von Künstler*innen in Erscheinung, sondern einzig durch den beigelegten Ausstellungstext „Die Kritik verkörpern – einige Thesen“ von Marina Garcès. Indem sie keinen eigenen Ausstellungstext verfassen, eigentlich auch keine Künstler*innen einladen, die Ausstellung auch nicht in dem Sinne kuratieren, verwischen sie bewusst die Grenzen zwischen den Parteien, was die, auf den ersten Blick sehr klassisch gesetzte Ausstellung, auf eine andere Weise erfahrbar macht.
Will man der Frage nach dem besonderen Verhältnis von Projekträumen und Live Performance nachgehen, empfehlen sich in der dritten Woche des Project Space Festivals die Abende von Alpha Nova & Galerie Futura in Kreuzberg, Grüntaler9 im Wedding und Centrum in Neukölln. Auf eine interessante Paralelle zu vielen Berliner Projekträumen, die in den 90er Jahren noch eng mit der lokalen Clubkultur verbunden waren, deutet die, mit Künstlern aus Kassel, Berlin und Athen geplante, Home Coming Parade des, aus Kassel eingeladenen, Projektraums TOKONOMA. Die vierte Festivalwoche wird sich, nach einem stillen Konzert bei La Plaque Tournante am Montag, von Dienstag bis Sonntag mit dem nomadischen Aspekt und dem relationalen Raumverständnis von LAGE EGAL, Comedy Club, Larrys show, NOTE ON, Neue Berliner Räume und Frankfurt am Main auseinandersetzen. Den Abschluss des Festivals bilden die Gastspiele von Schneeeule im Acud und Kinderhook & Caracas im Moviemento-Kino, bevor am 31. August das diesjährige Project Space Festival Berlin mit einer Performance und interaktiven Ausstellung bei KuLe zu Ende gehen wird.
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