In der Saarländischen Galerie in Berlin sucht das Kunstprojekt Artmix Wege in und aus vorgegebenen und eigenen Grenzen. Serge Ecker (Luxemburg), Karen Fritz (Saarbrücken) und Sarah Niecke (Saarbrücken) erkunden in kollektiver Zusammenarbeit den Zugang zu einer Region, die sowohl ländlich als auch postindustriell geprägt ist, und den eigenen Körpern. Gefördert als Aufenthaltsstipendium vom Ministère de la Culture Luxemburg und dem Kulturdezernat der Landeshauptstadt Saarbrücken bietet das Format Artmix bereits zum dritten Mal in der Saarländischen Galerie eine Plattform für den Austausch und die Zusammenarbeit künstlerischer Positionen. In diesem Jahr entwickelten die drei ausgewählten Künstler_innen eine gemeinsame Installation, die Arbeiten unter dem Titel < peripher > greifen ineinander, verfolgen eine gemeinsame Fragestellung: Was passiert im Zentrum der eigenen Peripherie?
Zentrales Objekt der Ausstellung ist eine schlichte Holzbox. In der Größe von einem Quadratmeter und ohne Bodenfläche konstruiert, ist sie mobil und wurde vom Kollektiv an verschiedenen Orten aufgestellt: auf einer Brücke, in einer Lagerhalle, vor der Agentur für Arbeit, im Wald, neben einem Heuhaufen … An den Innenwänden wurde eine Beschichtung aus anorganischen und organischen Materialien (Stahlwolle, Glaswolle, Holzrahmen, Hartfaserplatte) angebracht, die in Bezug zu den geologischen Begebenheiten der Region stehen. Diese geschlossene, begrenzte und gleichzeitig offene, durchlässige Raumeinheit symbolisiert – ausgehend von den Thesen des Psychoanalytikers Wilhelm Reich – nichts weniger als unsere Lebensenergie. Lebensenergie, das ist auch und vor allem die Sexualität, ihre moralischen und geschichtlichen Dimensionen und Entwicklungen.
Die Künstler_innen verfolgen in verschiedenen Formaten und mit unterschiedlichen Materialien die Wege dieser Energie, eng verbunden mit den Orten und der Situation des Grenzlandes Elsass-Lothringen, in dem alle drei geboren sind. Gemeinsam ist ihnen der visuelle Zugang, verbunden mit haptischen Erfahrungen und Erkundungen. Sie verbleiben nicht in der Box, sondern treten aus ihr heraus.
Eine Lichtung im Wald zeigt die Box, aus der sich eine Person herausschält; da es keine untere Platte als Begrenzung gibt, gräbt sie sich durch den Boden. Nackte Füße bewegen sich über eine Heuwiese, die Kamera ist am Fuß befestigt, verfolgt die Körpererkundungen aus einer Perspektive von unten. Die Augen der Protagonistin bleiben verschlossen, lediglich ihr Köper nimmt durch Tasten und Bewegungen mit der Umgebung Kontakt auf. Schafswolle hängt von der Decke, in einem wie ein schmaler Gang konstruiertem Abschnitt der Galerie, auf dem Boden liegen Platten aus Metall. Der Gang funktioniert wie eine Schleuse zwischen dem Raum, in dem die Box aufgestellt ist und einem weiteren Raum, in dem eine Videoarbeit und Fotos von den Orten der Installation berichten.
Der spannende Gedankenansatz, den eigenen Körper in seinen Grenzen über Landschaftsszenarien zu erkunden und zu verorten, wird jedoch in Schranken verwiesen. Ohne erklärende Texte oder Hinweise lässt sich die Spur von der Theorie Wilhelm Reichs über die saarländische und luxemburgische Natur bis zur Kommunikation der Künstler_innen mit den Besucher_innen schwer verfolgen. Für diese Ausstellung braucht es neben Zeit, visueller und gedanklicher Vorstellungskraft vor allem kulturtheoretische Werkzeuge. Nur so können für die Ausgangsfrage: Was passiert im Zentrum der eigenen Peripherie? Antworten gefunden werden.
Artmix 11 - peripher
Serge Ecker, Karen Fritz, Sarah Niecke
bis 2. November 2019
Saarländische Galerie – Europäisches Kunstforum e.V.
Charlottenstraße 3
10969 Berlin
Dienstag bis Samstag 14 - 18
www.saarlaendische-galerie.eu
Titel zum Thema Saarländische Galerie:
Grenzen-los-lassen
Ausstellungsbesprechung: In der Saarländischen Galerie in Berlin sucht das Kunstprojekt Artmix Wege in und aus vorgegebenen und eigenen Grenzen.
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