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24 Minuten - 24 Perc. Junge Kunst aus Berlin und Budapest

von Steffen Krautzig (01.11.2006)


24 Minuten - 24 Perc. Junge Kunst aus Berlin und Budapest

Zwischen den Hauptstädten Deutschlands und Ungarns liegen genau sechs Längengrade. Das Licht der Sonne benötigt auf dem Weg von Ost nach West je Grad vier Minuten und daher geht rein rechnerisch die Sonne in Budapest 24 Minuten früher auf als in Berlin. Ob eine knappe halbe Stunde Lichtunterschied aber fassbare Konsequenzen nach sich zieht, kann anhand von Werken junger Künstler aus beiden Städten jetzt jeder selbst nachprüfen. Im Haus 2 des Pfefferbergs zeigt der Verein art & culture international aktuelle Arbeiten sieben deutscher und neun ungarischer Künstlerinnen und Künstler aus den Gattungen Malerei, Fotografie, Grafik, Installation und Street-Art.

Die Ausstellung wurde in diesem Jahr im Rahmen eines Praxisseminars an der Budapester ELTE-Universität unter der Anleitung von Berliner Vereinsmitgliedern vorbereitet und im Sommer bereits in der ungarischen Hauptstadt gezeigt. Einige der Künstler sind in Berlin jedoch mit anderen Werken vertreten, die alle im Laufe der letzten Monate und teilweise direkt in Auseinandersetzung mit der jeweiligen Partnerstadt entstanden sind. Junge Kunst auch deshalb, weil keiner der Beteiligten älter als 35 Jahre alt ist.

Inmitten der großen ehemaligen Fabrikhalle Nr. 2 im Pfefferberg schwebt eine Installation der Gruppe FallerMiethStüssiWeck: "Unter Null" ist ein schwarz und rot gestrichenes Boot, das an der Decke klebt. Der Betrachter sieht nicht, was auf Deck vor sich geht und befindet sich auf Tauchstation im Meer der Kunst. Nicht alle der ausgestellten Werke passen so ideal in die Größe des Raumes. Einige der kleineren Arbeiten gehen im wahrsten Sinne des Wortes unter. Julia Pfaller und Maria Tackmann hingegen haben für ihre Installation "Nomad II" in einer schummrigen Raumecke ein Papierzelt aufgebaut und integrieren die heruntergekommenen Wände, indem sie kleine Grafiken darauf verteilen, die man inmitten von bröckelndem Putz erst auf den zweiten Blick entdeckt.

Gleich drei großformatige Gemälde steuert Gerit Koglin bei, der wie einige seiner Kollegen an der Kunsthochschule Weißensee studiert und wie alle vertretene Berliner Künstler im Sommer die Ausstellung in Ungarn besuchte. Im realistisch-expressiven Stil verarbeitet er mit bunten und kräftigen Farben im Bild "Großer Bahnhof" seine Erfahrungen, die er mit den langen und steilen Rolltreppen in Budapester U-Bahn-Stationen gemacht hat: Im Vordergrund des Werkes stürzt eine liegenden Gestalt in den Abgrund. Dekorativer sind die Arbeiten von Hatházi László András: Auf querformatigen Ölgemälden zeigt er Pflanzen, welche sich hinter fast vollkommen transparenten Gardinen befinden. Auf dem größten Bild der Serie schimmern an vielen Stellen ebensolche Pflanzenteile durch einen strahlend hellblauen Vorhang. In bester Tradition der Augentäuschung steht vor diesem Vorhang ein Mädchen, deren Kleidung das gleiche Muster trägt. Die vom Künstler gewünschte Hängung des Gemäldes in Bodennähe verstärkt die Verwirrung des Betrachters: Steht das Mädchen vor dem Bild oder ist sie Teil desselben? (Abbildung)

Die insgesamt 21 Fotografien von Oliver Schmidt formen einen Bildteppich, der viele unterschiedliche, nur scheinbar banale Motive zeigt. Neben Naturidyllen finden sich eine brutale Festnahme oder eine Wand mit rotem Fleck, von dem man nicht weiß, ob es nur Farbe oder doch Blut ist. Der Titel "selected ambient works 2b" spielt dann auch auf die oft verstörende elektronische Musik des britischen DJs Aphex Twin an. Zana Krisztián dagegen konzentriert sich auf den Menschen und präsentiert in fünf quadratischen Fotografien der Serie "Garden of Eden" große Emotionen in effektvollen Beleuchtungen (Abbildung).

Auf Streifzügen durch Berlin sammelte Tabori András einzelne Buchstaben und hielt alle zusammen in einem großen "Straßen ABC" fest. Die Auseinandersetzung mit der Stadt und deren Bewohnern ist das häufigste Thema der jungen Künstler. Nationale Unterschiede sind dabei jedoch kaum auszumachen. An den Kunsthochschulen beider Städte wird auf Bewährtes gesetzt und so bietet die Ausstellung weniger Überraschungen als vielmehr die Möglichkeit zu kleinen Entdeckungen.

Abbildungen: Hatházi László András (Ausschnitt) und Zana Krisztián

24 Minuten - 24 Perc. Positionen junger Künstler aus Budapest und Berlin.

28.10.-17.11.2006

Pfefferberg Berlin, Haus 2
Christinenstraße 18-19
10119 Berlin

Mi-Fr 14.00 - 19.00 Uhr
Sa, So 12.00 - 19.00 Uhr

www.art-cult.org

Steffen Krautzig

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