Peter Ruehle, terrain gefilde, 2024, oil ink gesso on jute, 50x40 cm
Mit dem Sehnsuchtsort Natur befasst sich die Gruppenausstellung Dark Arcadia, die am 3. Oktober im Kunstverein Neukölln eröffnet hat. Im Zentrum der unterschiedlichen künstlerischen Annäherungen steht das Motiv Landschaft als Arkadien. Bereits der Titel betont den kontemporären Bruch mit dem traditionsreichen Gegenstand: Eine Unstimmigkeit zwischen Landschaft und Idyll.Insgesamt neun Künstler*innen zeigen uns Aspekte eines Sehnsuchtsortes in Dissonanz: So lenken Peter Ruehles kleinformatige Arbeiten den Blick nach oben zum Himmel, doch sind die Wolkenbilder durchzogen von Streifen, als würde man einen flimmernden Röhrenfernseher mit dem Handy fotografieren. Wir sind gezwungen, das sonst unberührte Naturschauspiel durch eine menschengemachte Perspektive wahrzunehmen.
Es verwundert an dieser Stelle also kaum, dass der Mensch als Figur in keinem der ausgestellten Szenarien eine Rolle spielt. So zeigt Martina Altschäfer eine idyllische Berglandschaft mitsamt Schafherde - die Position des Hirten bleibt im Bildraum vakant.

Marian Wijnvoord, Light, 2021, Öl auf Leinwand, 30x25cm
Der Mensch ist ebenso abwesend in Marian Wijnvoords Light, ein kleines Ölbild, das die Betrachtenden an einen lichterloh brennenden Wald erinnert. Ist menschliches Einwirken Schuld an diesem Brand, oder braucht die Natur uns nicht für dieses Schauspiel? Vielleicht suchen wir den Menschen - oder vielmehr seine Auswirkungen - in diesen Landschaften, weil wir uns selbst stark unserer eigenen (zerstörerischen) Wirkmacht bewusst sind.Es scheint, als sei es heute unmöglich, Landschaft zu betrachten, ohne dass unser Einfluss den Blick plagt. Eine Sehnsucht, wie sie ein Caspar David Friedrich mit seinen romantischen Landschaftsbildern auszulösen verstand, ist vielleicht nur noch mit Nostalgie möglich – im Bewusstsein, dass das, wonach wir uns sehnen, in der Vergangenheit liegt.
Genau dies dürfte den Künstler*innen der Ausstellung akut bewusst sein. Mit Pastell auf Papier zeigt Catalina Pabón einen Wald im Zwielicht; so als wären wir gegangen und hätten davor das Licht ausgemacht.

Michael Wutz, Radierung, ca. 120 x 200 cm
In Michael Wutz’ großformatiger Radierung wiederum sind Grenzen aufgelöst. Organische Formen verschmelzen miteinander, überlagern sich in Schichten wie auf einer Zellebene. Grotesk und wimmelbildartig wirkt diese Arbeit – und bleibt doch singulär in der Ausstellung. Die Idee einer wimmelnden Einheit, wie sie hier angedeutet wird, taucht in den folgenden Werken nicht mehr auf.Vom Teil des Ganzen zum Gegenspieler: Kann unser Verhältnis zur Natur heute nur antagonistisch sein? Oder findet Landschaft nur noch dort statt, wo wir nicht sind?
Martina Altschäfer · Fritz Bornstück · Sven Drühl · Catalina Pabón · Peter Ruehle · Nadja Schöllhammer · Ines Spanier · Marian Wijnvoord · Michael Wutz
DARK ARCADIA
4. Oktober bis 16. November 2025
Öffnungszeiten:
Mi bis So 14 - 20 Uhr
Kunstverein Neukölln e.V.
Mainzer Straße 42
12053 Berlin
www.kunstverein-neukoelln.de






