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19 Uhr: mit dem Klangkünstler und Performer Antti Tolvi aus Turku, Finnland im Rahmen der Ausstellung "Sound, light, silence" Galerie Pleiku | Eugen-Schönhaar-Str. 6a | 10407 B

Lin Haas: ratlos vor...

von Inge Pett (22.11.2017)
vorher Abb. Lin Haas: ratlos vor...

Lin Haas, Spitzkant, 2016, aus der Serie ratlos-vor..., ca-50-x-80-cm, © Lin Haas

Neulich habe sie fast einen Unfall verursacht, bekennt Lin Haas. Die Ampel habe längst umgeschaltet, doch sie sei völlig versunken gewesen. Erst das wütende Hupen eines Autofahrers habe sie abrupt zurück ins Hier und Jetzt katapultiert.

Das, was die Fotografin Lin Haas so sehr faszinierte, dass sie alles um sich herum vergaß, war eine durch den Asphalt hervorgerufene Assoziation, die sie faszinierte. Denn dort, wo andere Menschen nur graue Tristesse wahrnehmen - wenn überhaupt -, entdeckt die gebürtige Düsseldorferin Außerordentliches: grafische Strukturen, seltsame Wesen, ein verlorenes Herz... In der Ausstellung "ratlos vor...", die bis zum 3. Dezember in der Berliner Morgenstern-Galerie zu sehen ist, sind diese Kleinode nun versammelt.


Lin Haas, Seltsames Wesen, 2016, aus der Serie ratlos vor..., ca-50-x-80-cm, © Lin Haas

Manche Arbeiten tragen Namen wie „Teufelchen“, „Gespenst“, „Gnupf“ oder „Breitmaul“. Es sind Papierfetzen, Herbstblätter, Fundstücke, Pflasterverfärbungen, die plötzlich zu Wesen werden. „Gnupf“ ist drollig, das „Teufelchen“ ein kleines Biest. Und irgendwie scheinen alle Namen plausibel, stimmig. Breitmaul könnte einem Kinderbuch entsprungen sein: ein sattes, zufrieden grinsendes Monster, dessen vertiefte dunkle Furchen-Ringe vielleicht irgendjemand mal aus unerfindlichen Gründen in den Boden gefräst hat.

Doch nie manipuliert die Künstlerin, die übrigens Meisterschülerin von Prof. Arno Fischer war, die vorgefundenen Arrangements. Sie hält lediglich fest, was ihr zufällig begegnet, wobei eine kleine Kamera ihr ständiger Begleiter ist.


Lin Haas, Um die Ecke denken, 2017, aus der Serie ratlos vor..., ca-20-x-30-cm, © Lin Haas

Es sind sprichwörtlich Motive, die vor ihren Füßen liegen. „Um die Ecke denken“ lautet eine der Arbeiten, in denen ein dynamischer, im oberen Teil nach rechts abbiegender Strich von ihren Füßen ausgeht. Wobei sie stets bereit ist, dem Zufall eine Rolle zuzugestehen, die Zeichen auf dem Boden als sinnstiftend zu lesen. Das dunkle Blau ihrer Sandalen, das satte Grau des Asphaltes und die gleichmäßige weiße Linie ergeben eine stimmige Komposition, verraten den intuitiven Blick der studierten Grafik-Designerin.

Ebenso wie die Fotografie „Zelt/ Iglu I“, in der sich verschiedene Grautöne der Pflasterung zu einer Kompostion fügen. Die Strukturen des Pflasters und die Pastellfarben könnten einer grafischen Arbeit von Paul Klee entstammen.

Einige der Titel sind sehr persönlich. So habe sie nach einer Trennung nur noch überall den Buchstaben „T.“ entdeckt und daraus eine Serie entwickelt, erklärt Lin Haas. Traumata und Träume – all das, was ihre Seele drückt oder beglückt, fände sein Pendant auf dem Großstadtboden.

Ambivalent, fast schon brutal, wirkt die Arbeit „verlorenes Glück“, in der ein Kuscheltier platt gefahren und verschmutzt kaum noch als solches erkennbar ist. Auch „aus der Zeit gefallen“ erzählt eine eigene Geschichte. Sprichwörtlich aus der Zeit gefallen ist das altmodische Taschentuch aus Stoff.


Lin Haas, ratlos vor Gott, 2016, aus der Serie ratlos vor..., ca-20-x-30-cm, © Lin Haas

Vor den ganz großen Themen macht Lin Haas ebenfalls nicht halt. „ratlos vor Gott“, so der Titel einer Fotografie aus dem Jahr 2016, aufgenommen im Berliner Plänterwald. Bäume werfen ihre Schatten auf den blauen Schriftzug. Aber ist es überhaupt ein G? Oder aber vielmehr ein Pfeil, der auf den Namen Ott verweist? Wie die Künstlerin selber bleibt der Betrachter ratlos. Die Gewissheit bleibt ambivalent.

Ausstellung vom 20.10. 2017 bis zum 3.12. 2017
Öffnungszeiten: Donnerstag und Freitag von 16.00 bis 19.00 Uhr und nach Absprache.

Finissage: Sonntag 3. Dezember 16.00 bis 19.00 Uhr

Morgenstern-Galerie
Budapester Straße 14
10787 Berlin

www.morgen-stern.com/

Inge Pett

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